Klassik und "Psycho"

TRIER. (ANC) Das gab es in Trier noch nie: Ein synchron gespieltes Konzert auf drei Flügeln. Künstler und Initiatoren haben ein ungewöhnliches Konzept in einem ebenso ungewöhnlichen Ambiente arrangiert und ein mitreißendes Klangerlebnis geschaffen.

Der Verkaufsraum des Modehauses Marx füllt sich. Sämtliche Ware ist an die Seitenwände gerückt, was ein sicheres Anzeichen dafür ist, dass man sich an diesem Abend im so genannten Marx-Kultur-Laden befindet. Immer wieder wird der seltene Anblick dreier sternförmig ausgerichteter Flügel bewundert. Ein oder auch zwei Flügel bei einem Konzert, das kennt man vielleicht, aber drei? Georg Kern wünscht sich schon lange ein solches Konzert und stellt die drei Flügel inklusive Stimmer aus seinem Klavierhaus Reisser zur Verfügung. Gemeinsam mit der Initiatorin des Kultur-Ladens, Karin Kaltenkirchen, Geschäftsführerin und Mitinhaberin des Modehauses Marx, hat er seine Idee in die Tat umgesetzt - entstanden ist eine Premiere für Trier. Der Dirigent und Komponist Martin Folz hat gemeinsam mit Andreas Kaspar, Inhaber der Musikschule Pianissimo, und Richard Ufer, Musiklehrer an der Städtischen Musikschule, ein synchron gespieltes Programm zusammengestellt, in dem auch eigene Arrangements auftauchen. Erwartungsfroh nehmen die Zuhörer Platz. Nach einem recht modernen Einstieg mit einer Komposition aus dem 20. Jahrhundert erklingen im Anschluss Mozart-Töne. Die Höhe des Raumes sorgt für eine hervorragende Akustik. "Improvisation in Ton und Raum" verspricht das Programmheft für diesen Abend - und das Publikum wird nicht enttäuscht. Nicht genug damit, dass die Künstler eine bunte Mischung der Musik von Spätromantik über Expressionismus und Barock bis in die Moderne darbieten, nein, es wird zusätzlich ein humorvoller "Trialog über O du eselhafter Martin" inszeniert. Martin Folz erntet viele Lacher, als er die von seinen Kollegen gesungenen Textzeilen des Mozart-Kanons auf scherzhafte Weise interpretiert und dabei immer wieder auf die Zahl des Abends, nämlich die ‚drei', verweist. Der Einheit von Genie und Wahnsinn geht er nach, indem er psychoanalytische Fragen nach einer möglichen Schizophrenie Mozarts aufwirft. Dieser "Joke", wie es Martin Folz nennt, lässt keinen Zweifel mehr an der Originalität des Abends. Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink ist begeistert: "Der Einzelhandel tut sich zusammen, stellt sich in den Dienst der Kultur - und das Ganze auch noch für einen guten Zweck." Der Erlös des Abends kommt der Musikschule Trier zugute.

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