Klimawandel live in die Schulen

Zu Fuß, ohne Unterstützung von Schlittenhunden oder Hubschraubern, möchten die Extremsportler Herbert Seimetz und Oliver Lechtenfeld Grönland durchqueren. Im Rahmen eines Schulprojekts sollen dabei Daten an Trierer Gymnasien übermittelt werden.

 Oliver Lechtenfeld (Mitte vorn) und Herbert Seimetz (dahinter stehend) nehmen Lehrer und Schüler aus Trier und Schweich mit auf Entdeckungsreise ins ewige Eis Grönlands. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Oliver Lechtenfeld (Mitte vorn) und Herbert Seimetz (dahinter stehend) nehmen Lehrer und Schüler aus Trier und Schweich mit auf Entdeckungsreise ins ewige Eis Grönlands. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Trier. (QO) "Eisige Fakten" erwarten Herbert Seimetz und Oliver Lechtenfeld bei ihrer Grönland-Durchquerung: um die 40 Grad minus, keine Straßen und Orte im Landesinneren. "Der Norden hat mich schon immer fasziniert", sagt der 52-jährige Konzer Bergsteiger und Hochtourenführer Seimetz. Auf das Projekt "Arctic Move" im Internationalen Polarjahr 2007/2008 bereitet er sich seit fünf Jahren gemeinsam mit dem knapp 27 Jahre jüngeren und in Trier lebenden Ausdauersportler Lechtenfeld vor. Im vergangenen Februar waren beide drei Wochen in Grönland: "Es war relativ mild, nur minus 26 Grad", sagt Seimetz. Ab Ende März möchten sie zu Fuß mit jeweils einem etwa 150 Kilo schweren Schlitten, ausgerüstet mit Navigationssystem und Satellitentelefon, Grönland von der Ost- zur Westküste durchqueren - eine Distanz von mehr als 1100 Kilometern. Die Expedition soll zehn Wochen dauern. "Wir starten im Winter, werden einen kurzen Frühling erleben und den arktischen Sommer", sagt Seimetz. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts mit dem Alfred-Wegener-Institut, der Universität Basel und insgesamt sieben Gymnasien aus Trier, Schweich, Gronach und Bad Mergentheim sollen regelmäßig Daten und Eindrücke übermittelt werden. Gleichzeitig soll die Forschung an der unheilbaren Kinderkrankheit "Fanconi-Anämie" unterstützt werden.Besonders wichtig ist es Seimetz und Lechtenfeld Schülern den Klimawandel vor Augen zu führen: "Er offenbart sich in der Arktis mit sehr hoher Geschwindigkeit." Die Dauerfrostgrenze weiche nach Norden zurück, die Eisfläche werde kleiner, das Wasser speichere mehr Wärme. "Die Industrie-Staaten müssen auf die Bremse treten, um zumindest Zeit zu gewinnen", ist Seimetz überzeugt. Petra Dettki, Biologielehrerin am Schweicher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, ist gespannt, wie es den Männern unter den Extrembedingungen gehen wird. "Sicher wollen meine Schüler auch wissen, wie man sich dort wäscht, die Zähne putzt und so weiter", sagt sie lachend. Ludwig Weyand, Schulleiter des Trierer Max-Planck-Gymnasiums, interessiert sich mit Physiklehrer Holger Kunz für die Abschmelzrate des Eises und die Beziehung zwischen Höhe, Ort, Druck und Temperatur: "Unsere Schüler werden mit Hilfe der Daten auf Entdeckungsreise gehen." Für Herbert Seimetz und Oliver Lechtenfeld ist diese weit gefährlicher, nicht nur ihre Familien werden aufatmen, wenn sie Mitte Juni wohlbehalten von ihrer Grönland-Durchquerung zurück sind. Infos: www.arcticmove.deGrönland Grönland in der Arktis ist die größte Insel und zweitgrößte Eisfläche der Erde. Es ist zu 85 Prozent mit Eis bedeckt, über zehn Prozent der Süßwasserreserven lagern dort. Grönland ist etwa sechsmal so groß wie Deutschland, es leben dort nur 58 000 Menschen, vorwiegend Inuit und Dänen. Es herrscht polares und subpolares Klima, die Temperatur auf dem Inlandeis reicht von -70 °C bis etwa 0 °C im Sommer.

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