Kolumne Strassenkampf Danke, Verkehrsplaner! Danke, für diesen schönen Kreisel!

Trier · Das Leben unserer Autorin hat sich dank des neuen Kreisels an der Römerbrücke verändert. Sie muss in Trier nun auch nicht mehr so oft an Albanien denken.

Kolumne Straßenkampf zum neuen Kreisverkehr an der Römerbrücke Trier
Foto: TV/klaus kimmling

Und plötzlich hatte ich Lust, was Nettes über die Trierer Verkehrsplanung zu schreiben. Dass mir das mal passieren würde, hätte ich nicht gedacht.

Bis vor kurzem wäre das Schönste, was mir zu Trierer Straßen eingefallen wäre, wohl gewesen, dass sie mir Urlaubsgefühle machen. Dass sie mich erinnern, an glückliche Tage in Albanien oder Costa Rica, wo Straßen auch keine so glatte und gut durchdachte Angelegenheit sind. Da rumpelt man durch Pallien und träumt plötzlich von Puntarenas. Da schwankt man in LKW-Kuhlen durch den Kaiserthermenkreisel und tröstet sich damit, dass Autofahren im albanischen Gjirokastra wirklich viel, viel schlimmer war. Da endet mal wieder ein Fahrradweg im Nichts. Na und? Stell Dich nicht so an!  Bei San José radeln sie mitten auf der Autobahn! Immerhin muss man in Trier nicht ständig Schildkröten, Pferdeherden oder mit Heu beladenen Eselskarren ausweichen!    

So hätte ich bis vor kurzem gedacht, doch jetzt gibt es ja den Kreisel an der Römerbrücke. Ein ganz großartiges Rund! Mit fast zu vernachlässigenden Verzögerungen war er nach nicht einmal anderthalb Jahren Baustellenchaos fertig. Und mag mein niederländischer Mann auch behaupten, dass seine Landsleute sowas an nem Wochenende bauen. Für deutsche Verhältnisse ist das doch blitzschnell!

Dieser Kreisel hat mein Leben verändert. Naja, er tut es jetzt zumindest immer dann, wenn ich aus familiären Gründen zwischen der Pellinger und Pfalzel pendele. Das läuft jetzt nämlich völlig anders. Die Altstadtmoselseite mit all ihren Ampeln kann mir ab sofort gestohlen bleiben!

Schon an der Konrad-Adenauer-Brücke zieht es mich magisch auf die andere Seite, wo ich sanft über die frisch sanierte Luxemburger-Straße gleite, den neuen Trierer Mut zu aufgepinselten Radwegen bestaune und dabei kein bisschen an Albanien denke. Oder höchstens deshalb, weil es all diesen Gebrauchtwagenhändlern ja irgendwie gelungen sein muss, die Stadtverwaltung davon zu überzeugen, dass eine zentrumsnahe Premiumlage der richtige Ort ist, um alte Opel Corsas zu verkaufen.  

Früher hätte man allerdings viel mehr Zeit gehabt, über sowas nachzudenken. Flashback: Knapp hinter dem Eros-Center, da wo die Luke langsam in Sicht kommt, teilte sich damals die über Kopfsteinpflaster rumpelnde Autokolonne trotz fehlender Straßenmarkierung in zwei unordentliche Staureihen auf. Viele Ampelschaltungen später war man dann endlich an der Römerbrücke vorbei in der Aachener Straße. Und jetzt? Jetzt gleitet man einfach mit Schwung durch den Kreisel, hat gerade noch Zeit, die Tulpen zu bestaunen und ist schon fast in Pfalzel.

Auf  dem Rückweg geschieht das gleiche Wunder. Kein Stau beim Kaufland. Danke, Kreisel! Wenn Trier seiner mehr als 2000 Jahre alten Römerbrücke jetzt noch die Würde zurückgäbe und dazu einen echten Fahrradweg verpasste, das wäre der Wahnsinn.

k.demos@volksfreund.de

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