Trier. "Es kann alles immer noch schlimmer kommen" - diesen Satz schrieb Jugendamtsleiter Achim Hettinger in einen am Freitag versandten Brief an alle Eltern der Kita Trimmelter Hof. Noch schlimmer - damit meint Hettinger den jetzt festgestellten Schimmelbefall in zwei Räumen des Gebäudes, das die Stadt ohnehin seit dem 26. März wegen zu hoher Schadstoffkonzentrationen im Linoleumboden dichtgemacht hat (der TV berichtete mehrfach).

Alle sechs Kita-Gruppen sind bereits Anfang April in die Grundschule Tarforst umgezogen. "Wir streben eine Rückkehr so früh wie möglich an", hatte Achim Hettinger damals angekündigt. Doch jetzt wird die Stadt zuerst die neue Schimmel-Quelle finden müssen.

"Art und Intensität des Schimmels sind noch unklar", schreibt Hettinger im Elternbrief. "Wir können uns das nicht erklären", ergänzt der Leiter des Trierer Presseamts, Hans-Günther Lanfer. "Die Stadt wird wohl noch in dieser Woche ein Fachinstitut mit einem Gutachten beauftragen."

Das Gebäude am Trimmelter Hof steht leer. Der gerade erst festgestellte Schimmel schadet deshalb niemandem direkt, ist aber ein weiteres Kapitel der seltsamen Geschichte um ein Gebäude, in dem immer wieder Schadstoffe festgestellt werden. 1997 wurde die neu gebaute Kita eröffnet und im Januar 2008 zum ersten Mal wegen Schimmelbefalls geschlossen. Nach einer eine Million Euro teuren Sanierung klagten Kinder und Erzieher über Reizungen der Augen, Haut und Atemwege. Schließlich wurden im Oktober 2009 zu hohe Schadstoff-Konzentrationen im Linoleumboden gemessen. Nach einem langen Hin und Her folgte Ende März wieder die Schließung - und jetzt ist auch der Schimmel wieder da.

Meinung

Die nächste Schadstoff-Ruine

Die Kita Trimmelter Hof ist ein Paradebeispiel für Pfusch am Bau - weder die Schadstoffe im Boden noch der Schimmel sind Zufall oder höhere Gewalt - und für ein völlig misslungenes Krisenmanagement. Eine Rückkehr in diesen offensichtlich total verseuchten Bau ist pure Illusion, denn das Vertrauen der Eltern und auch der Mitarbeiter ist mittlerweile völlig zerstört. Die Rückkehr des Schimmels zeigt, dass der Bauherr die Lage nicht unter Kontrolle hat und wohl auch nie haben wird. Die Geschichte erinnert an das alte Polizeipräsidium in der Südallee, das heute fast leer steht, nachdem 88 Beamte darin krank geworden sind. Nach langem Kampf kapitulierte die Behörde und zog aus. Auch die Kita droht zur Schadstoffruine zu werden, und der Steuerzahler darf seinen sinnlos versenkten Geldern nachtrauern. j.pistorius@volksfreund.deChronologie 2003 müssen erste Feuchtschäden in der 1997 eröffneten Kita Trimmelter Hof behoben werden. 2008 wird die Kita wegen Schimmelbefalls in der Holzfassade zum ersten Mal geschlossen. 2009 ziehen Kinder und Erzieherinnen wieder ein. Als viele über gesundheitliche Beschwerden klagen, folgt im Oktober eine neue Raumluftmessung. 2010 verfügt Dezernentin Angelika Birk die sofortige Schließung der Kita auf unbestimmte Zeit und die Entfernung des Bodenbelags. (jp)