Klare Entscheidung gegen das Föhrener Kloster

Föhren · Kann das denkmalgeschützte Föhrener Kloster endlich abgerissen werden oder wird es weiter die Entwicklung des Ortsbildes blockieren? Die Rechtsanwältin Christine Frosch, die das Anwesen im Auftrag einer Gläubigerbank verwaltet, hat einen Abrissantrag gestellt, und die Denkmalpflege scheint einzulenken. Eindeutig unterstützt wird Frosch vom Föhrener Ortsgemeinderat.

 Störender Klotz in bester Lage: Das verfallende Kloster in Föhren. TV-Foto: Portaflug/Grafik: Birgit Keiser

Störender Klotz in bester Lage: Das verfallende Kloster in Föhren. TV-Foto: Portaflug/Grafik: Birgit Keiser

Föhren. Das Kloster Föhren, ehemals ein Waisenhaus der Franziskanerinnen, stand in der jüngsten Sitzung des Ortsgemeinderates wieder einmal auf der Tagesordnung. Seit gut einem Jahrzehnt wird versucht, für das leerstehende Gebäude mit Haupt- und Nebentrakten eine sinnvolle Nutzung zu finden. Doch potenzielle Investoren schrecken vor dem voluminösen Altbau zurück - obwohl das Grundstück, auf dem das ehemalige Waisenhaus steht, zur besten Föhrener Ortslage zählt. Das Problem: Eine Umnutzung bei gleichzeitigem Erhalt des Gebäudes ist weder gestalterisch noch wirtschaftlich machbar. Alle Interessenten forderten bisher den Abriss - und als dies die Denkmalpflege verweigerte, sprangen sie wieder ab.
In der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, an der auch Insolvenzverwalterin Frosch teilnahm, sprach Ortsbürgermeister Jürgen Reinehr von "einem Stolperstein, der erst mal aus dem Weg geräumt werden muss". Verwalterin Frosch bat den Rat um seine Zustimmung zum Abriss.
Reinehr und Frosch berichteten anschließend über die Gespräche mit der unteren Denkmalpflege bei der Kreisverwaltung, an denen auch ein Vertreter der Landesdenkmalpflege teilgenommen hatte. Reinehr: "Die Kreisverwaltung neigt inzwischen dazu, dem Abriss zuzustimmen, wenn die Ortsgemeinde sich verpflichtet, die Verwertung des Geländes in sinnvolle städtebauliche Bahnen zu lenken." Außerdem müsse der Abriss auch ein eindeutiger Wunsch der Gemeinde sein.
Der Abriss des Klosters ein Wunsch der Gemeinde? Lange Zeit galt der Bau in Föhren als Tabu, denn die Jahrzehnte, in denen die Franziskanerinnen das Leben im Ort mitprägten, sind besonders älteren Föhrenern in Erinnerung geblieben. Auch die örtliche Kommunalpolitik tat sich vor Jahren noch schwer mit dem Gedanken. Doch mit der schwindenden Erinnerung an die Ära der Franziskanerinnen und angesichts des fortschreitenden Verfalls des Klosters wandelte sich die Sicht.
Bereits 2007 berichtete der TV von "einem grundsätzlichen Einverständnis im Gemeinderat, den Bau abzureißen".
Dies bestätigten die Fraktionen in der jüngsten Ratssitzung. "Noch vor Jahren war das Kloster ein sensibles Thema. Aber wer es heute besichtigt, stellt fest, dass es so nicht weitergeht", sagte Uli Urbanek (SPD). Rosi Radant (CDU) bekräftigte den Standpunkt ihrer Fraktion, die den Abriss schon seit Jahren fordert. Hermann-Josef Steffes (Freie Liste) sprach von unabänderlichen Tatsachen - schweren Herzens werde man dem Abriss zustimmen.
Einstimmig beschloss der Rat, einem Abbruch des Klosters zuzustimmen. Ortsbürgermeister Reinehr: "Nun liegt alles bei der Landesdenkmalpflege. Deren Vertreter hat sich nach dem jüngsten Gespräch noch nicht konkret geäußert."Meinung

Umdenken bei der Denkmalpflege?
In Sachen "Föhrener Kloster" herrscht seit Jahren Stillstand - nur der Verfall geht weiter. Inzwischen kann von einer Ruine gesprochen werden. Eine Ruine, die eine Weiterentwicklung des Föhrener Ortskerns blockiert. Trotzdem kostet das Anwesen der Gläubigerbank des insolventen Eigentümers Geld für den Unterhalt. Die Insolvenzverwalterin wollte nun die Notbremse ziehen und stellte Abrissantrag, wobei sie inzwischen die volle Unterstützung des Ortsgemeinderats genießt. Die Erfolgsaussichten sind nicht schlecht, denn bei der unteren Denkmalpflege des Kreises hat ein Umdenken begonnen. Auch die Denkmalschützer beginnen einzusehen, dass es dort nichts mehr zu schützen gibt. Das letzte Wort hat aber die Landesdenkmalpflege. Hoffentlich stellen die Mainzer nicht den prinzipiellen Erhalt um jeden Preis vor das Allgemeinwohl. f.knopp@volksfreund.deExtra

Der Orden der Nonnenwerther Franziskanerinnen hatte Ende des 19 Jahrhunderts mit dem Bau des Klosters begonnen und es als Waisenhaus betrieben. In den 80er Jahren verkaufte der Orden das Anwesen an eine saarländische Projektgesellschaft. Nach deren Insolvenz im Jahr 2001 fielen das Kloster und das gesamte Klosterareal an eine saarländische Gläubigerbank. Die Bank setzte die Trierer Anwältin für Insolvenzrecht, Christine Frosch, als Verwalterin ein. Der Klostergarten konnte von der Insolvenzverwaltung als Neubaugebiet vermarktet werden. Auch die Umnutzung einiger Nebengebäude - etwa als Gemeindehaus - gelang. Doch der denkmalgeschützte Bau wurde zum Problem: Weil sich für das Anwesen kein Investor finden ließ, kam auch die Neugestaltung des Ortskerns nicht voran.f.k.

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