Kleine Schwester der Orgel rührt zu Tränen

Schweich · Die Deutsche Clavichord Societät (DCS) ist ein Verein, der die Kultur um das historische Instrument Clavichord bewahrt und fördert. Zum Jahr ihres 20-jährigen Bestehens hat sie jetzt Clavichordtage in Schweich veranstaltet. 40 Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet genossen das Programm aus Konzerten, Ausstellungen, Vorträgen und Exkursionen.

 Organistin Sabine Hartmann aus Waiblingen hat bei den Clavichordtagen in Schweich ihre Leidenschaft für das ungewöhnliche Instrument entdeckt. TV-Foto: Anke Emmerling

Organistin Sabine Hartmann aus Waiblingen hat bei den Clavichordtagen in Schweich ihre Leidenschaft für das ungewöhnliche Instrument entdeckt. TV-Foto: Anke Emmerling

Schweich. Clavichordtage veranstaltet die Deutsche Clavichord Societät normalerweise einmal im Jahr an immer anderen Orten in Deutschland. Mit diesen tagungsähnlichen, in Teilen auch der Öffentlichkeit zugänglichen Treffen hält sie die Kultur um das erstmals im 14. Jahrhundert als "Clavichord" erwähnte Tasteninstrument lebendig. In diesem Jahr lädt sie aus Anlass ihres 20-jährigen Bestehens zu zwei dieser verlängerten Wochenenden.
Brüder zeigen ihre Instrumente


Schauplatz des ersten war jetzt Schweich. Denn hier und in Föhren ist die Sammlung historischer Tasteninstrumente des DCS-Vizepräsidenten Heiko Hansjosten und seines Bruders Ralf beheimatet. Deren Besichtigung stand für die 40 Teilnehmer - Musiker, Instrumentenbauer und andere Interessierte - natürlich auf dem Programm. Ebenso eine Exkursion zu regionalen Standorten von Orgeln der Dynastie Stumm und ein Konzert von Domorganist Josef Still auf der Stumm-Orgel in der Trierer Welschnonnenkirche.
In der ehemaligen Synagoge Schweich stellten Instrumentenbauer Clavichorde und Tafelklaviere aus, teils Nachbauten historischer Vorbilder. Die Künstler Anne Galowich, Suzana Mendes, Sally Fortino und Gerald Hambitzer nutzten sie für Workshops und Konzerte, die die Vielfalt der Musik für Tasteninstrumente aus sieben Jahrhunderten präsentierten. Ein musikalisch umrahmter musikwissenschaftlicher Vortrag von Nicole Schwindt und Alfred Gross sowie ein Workshop zu Stimmung und Pflege des Clavichords mit Martin Kather rundeten das Programm ab. Den Teilnehmern, die es als hochrangig und dicht bewerten, blieben zahlreiche positive Eindrücke.
Teilnehmer loben Austausch


Das Frankfurter Societäts-Mitglied Michael Zapf habe genossen, erstmals die Moselregion zu erkunden und dabei zu entdecken: "Toll, wie man Kultur hier lebt". Er habe zudem festgestellt, dass sich der regelmäßige Austausch von Instrumentenbauern an Clavichord-Tagen in einer Instrumentenqualität "auf Weltniveau" niedergeschlagen hat.
Ganz begeistert war auch Sabine Hartmann aus Waiblingen, Organistin im Nebenberuf. "Ich habe eine neue Leidenschaft gewonnen für die kleine empfindsame Schwester der Orgel" schwärmt sie. Zum ersten Mal sei sie dem Clavichord begegnet. "Als ich hier das erste Konzert darauf gehört habe, hatte ich Tränen in den Augen, so sehr berührt mich sein Klang." Zur kontemplativen Vorbereitung aufs sonntägliche Orgelspiel möchte sie jetzt unbedingt ein solches Instrument erwerben. Mechthild Sold, "einfach nur mitgereiste" Musikfreundin, ist froh, auf Gleichgesinnte getroffen zu sein. Sie sei besonders fasziniert von der Sammlung der Brüder Hansjosten: "Das ist eine großartige Leistung zum Erhalt kultureller Werte."

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