Königin mit der Liebe zur Scholle

Trier-Zewen · Regionale Nahrungsmittel sind für Zewens Landwirte keine Modeerscheinung. Seit jeher beliefern sie hauptsächlich die Märkte der Stadt Trier. Bis heute ist Bauer Grundhöfer aus Oberkirch Direktvermarkter.

Trier-Zewen. Süße Erdbeeren, knackige Möhren, frischer Salat und Kartoffeln: Die Lebensmittel, die in den Kisten im Hofladen von Bauer Grundhöfer im Ortsteil Oberkirch lagern, kommen aus eigenem Anbau in den Mosel auen. Nur wenige Produkte sind zugekauft. Selbst die Aprikosen sind sozusagen aus Eigenproduktion - sie kommen ebenso wie der Rotwein aus dem Weingut von Edith Grundhöfers Eltern in Südfrankreich.
"Wir haben die Direktvermarktung deutlich ausgebaut", sagt Hans-Peter Grundhöfer, der den 210 Jahre alten Betrieb 1990 von seinem Vater übernommen hat. "Inzwischen haben wir vier Verkaufsstellen." Neben dem Hofladen, der 1995 eröffnet hat, bietet er an der B 49 in Zewen seine Produkte an, seit 2010 auf dem Trierer Wochenmarkt und seit 2011 auch in Konz, Roscheider Straße, und im Einkaufszentrum Trimmelter Hof.
Hilfe erhält Grundhöfer nicht nur von Ehefrau Edith sowie vier Saisonarbeitern und bis zu acht Aushilfen für den Verkauf, sondern auch von Tochter Aurélia. Einst trug sie als erste Erdbeerkönigin Zewens die Krone, nun steht sie selbst im Erdbeerbeet und pflückt die roten süßen Früchtchen - ausnahmsweise und nur fürs TV-Foto.
Seit einem Jahr ist die 20-Jährige mit ihrem Partner Patrick Justen verantwortlich für den Obst- und Gemüsebau, An- und Verkauf sowie den gewerblichen Teil im elterlichen Betrieb. "Es ist für uns eine Entlastung", sagen die Eltern.
Die komplette Übernahme der Landwirtschaft ist jedoch noch nicht geplant - Vater Hans-Peter ist gerade einmal 48, Mutter Edith 40 Jahre alt. "Es ist ein Riesenproblem, einen Nachfolger zu finden", weiß Hans-Peter Grundhöfer. "Die meisten Betriebe laufen aus." Er und seine Frau hätten sich entschieden, einen Teil des Betriebs an die Tochter abzugeben.
"Wichtig ist, den Kindern eigene Verantwortung zu geben." Er sei weiterhin für den Kartoffelanbau zuständig, der mit acht Hektar den Großteil des 18-Hektar-Betriebs ausmacht. Auf acht weiteren Hektar sät Grundhöfer Rotklee an - in Zweifelderwirtschaft jährlich abwechselnd mit den Kartoffeln.
"Im Herbst arbeiten wir ihn in den Boden ein, das spart Dünger." Denn die Hülsenfrüchtler bereichern den Boden mit pflanzenverfügbarem Stickstoff an. Die Kartoffeln gehen überwiegend an Großverbraucher wie Gastronomen - zum Teil maschinell geschält und vakuumverpackt.
"Wir hatten immer Erdbeeren", sagt Hans-Peter Grundhöfer, allerdings nur ein viertel Hektar. Tochter Aurélia hat den Anbau auf zwei Hektar ausgeweitet. "In diesem Jahr haben wir erstmals Erdbeeren auf Dämme gepflanzt, die mit schwarzer Folie abgedeckt sind", sagt sie. "So kommen wir ohne Spritzmittel zur Unkrautbekämpfung aus." Es gebe auch weniger Pilzkrankheiten. "Die Pflanzen sehen gesünder aus", freut sie sich. Zwischen den Pflanzen liegt ein Tropfschlauch, der bedarfsgerecht und sparsam Wasser abgibt.
Zu den Sonderkulturen gehören auch Salat, Kräuter und Gemüse.
"Wir pflanzen an, was sich gut und einfach anbauen lässt", sagt Aurélia Grundhöfer. Obst erntet Hans-Peter Grundhöfer überwiegend für seine Brennerei. "Unsere Destillationsanlage ist mehr als 100 Jahre alt."Extra

Landwirte in Zewen: Auf Tafelobst, vor allem Äpfel, aber auch Birnen, Pfirsiche und Kirschen sowie - natürlich - Erdbeeren hat sich Grundhöfers Nachbar Hans-Josef Greif spezialisiert, der ebenfalls direkt vermarktet. Der 63-Jährige hat 1983 den Hof in der vierten Generation übernommen und ihn von einem Misch- zum Obst- und Gemüsebetrieb verändert. Auf zehn Hektar des rund 30 Hektar großen Betriebs stehen Obstbäume - davon alleine 20 Sorten Äpfel. Zudem produziert er auf bis zu sieben Hektar Kartoffeln. "Wir bauen jetzt wegen der großen Nachfrage auch Gemüse an", sagt Greif. Denn die alteingesessenen Gemüsebauern aus Euren - einst die Trierer Gemüsehochburg - hätten aufgegeben. Greif ist mit seinen Ständen an B 49 und Ruwerer Straße, auf dem Wochenmarkt und am Samstagsmarkt am Dom vertreten, verkauft ab Hof und beliefert Lebensmittelmärkte. Vom Kleinbauern zum Vollerwerbslandwirt hat sich Uwe Fusenig entwickelt. Als er den Betrieb 1996 übernommen hat, "waren wir ganz, ganz klein", sagt der 45-Jährige, der seit fünf Jahren vom Ertrag seiner fünf Hektar großen Fläche lebt. "Wir haben uns auf Erdbeeren, Kirschen, Beerenobst, Salat und Kartoffeln spezialisiert." An Gemüse baue er alles an, "was hier in der Region wächst". Verkauft wird ab Hof, an der B 49, am Dehner-Markt in Euren und in Oberbillig, er beliefert aber auch Restaurants und Kantinen in Deutschland und Luxemburg. Fusenigs zweites Standbein ist die Kamin- und Brennholzproduktion. mehi

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