Knackpunkt bleibt Mariahof

Trier · 112 Hektar neue Baugebiete benötigt Trier bis zum Jahr 2030. Wo diese entstehen könnten, soll der Flächennutzungsplan definieren. Nach einer Klausurtagung müssen nun die Fraktionen über den modifizierten Entwurf der Stadtverwaltung beraten.

 Blick über die Felder bei Mariahof. Hier könnten einmal Wohnhäuser stehen, wenn dieser Bereich Teil des Flächennutzungsplans bleibt. TV-Foto: Rainer Neubert

Blick über die Felder bei Mariahof. Hier könnten einmal Wohnhäuser stehen, wenn dieser Bereich Teil des Flächennutzungsplans bleibt. TV-Foto: Rainer Neubert

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Trier. Bauland ist in Trier ein knappes Gut. Da die Stadt in den kommenden Jahren weiter wachsen wird, ist die Ausweisung zusätzlicher Flächen notwendig. Wo diese 8453 Wohnungen bis zum Jahr 2030 entstehen könnten, soll im neuen Flächennutzungsplan (FNP) definiert werden. Den ersten Entwurf dafür hatte der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit von CDU, Grünen, Linke, AFD und Piraten abgelehnt.
Der Vorschlag, landwirtschaftlich genutzte Flächen in Zewen als Wohnbaufläche zu definieren, hatte ebenso zu heftigen Protesten geführt wie ein geplantes Neubaugebiet zwischen Mariahof und dem Weiler Brubacher Hof. Eine Klausurtagung des zuständigen Bauausschusses (TV vom Mittwoch) endete mit der Übereinkunft, dass sich die Fraktionen des Trierer Stadtrates nun mit dem geänderten FNP-Entwurf befassen.Kein Baugebiet Moselstadion


Wesentliche Neuerungen: Die für Wohnbebauung vorgesehenen Flächen in Zewen-Süd werden herausgenommen. Gleichzeitig wird ein neues Baugebiet zwischen Euren und Zewen geprüft. Der Bereich Brubacher Hof soll in verkleinerter Form (siehe Grafik) ebenfalls in die öffentliche Auslegung gehen, bei der jeder Bürger die Möglichkeit hat, sich zu äußern. Nicht mehr im FNP-Entwurf enthalten sein wird die Idee für ein Baugebiet auf dem Gelände Moselstadion.
Baudezernent Andreas Ludwig ist mit dem Ergebnis der Klausurtagung zufrieden. "Ich hoffe, dass wir nun am 15. Dezember oder am 2. Februar im Stadtrat über die öffentliche Auslegung abstimmen können." Ludwig hatte im Vorfeld noch einmal den Flächenbedarf mit den Vorstellungen der Regionalplanung abgleichen lassen. Zudem wurde der Anteil der Mehrfamilienhäuser für neue Baugebiete von 40 auf 60 Prozent erhöht. Ergebnis: Benötigt werden bis 2030 nur noch 112 Hektar neue Wohnbaufläche, 26 Hektar weniger als im ersten Planentwurf. 50 Hektar, so die Analyse des Planungsamtes, stehen unabhängig davon als Baulandreserve im Stadtgebiet zur Verfügung.
Die Reaktionen der Fraktionssprecher fallen dennoch unterschiedlich aus. Udo Köhler (CDU) begrüßt das Ergebnis der Klausurtagung ebenso ausdrücklich wie Sven Teuber (SPD). Während der Sozialdemokrat von einem "guten Kompromiss in allen Bereichen" spricht, differenziert der CDU-Fraktionsvorsitzende mit Blick auf Mariahof: Einzig werde nun noch kontrovers diskutiert, ob dort ein Baugebiet ausgewiesen werde oder nicht. "Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass dies zunächst in der ganzen Fraktion ausführlich diskutiert wird."
Auch Grünen-Sprecher Peter Hoffmann lobt die konstruktive Diskussion in der von dem Aachener Architekturprofessor Kunibert Wachten geleiteten Klausurtagung. Vorentscheidungen seien dort nicht getroffen worden. Dennoch legt sich Hoffmann bereits fest: "Wir als Grüne lehnen eine Bebauung des Brubacher Hofs weiterhin ab." Grund dafür seien Bedenken mit Blick auf Naturschutz und Verkehrsaufkommen.
Weniger umstritten als die Wohnbebauung bei Mariahof ist das Thema Gewerbeflächen. Allerdings ist die Not der Stadt in diesem Bereich deutlich größer. Von den im ersten FNP-Entwurf enthaltenen größeren Neuausweisungen ist nur ein etwa neun Hektar großes Areal im Bereich Monaiser Straße bei Zewen übrig geblieben. Denn auch die Vorschläge von CDU und SPD, im Bereich von Trierweiler Flächen auszuweisen, lassen sich nicht oder kaum realisieren. Baudezernent Andreas Ludwig: "Der Bereich bei Herresthal wird als Vermerk im Plan bleiben. Aber um dort ein Gewerbegebiet zu realisieren, benötigen wir einen Autobahnanschluss an die A 64. Und der ist ohne den Kreis und die Ortsgemeinde nicht zu realisieren." So bleibt noch der Vorschlag der SPD, Trier könnte sich stärker im Industriepark Region Trier bei Föhren engagieren. Allerdings gab es dazu noch nicht einmal Vorgespräche.Meinung

Noch ist nichts entschieden
Die Grundstückspreise in Trier sind laut Statistik mit 193 Euro pro Quadratmeter im Landes- und Bundesvergleich noch moderat. Wer allerdings ein Grundstück finden will, muss viel Glück haben und zahlt im Einzelfall mehr als 400 Euro. Noch größer ist die Not beim Blick auf den Wohnungsmarkt. Wenn Menschen mit normalem Einkommen oder Familien in Zukunft noch eine Chance haben sollen, im Stadtgebiet zu wohnen, müssen zusätzliche Häuser gebaut werden. 8453 Wohnungen werden nach aktualisierten Berechnungen bis 2030 gebraucht. Soweit herrscht Konsens bei der Mehrheit des Stadtrates. Auch bei der Frage, wo neue Baugebiete entstehen könnten, gibt es Einigkeit. Mit der Ausnahme: Mariahof. Die CDU ist noch immer zerrissen, ob dort zum Wohle der Gesamtstadt ein Wohngebiet sinnvoll ist oder ob dieses Wohngebiet im Sinne vieler Menschen in Mariahof verhindert werden soll. Udo Köhler, neuer Mann an der Spitze der Fraktion, steht eine spannende Sitzung bevor. r.neubert@volksfreund.deExtra

Nach der Klausurtagung wird die modifizierte Planung am kommenden Montag in den Stadtratsfraktionen diskutiert. Im Oktober soll dann nach den Vorstellungen von Baudezernent Andreas Ludwig noch einmal im Bauausschuss eine Diskussion dazu stattfinden mit dem Ziel, eine Mehrheit für den modifizierten Planentwurf zu finden. Wenn das gelingt, werden danach die von Änderung betroffenen Ortsbeiräte mit dem Thema befasst. Der Stadtrat könnte dann in seinen Sitzungen am 15. Dezember oder 2. Februar eine öffentliche Auslegung des FNP-Entwurfs beschließen. r.n.

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