Kitaplätze: Kreis rechnet nicht mit Klagen

Langsur/Schweich · Ab August haben auch Einjährige einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in der Kita. Man werde diesen Anspruch erfüllen, verspricht Kitaexperte Hubert Ludwig von der Kreisverwaltung. Mit Klagen von Eltern rechnet er nicht.

Langsur/Schweich. Die Uhr tickt: Ab August haben bundesweit alle Einjährigen einen Anspruch darauf, im Kindergarten betreut zu werden. Den Zweijährigen hat das Land Rheinland-Pfalz schon seit August 2012 kraft Gesetz einen Kitaplatz zugesichert. Kein Wunder, dass die Träger baulich draufhalten müssen, um genügend Plätze zu schaffen. Auch der Kreis gibt Gas. Seit Ende 2007 hat das Kreisjugendamt 83 Ausbaumaßnahmen in seinen 75 Kitas koordiniert - in einigen Einrichtungen rückten die Bauarbeiter also gleich zweimal an.

Kita-Ausbauten noch bis 2015: "Sie können sich nicht vorstellen, was bei uns los ist", sagt der zuständige Referent bei der Kreisverwaltung, Hubert Ludwig. 42,3 Millionen Euro seien in fünf Jahren bewegt worden, davon hätten über 70 Prozent die Kommunen gestemmt. Der Ausbau von Plätzen für unter Dreijährige sei voraussichtlich erst im Jahr 2015 abgeschlossen. Der Grund seien die Ausweisung größerer Baugebiete (wie in Nittel) oder die Einbindung in parallel laufende Bauprojekte (Kita-Neubau in Schweich in Verbindung mit zwei Schulneubauten). Bis 2015 sei davon auszugehen, dass Bund und Land die Projekte fördern.
Der Aufwand habe sich gelohnt, meint Ludwig, auch wenn in Einzelfällen nicht jeder Wunsch bezüglich eines Kita-Standortes und der Betreuungsdauer erfüllt werden könne. Er ist aber zuversichtlich, dass nach dem Sommer niemand einen Betreuungsplatz für sein Kind einklagen muss.

Welchen Anspruch haben die Eltern? Geht nichts am Wohnort, dann muss den Kindern ein Platz in "zumutbarer Entfernung" angeboten werden. Zumutbar ist relativ. In der Regel sei das der Nachbarort, meint Ludwig, aber es könnten auch weiter entfernte Kitas sein. Beispielhaft nennt er eine Mutter aus Kenn, die in Luxemburg arbeitet und ihr Kind in die Krippengruppe nach Langsur bringt. Langsur liege auf dem Weg zur Arbeit und sei deshalb zumutbar; im Übrigen sei die Mutter mit dieser Lösung auch sehr zufrieden. In einer Großstadt werde ja auch Eltern zugemutet, von einem Ende zum anderen zu fahren.

Was muss der Träger leisten? "Auf jeden Fall keine Betreuung von morgens 7 bis abends 18 Uhr, nur weil die Arbeitszeit dementsprechend ist," meint der Kitareferent. Der Rechtsanspruch gelte bereits als erfüllt, wenn an fünf Tagen unter der Woche täglich eine Betreuung von mindestens vier Stunden gewährleistet sei. Man sei aber bemüht, diese strengen Kriterien nicht anzuwenden und den Elternwünschen entgegenzukommen. So wolle man beispielsweise Schichtdienstlern eine "Randzeitbetreuung" anbieten, so Ludwig. Diese könne so aussehen, dass nach Schließung einer Kita um 17 Uhr eine Tagesmutter das Kind übernehme und weiter versorge - mit entsprechender Kostenbeteiligung der Eltern.
Bezogen auf alle Kinder unter drei Jahren lag die Angebotsquote im Kreis Ende 2012 bei 41,4 Prozent (1541 Plätze für 3722 Kinder, hinzu kommen noch 77 Plätze bei Tagesmüttern). Bundesweit wird bis August 2013 eine Quote von 39 Prozent angestrebt. Bei den Zweijährigen und Einjährigen liegen die Quoten noch deutlich höher, sie übertreffen auch das Platzangebot in der Stadt Trier (siehe Extra).

Platzvergabe vor Ort: Anders als in Trier, wo die Wartelisten der Kitas zum Jugendamt geschickt werden, das dann zentral die Plätze für die unter Dreijährigen vergibt, arbeitet der Kreis dezentral. "Die Einrichtungen haben die Maßgabe, ihre Wartelisten kontinuierlich abzugleichen und die Plätze bedarfsorientiert zu vergeben", sagt Hubert Ludwig. Die Kita-Leitungen wüssten am besten über die Familienverhältnisse vor Ort Bescheid.
Welche Erfahrungen haben Sie bei der Suche nach einem Kitaplatz im Kreis Trier-Saarburg gemacht? Schicken Sie eine Mail an echo@volksfreund.de. Wegen eventueller Rückfragen bitten wir Sie, uns Name und Anschrift mitzuteilen.

Meinung

Quote um jeden Preis
Schaffe, schaffe, Kitas baue … Nun wird eiligst nachgeholt, was der Staat lange schleifen ließ, nämlich den Eltern durch Betreuungsplätze für unter Dreijährige die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Die Zielrichtung ist richtig, aber das rasante Tempo, das Bund und Land mit ihren Rechtsansprüchen auf Kindergartenplätze vorgegeben haben, hat seinen Preis. Zum einen werden die Kommunen genötigt, den größten Teil der Bauprojekte zu finanzieren. Sie müssen sich weiter verschulden, obwohl die Gesetze nicht auf ihrem Mist gewachsen sind. Zum anderen leidet bei dem Hype um Zahlen und Quoten die Qualität der Betreuung. Weil alles hopplahopp gehen musste, fehlt es jetzt an Fachpersonal. Auffangen müssen das die Erzieherinnen, deren Arbeit ja auch nicht einfacher wird, jetzt, da ihnen auch schon die einjährigen "Würmchen" anvertraut werden. Der architektonische Umbau der Kitas hat zwangsläufig den fachlich-pädagogischen Umbau in den Hintergrund gedrängt. Hier gibt es viel Nachholbedarf. a.follmann@volksfreund.deExtra

Im Kreis Trier-Saarburg gibt es 3722 Kinder unter drei Jahren. Von diesen drei Jahrgängen haben rein rechnerisch 1541 einen Kitaplatz (41,4 Prozent). Bezieht man die Zahlen auf die beiden Jahrgänge mit Rechtsanspruch (also ohne den Jahrgang der unter Einjährigen), dann gibt es bei den Zweijährigen 922 Plätze für 1263 Kinder (Quote 73 Prozent, Stadt Trier: 66 Prozent), bei den Einjährigen bedeuten 619 Plätze für 1178 Kinder eine Quote von 52,5 Prozent (Trier: 29 Prozent). Das kreisweite Angebot an Ganztagsplätzen liegt inzwischen bei 54,6 Prozent: Von 5954 zur Verfügung stehenden Plätzen für Zwei- bis Sechsjährige sind 3252 als Ganztagsplätze ausgewiesen. Diese Plätze werden in 68 Regelgruppen (Drei- bis Sechsjährige) bereitgestellt, ferner in 154 Gruppen, die für Zweijährige geöffnet sind. Hinzu kommen weitere 619 Krippenplätze in 50 altersgemischten Gruppen und 29 Krippengruppen, die ebenfalls ganztägig genutzt werden. alf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort