Kleines Haus mit großem Spektrum

EHRANG. Das Geburtstagskind wird 100 und ist doch alles andere als betagt. Das Ehranger Marienkrankenhaus besteht an seinem jetzigen Standort seit einem Jahrhundert. Mit einem Tag der offenen Tür, Präsentationen, Vorträgen und Aktionen können sich Besucher am kommenden Sonntag informieren.

Wie sehr sich das Marienkrankenhaus in den vergangenen 100 Jahren gewandelt hat, macht nicht nur das völlig veränderte äußere Erscheinungsbild deutlich. Waren anfangs ausschließlich Ordensschwestern der Waldbreitbacher Franziskanerinnen für die Pflege der Kranken zuständig, gibt es heute nur noch sieben Schwestern im Marienkrankenhaus. Mit den Ordensfrauen kehrte vor mehr als 100 Jahren in Ehrang Hilfe in großer Not ein.Einst Schlafstätte für Fabrikmädchen

Der Bau der Eisenbahnen und zwei große Fabriken in Ehrang hatten den Zustrom vieler Arbeiter zur Folge - sie und ihre Familien bedurften medizinisch-pflegerischer Betreuung.Der 20. Oktober 1895 gilt als das Gründungsdatum der ersten Niederlassung der Franziskanerinnen von Waldbreitbach in Ehrang. Vier Schwestern sorgten sich im umgebauten alten Pfarrhaus um die Pflege von Kranken, führten eine Kleinkinderverwahrschule und Nähschule und hielten Schlafstätten bereit für die in den Fabriken arbeitenden "Fabrikmädchen". Die Ehranger nannten das Domizil der Schwestern das "Kloster", da sie dort auch in ihrer Klausur lebten - ein Begriff, der noch heute vielen Ehrangern für das Marienkrankenhaus geläufig ist. Die Patientenzahlen stiegen, so dass der Orden schließlich auf eigene Kosten 1903 einen Neubau in der August-Antz-Straße veranlasste, bis heute ist das der Standort des Krankenhauses.Im Ersten Weltkrieg wurde das Marienkrankenhaus als Lazarett eingerichtet. 1915 erhielt es sein erstes Röntgengerät und einen Telefonanschluss - die erste Schreibmaschine kam anno 1925. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Marienkrankenhaus trotz massiver Luftangriffe weitgehend unbeschadet. Die soziale und wirtschaftliche Not in den 40-er und 50-er Jahren war groß, die Belegzahlen damals schlecht, so dass man um den Fortbestand des Hauses fürchtete.Aufschwung kam in Person des ersten fest angestellten Chefarztes Paul Ganz. Damit erhielt das Marienkrankenhaus den Status einer öffentlich geförderten Einrichtung - die Belegzahlen stiegen. Der Aufbruchstimmung folgten umfangreiche Umbauten und Erweiterungen, beispielsweise 1957, als Kranken- und Schwesternhaus einen verbindenden Zwischenbau erhielten. Dass sich das Marienkrankenhaus in Zeiten knapper Mittel dem zunehmendem Wettbewerb stellt, machen die jüngsten augenfälligen Maßnahmen deutlich: der neue Parkplatz, die laufende OP-Generalsanierung und der Erweiterungsbau.Persönlich, wohnortnah, qualifiziert

Fünf Hauptfachabteilungen mit Chefärzten (Innere Medizin, Unfallchirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gynäkologie/Geburtshilfe, Anästhesie/Intensivmedizin) und eine Belegabteilung (Hals-Nasen-Ohren) hat das Marienkrankenhaus derzeit, 435 Köpfe kümmern sich um Kranke und Verwaltung. Rechtsträger ist die Marienhaus Kranken- und Pflegegesellschaft mbH in Waldbreitbach, die ebenfalls ihr 100-jähriges Bestehen in diesem Jahr feiert. "Persönlich, wohnortnah, qualifiziert" bezeichnet der Kaufmännische Direktor Stefan Eiden die Vorzüge des "kleinen Hauses mit großem Leistungsspektrum". Diese von Patienten genannten Eigenschaften des Marienkrankenhauses will er auch in Zukunft beibehalten.Veranstaltungsprogramm Tag der offenen Tür:10 Uhr Gottesdienst in der Kapelle des Marienkrankenhauses. Ab 11 Uhr Eröffnung und musikalische Unterhaltung des Männergesangsvereins Ehrang, ab 12.30 Uhr Mittagessen. 13 Uhr, 14 Uhr, 15 Uhr musikalische Unterhaltung. Ab 14 Uhr Ärztevorträge ("HNO-Erkrankungen im Kinderalter"; "Schenkelhalsfraktur - Therapie gestern und heute"; "Laparoskopische Chirurgie"; "Das offene Bein"; "Diagnostik und Therapie bei Brustkrebs"; "Diagnostik und Therapie schlafbezogener Atmungsstörungen", "Aktuelle Aspekte der Schmerztherapie"). Ab 14 Uhr Präsentationen der Abteilungen mit vielen Aktionen. Ganztägig Spiel und Spaß für Kinder mit Schminken, Malwettbewerb und Fahrzeugschau.Informationen gibt es unter Telefon 0651/683-0.r.n./fcg

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