Kolumne Glaube im Alltag Na, dann mach ich eben…

Meine Tankfüllung geht zu Ende. Ich muss als Mitglied einer Prüfungskommission zu einer Gottesdienstprüfung. Das schaffe ich rechtzeitig, außer vorher zu tanken. Dann eben danach.

 Superintendent Jörg Weber

Superintendent Jörg Weber

Foto: Jörg Weber/privat

Kurz vor dem Gottesdienst will ich meinen Geldbeutel einstecken, um am Ende etwas zu spenden. Aber den habe ich zu Hause vergessen. Das ist doof, ich muss ja später noch tanken. Na, dann zahle ich halt mit Kreditkarte, sage ich mir. Nachdem alles geschafft ist, fällt mir ein, dass die Kreditkarte auch im Geldbeutel ist. Also muss ich den Prüfling um 20 Euro anpumpen. Er hat mir das Geld geliehen, und wir beide haben herzhaft gelacht.

Dieser Tage lache ich weniger. Aber so ähnlich geht es mir hier und da auch. Na, dann nehme ich halt mal… denke ich im Supermarkt. Aber das gibt es gerade nicht. Oder: Ok, ich komme mal eben vorbei. Nein, das ist jetzt keine gute Idee. Direkte Begegnungen müssen vermieden werden. Das geht nur noch telefonisch, immerhin. Aber es ist anders, als sich zu sehen. Gerade wenn es um schwierige Dinge geht, und davon gibt es gerade viel zu viel.

Die Situation nach der Prüfung ist etwas anderes, als in Zeiten des Coronavirus zu leben. Dennoch ist sie für mich beispielhaft. Mir hat jemand geholfen. Und das geht jetzt auch. Vor allem, wenn wir gegenseitig aufeinander achten. Und das heißt leider: so wenig direkten Kontakt wie möglich. Vor allem zu denen, die besonders gefährdet sind. Die goldene Regel Jesu in der Bergpredigt lautet: „Genauso, wie ihr behandelt werden wollt, behandelt auch die anderen.“ Jetzt gilt es, dass sich das Virus so langsam wie möglich ausbreitet.

Gerade kann ich nicht immer das tun, was ich gewohnt bin. Aber ich kann mithelfen, zu tun, was für uns alle gut ist. In unseren Gemeinden werden in diesen Tagen zum Beispiel Gebete über digitale Medien geteilt, Andachten beim Bäcker ausgelegt oder eine Kerze ins Fester gestellt und zur selben Uhrzeit miteinander von zu Hause aus gebetet. Denn auch wenn wir uns im Moment nicht „mal eben“ sehen können, wir sind so für einander da.

Dr. Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier

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