Kleiner Platz mit großem Namen

Trier · Während in Trier immer noch über die Karl-Marx-Statue aus China am Simeonstiftplatz diskutiert wird, planen ein Verein und die Stadt einen eigenen Gedenkort: die Umgestaltung der Ecke Brücken-/ Jüdemerstraße zum Karl-Marx-Platz.

 Vorher und nachher: die Einmündung der Jüdemerstraße heute, und wie sie 2018 einmal aussehen soll. TV-Foto: Friedhelm Knopp, Grafik: Büro Ernst & Partner

Vorher und nachher: die Einmündung der Jüdemerstraße heute, und wie sie 2018 einmal aussehen soll. TV-Foto: Friedhelm Knopp, Grafik: Büro Ernst & Partner

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Trier Die Idee stammt von der Interessengemeinschaft (IG) Karl-Marx-Viertel, sie wird vom Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld wie auch von der Stadt unterstützt und gefördert. 2018, zum 200. Geburtsjahr des Trierer Sozialphilosophen, sollte in Sichtweite seines Geburtshauses an der Brückenstraße ein Markstein gesetzt werden. Als Lösung bot sich das aus China angekündigte Geschenk, eine Karl-Marx-Statue. Doch dann erschreckte die schiere Wucht des Werks aus Fernost. Der mit Sockel nun 5,50 Meter hohe Bronze-Marx hätte den kleinen Platz erschlagen.
Die Stadt suchte eine andere Lösung und beauftragte in einem sogenannten Kleinen Wettbewerb drei Architekturbüros mit der Platzumgestaltung.
Im Dezember 2016 entschied sich die Jury mit Baudezernent Andreas Ludwig sowie Vertretern der IG und des Ortsbeirats Trier-Mitte-Gartenfeld für den Entwurf des Büros Ernst & Partner (der TV berichtete).
Der Kern des Konzepts ist eine Marx-Darstellung ohne figürliche Präsentation - also keine zweite Statue. Dazu Architekt Stefan Jacobs: "Man wollte das Thema ,Marx' nicht in Person darstellen, sondern indirekt."
Der erste Entwurf sah vor, statt der dort stehenden drei Robinien eine ,Karl-Marx-Linde' zu pflanzen, umgeben von einer runden roten Sitzbank. Das Auswahlgremium bestand aber auf dem Erhalt der Robinien. "Für uns kein Problem. Wir haben die Linde gestrichen. Stattdessen sollen drei ,rote Bänke' jeweils unter einem der Bäume platziert werden", sagt Jacobs.
Das eigentliche Thema "Karl Marx" wird in "Lebenslinien" durch zwölf Messingbänder dargestellt, die sich in unterschiedlichen Abständen von der Brückenstraße ausgehend in geraden Linien durch das Pflaster über den Platz ziehen.
In die zehn Millimeter breiten Bänder werden Marx-Zitate sowie Stichworte zu den wichtigsten Lebensstationen des weltbekannten Trierers eingraviert. Möglich etwa: 1833 - 1836 Studium in Bonn. Architekt Jacobs: "Derzeit kümmert sich ein Extragremium um die Formulierung der Gravuren. Außerdem wäre längerfristig eine Fortsetzung der Lebenslinien im Bürgersteig der Brückenstraße bis zum schräg gegenüberliegenden Karl-Marx-Haus denkbar."
Den Platzcharakter der Ecke Brücken-/Jüdemerstraße soll eine entsprechende Ausgestaltung der Fläche betonen: Neben den roten Bänken ist im Sommer eine kleine Terrassengastronomie vorgesehen, die das am Platz gelegene italienische Restaurant übernehmen will. Hinzu kommen Fahrradständer und Mastleuchten unmittelbar am Rand der Brückenstraße. Jacobs: "Damit verhindern wir zuverlässig, dass der Platzrand zum illegalen Parken missbraucht wird."
Die Ausfahrt von der Jüdemerstraße auf die Brückenstraße bleibt zunächst offen und über den Platz durchfahrbar. Allerdings endet die erkennbare Fahrbahn Jüdemerstraße künftig schon vor dem Karl-Marx-Platz. Ob die Durchfahrt von der Stresemann- über die Antoniusstraße langfristig offen bleibt, ist allerdings fraglich.
Architekt Jacobs schätzt, dass der gesteckte Kostenrahmen von rund 150 000 Euro für das Gesamtprojekt eingehalten wird - "schon weil wir hier mit verhältnismäßig einfachen Gestaltungsmitteln planen".
Auch der Tag der Fertigstellung ist klar definiert: Bis zum Beginn der großen Karl-Marx-Ausstellung im Mai 2018 muss der Platz fertig sein.INTERESSENGEMEINSCHAFT KARL-MARX-VIERTEL

Extra

Kleiner Platz mit großem Namen
Foto: (h_st )

Die Interessengemeinschaft (IG) Karl-Marx-Viertel ist ein eingetragener Verein. Das Viertel umfasst nach der Definition der IG den Bereich zwischen Krahnen- und Johannisstraße im Norden, Moselufer im Westen, Südallee im Süden und Stresemannstraße im Osten. Innerhalb dieses Areals befinden sich beispielsweise Rathaus, Theater, Mutterhaus, Humboldt-Gymnasium und Karl-Marx-Haus. Ziel der IG Karl-Marx-Viertel sei es, das Viertel schöner zu gestalten und dort die Lebens- und Arbeitsqualität zu verbessern. Zu den Mitgliedern der IG zählen sowohl Bewohner des Viertels als auch dortige Gewerbe- und Handeltreibende. www.karlmarx-viertel.de

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