Kita Tarforst: Jetzt sind es drei Millionen Euro

Trier · Die Zahlen stehen fest: Der Umbau der Grundschule Tarforst zur Kita wird weitere 370 000 Euro teurer, kostet insgesamt mehr als drei Millionen Euro. Außerdem ist die Baustelle wegen eines Rechtsstreits geschlossen. Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani nennt die Gründe und entbindet auch den Architekten - Grünen-Ratsmitglied Dominik Heinrich - von seiner Schweigepflicht.

Trier. Die Baukosten liegen mittlerweile bei mehr als drei Millionen Euro, eine runde Million mehr als ursprünglich geplant. Die Kita Tarforst ist zu Triers aktuell berühmtester Baustelle geworden - oder zumindest zum Bauprojekt mit am schnellsten steigenden unerwarteten Kosten (der TV berichtete). Woran liegt das? Schlechte Planung? Mangelhafte Vorbereitung? "Nichts von alldem", sagt Triers Baudezernentin. Simone Kaes-Torchiani legt alle Zahlen und Pläne auf den Tisch.

Die Ausgangslage: "Die ehemalige Grundschule Tarforst war bei Planungsbeginn augenscheinlich in einem guten baulichen Zustand", sagt die Christdemokratin. "Alle Ausführungspläne aus den 60ern lagen vor, so dass auf deren Grundlage die Umbauplanung gewissenhaft durchgeführt und mit den Fachplanern abgestimmt werden konnte." Das aus den frühen 60er-Jahren stammende Schulgebäude soll einen Anbau mit 200 Quadratmetern Fläche erhalten und Platz für 70 Kinder bieten. Der Stadtrat hat dieses Projekt bereits im November 2009 mit großer Mehrheit beschlossen.
Als dann der Baubeginn 2011 anstand, war die Lage leicht angespannt. Die alte Grundschule diente der damals vom Schimmel belasteten Kita Trimmelter Hof als Ausweichquartier. "Während dieser Zeit war eine Bestandsuntersuchung nicht möglich", räumt Architekt Heinrich ein. "Aber auch wenn wir eine gemacht hätten, wären wir nicht auf die Probleme gestoßen, die uns später erwarteten." Dabei drängte die Zeit: Die Bauarbeiten mussten starten, damit die Fördermittel aus dem Konjunkturpaket 2 nicht verfallen.

Die Probleme: Seitdem hagelt es Probleme. "Es stellte sich heraus, dass die alten Pläne erheblich von der Realität abwichen", sagt Dominik Heinrich. Nach dem Start der Rohbauarbeiten füllte sich schnell ein Katalog unerwarteter Mängel.
"Brutal in die Kosten eingegriffen hat der Austausch sämtlicher Grundleitungen und Regenfallrohre", erklärt der Architekt. "Wir mussten fünf Meter tiefe Rohrgräben ausheben." Alle Leitungen waren porös und von Wurzeln durchsetzt - ebenso wie der Estrich im Erdgeschoss, der komplett ausgetauscht werden musste.
Die Dachstatik konnte noch nicht einmal die Wärmedämmung tragen. Schadstoffbelastete Hof- und Dachbeläge, nicht tragfähige Bauteile und der Schimmel ließen die Kosten explodieren. Auch nachdem der Stadtrat im Juni die Erhöhung der Kosten von 2,06 auf 2,74 Millionen Euro gebilligt hatte, ging es weiter. Neue Grundleitungen außen, ein unbelasteter Hofbelag und weitere Punkte ließen die Kosten noch einmal um 370 000 Euro steigen. Heinrich betont: "Ich habe so etwas noch nie erlebt."

Der Vorwurf: Die Frage steht im Raum, ob die Stadtverwaltung und der verantwortliche Architekt diese Kostenexplosion durch gründlichere Prüfungen und Voruntersuchungen hätten vermeiden können. Beide antworten mit einem klaren Nein. "Wenn ich keine Mängel sehe, beispielsweise durch Feuchtigkeit, dann habe ich keine Veranlassung, den Estrich aufzumachen", sagt der Architekt. Gleiches gelte für die Grundleitungen. "Ohne konkrete und erkennbare Hinweise auf Baumängel kann ich das Geld für eine derart ins Detail gehende Voruntersuchung nicht ausgeben", ergänzt Baudezernentin Kaes-Torchiani. "Das sind Kosten, die die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord als erstes streicht."

Der Rechtsstreit: Wann es auf der Baustelle weitergeht, ist völlig offen, denn die Kostenerhöhungen sind nicht das einzige Problem. "Wegen des schwebenden Verfahrens zur Schimmelproblematik im Neubau besteht derzeit ein Baustopp für das gesamte Projekt", sagt Simone Kaes-Torchiani.
Die Verwaltung beschuldigt eine der am Bau beteiligten Firmen, die Schimmelbildung im Neubau durch mangelhafte Sicherung verursacht zu haben. Zurzeit läuft ein Beweissicherungsverfahren, das diesen Vorwurf überprüft.

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