Trierisch balaawern Dummköpfe

Im Supermarkt gibt man das Leergut an einem Automaten zurück. Nachdem dieser Flaschen und Kisten geschluckt hat, drückt man einen Knopf und erhält einen ausgedruckten Bon. Der Bon wird dann nach dem weiteren Einkauf an der Kasse verrechnet.

Das kenne ich und das habe ich schon oft so gemacht. Neulich stehe ich an der Kasse, will meinen Bon abgeben, aber ich habe keinen Bon. Kurzes Nachdenken - dann mein Schrei: „Eisch Taoberd hao vergääß, dä Bong aus dämm Automat möttzehollen!“

Mitleidiges Grinsen der anderen Kunden. Schnell noch zum Automaten. Der Bon ist natürlich weg. Das Geld ist futsch.

Eisch Taoberd!

Na ja, der Verlust ist zu verkraften, außerdem ist das Erlebnis mal wieder der Zündfunke für eine Trierer-Platt-Kolumne.

Da soll es heute um Dummköpfe gehen, besonders um zwei sehr populäre Exemplare dieser Art, nämlich den Taoberd (so einer wie ich) und den Daos.

Taoberd und Daos unterscheiden sich deutlich voneinander, und was einen Taoberd von einem Daos trennt, ist jedem Trierer klar:

Der Taoberd ist ein etwas hilfloser, tölpelhafter, tappsiger, gelegentlicher Dummkopf, er stellt sich taobisch an, vergisst oder verwechselt schon mal was, oder er begreift einen Zusammenhang nicht ganz so schnell wie Andere. Gefährlich ist der Taoberd aber nicht. Jemand einen Taoberd zu nennen, ist auch noch keine Beschimpfung, eher nachsichtige Anteilnahme.

Der Daos hingegen ist ein unangenehmer, lästiger, manchmal gerissener, dauerhafter Dummkopf. Er regt die Mitmenschen durch Angriffslust und unberechenbare Eigenheiten auf. Beim Umgang mit einem Daos ist Vorsicht geboten. Jemanden als Daos zu bezeichnen, ist eine Beleidigung.

Für Dummköpfe der unterschiedlichsten Ausprägung hält das Trierer Platt außer Taoberd und Daos natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Bezeichnungen bereit. Sie gehören allesamt zur Kategorie der Schimpfwörter, wie Aorschmadds, Blödmann, Dommbaggen, Dommbeidel, Gäggien, Naor, Peifekaob oder Rönndvie.

Und auch an Adjektiven gibt es eine ausreichende Menge zutreffender Charakterisierungen, beispielsweise betuttscht, beklobbt, beteist, daosisch, taobisch, gäggisch, bescheuert, ierwergeschnabbt oder toddlisch.

Für den zornigen Schimpfer folgen hier noch einige Vorschläge, wie man einen Dummkopf nicht nur mit einem Einzel-Wort, sondern mit einem ganzen Satz beschimpfen kann, und weil alle Sätze ungefähr das Gleiche bedeuten, bedarf es keiner Übersetzung:

“Dau hass se nömmie all!” „Dau hass en Baus!“ „Dau hass se nött der Rei nao!“ „Dau böss nömmie klaor ömm Kaob!“ „Dau hass e Rad abb!“ „Bei dir öss en Laai (Dachschiefer) geröddscht!“

Um eine dauerhafte Beziehungskrise auszulösen, sollte die Auswahl genügen.

Weitere Kolumnen finden Sie im Buch „Platt ist nicht platt“ von Horst Schmitt, Verlag Michael Weyand, 14,95 Euro, erhältlich auch unter www.volksfreund-shop.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort