Knöllchen in Trier künftig auch an Sonntagen

Trier · Mehr als 80.000 Protokolle hat das Trierer Ordnungsamt 2016 hinter die Scheibenwischer von falsch geparkten Autos geklemmt. In diesem Jahr sollen die Kontrollen verschärft werden – unter anderem an Wochenenden.

 Das Parken auf Gehwegen zählt zu den häufigsten Parksünden in Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Das Parken auf Gehwegen zählt zu den häufigsten Parksünden in Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

So viele Knöllchen, so viele abgeschleppte Autos und so viele rechtswidrig auf Behindertenparkplätzen abgestellte Wagen: Die 2016er Bilanz der Parkkontrollen in Trier, die die Stadtverwaltung am Dienstagabend dem Dezernatsausschuss III vorgestellt hat, ist gespickt mit Zahlen (siehe Extra-Text unten). Trotzdem blieben nach dem Vortrag von Manfred Rosenkränzer, dem zuständigen Abteilungsleiter im Rathaus, etliche Fragen offen.

So weist das Zahlenwerk zwar aus, wie viel Geld die Stadt aus den Knöllchen und Bußgeldverfahren eingenommen hat (1,23 Millionen) - aber nicht, welche Kosten der Verwaltung im Gegenzug entstanden sind, etwa durch die Gehälter der Kontrolleure. Die allgemeine Schlussrechnung fürs vergangene Jahr liege noch nicht vor, weshalb noch keine fixen Angaben zu den Kosten gemacht werden könnten, erklärte Manfred Rosenkränzer auf Nachfrage von Ausschussmitglied Detlef Schieben (SPD).

Doch der Bericht hat weitere Lücken: Jegliche Angaben, wie die Zahl der Knöllchen und die Höhe der Einnahmen sich im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt haben, fehlen. "Die Fallzahl von rund 80?000 Verwarnungsgeldverfahren bleibt aber über die Jahre immer in etwa gleich, das sind höchstens mal 3000 mehr, mal 5000 weniger", erklärte ein Mitarbeiter des Ordnungsamts spontan. "Aber dann macht sich die Arbeit der vier zusätzlichen Kontrolleure, die im vergangenen Jahr eingestellt worden sind, ja gar nicht bemerkbar", hakte Petra Kewes ein, die für die Grünen im Dezernatsausschuss sitzt.
Das könne man so nicht sagen, erklärte Abteilungsleiter Rosenkränzer. "Zum einen haben wir mittlerweile mehrere ältere Mitarbeiter, die verstärkt im Innendienst eingesetzt wurden, zum anderen sind die neuen Kontrolleure teilweise noch in der Ausbildung und daher bislang nicht voll einsatzfähig."
Eine der häufigsten Parksünden ist laut städtischer Statistik das Zuparken von Gehwegen: 10?400 Knöllchen hat das Ordnungsamt 2016 deswegen verteilt. "Die Statistik weist leider nicht aus, wie viele Autos auf Radwegen abgestellt waren", kritisierte Kewes.

Gerd Dahm, Vorsitzender des städtischen Behindertenbeirats, appellierte an die Stadtverwaltung, bei zugeparkten Gehwegen stärker in den Fokus zu nehmen, wie viel Platz auf dem Bürgersteig übrig ist. "Bleibt ein Durchgang von weniger als 80 Zentimetern Breite, kommen Rollstuhlfahrer nicht durch, und auch Leute mit Rollatoren oder Kinderwagen haben Probleme. In solchen Fällen müsste eigentlich sofort abgeschleppt werden", forderte Dahm, "denn Rollstuhlfahrer müssen in solchen Fällen auf die Straße ausweichen - und das kann lebensgefährlich sein."

Manfred Rosenkränzer kündigte fürs nächste Jahr verstärkte Kontrollen an: "Manche Leute glauben ja, dass samstags und sonntags eh nicht kontrolliert wird - aber darauf wird sich 2017 niemand mehr verlassen können." Auch rund um den Wochenmarkt auf dem Viehmarkt an jedem Dienstag und Freitag müsse künftig mit mehr Kontrollen gerechnet werden, ebenso wie beim Samstagsmarkt auf dem Domfreihof und rund um den ständigen Obst-, Gemüse- und Blumenmarkt auf dem Hauptmarkt. "Wir werden verstärkt Fußstreifen einsetzen, die auch die kleinen Straßen und Gassen in der City kontrollieren werden."
Extra

Geahndete Parkverstöße im Jahr 2016:
Insgesamt hat das Ordnungsamt 80.100 Verwarnungsgeldverfahren eingeleitet, daraus gingen in 9101 Fällen Bußgeldverfahren hervor, 506 Betroffene erhoben Einspruch.
1060 Autos wurden wegen "stark behinderndem Parken" abgeschleppt, was die Halter mindestens 150 Euro und im Durchschnitt rund 250 Euro gekostet hat.
Mit 34.800 Fällen sind abgelaufene oder nicht vorhandene Parkzettel sowie nicht gefütterte Parkuhren die häufigsten Parksünden, es folgt das Parken im Halte- und Parkverbot (19?300 Fälle), auf Gehwegen abgestellte Wagen (10?400) sowie das Parken in verkehrsberuhigten Bereichen (6100 Fälle), auf Sonderparkplätzen, etwa für Busse (4100), im Fußgängerbereich (3700), auf Bewohnerparkplätzen (3300) oder auf Schwerbehindertenparkplätzen (800). Im Zusammenhang mit den Protokollierungen stellte das Ordnungsamt bei 350 Autos zusätzlich fest, dass der nächste Termin für die Hauptuntersuchung (Tüv) abgelaufen war.
Zugeparkte Gehwege, wie auf diesem Foto aus der Saarstraße, sind laut Statistik des städtischen Ordnungsamts eine der häufigsten Parksünden in Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

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