Kolumne: Verkehrspatient Trier kurz vorm Infarkt

Vergleiche hinken ja immer, aber einer muss in dieser Woche erlaubt sein. Trier und das Umland erscheinen einem wie ein autoverkehrstechnischer Patient – in diesem Fall ein eher älterer Herr, der schon nicht mehr so ganz fit und mit typischen Altersleiden geplagt ist.

Das Herz, ganz klar, schlägt in der City von Trier. Arbeits- und Einkaufsplatz für täglich Tausende Menschen. Die ins Herz führenden Blutbahnen aber – die Autobahn, die Bundes- und Landesstraßen – sind erstens schon von Geburt an durch die Tallage nicht optimal ausgebildet und zweitens altersbedingt auch etwas verkalkt. Ein kleines Blutgerinsel führt da schnell zu Lähmungserscheinungen: Eine kaputte Ampel auf der Pellinger Straße sorgt am Freitag für einen riesigen Stau, der wegen der Umfahrungen Auswirkungen bis in die Konzer City hat. Ein Unfall in einer Baustelle auf der A64 verursacht am Montagmorgen einen kilometerlangen Stau und lässt Tausende Pendler zu spät zum Arbeitsplatz kommen.

Nun sind Unfälle oder kaputte Ampeln eine Form höherer Gewalt, dagegen ist unser Verkehrspatient auch mit der besten Gesundheitsprävention nicht gewappnet. Bitter wird es aber, wenn diejenigen, die dem Patienten helfen wollen, zu viel Medizin auf einmal verschreiben. So hat sicher niemand etwas dagegen, wenn die Adern gereinigt werden, die Hauptverkehrsachsen rund um Trier also geflickt. Aber muss es beispielsweise sein, dass in den kommenden zwei Wochen die B53 (Bonner Straße) in Trier voll gesperrt wird (Folge: mehr Verkehr aus dem Bereich Schweich auf der A602) und nun gleichzeitig Autobahnauf- und -abfahrten am Dreieck Moseltal saniert werden?

Da drängt sich der Eindruck auf, das ja immer von Behörden abgestrittene Novemberfieber sei ausgebrochen, es müssten also noch auf die Schnelle ein paar bewilligte Mittel verbaut werden. Wer aus Richtung Wittlich oder vom Hunsrück oder dem Hochwald über die Autobahn nach Trier einfährt, der kann jedenfalls in den kommenden Tagen morgens und nach Feierabend schon mal ein halbes Stündchen mehr einplanen. Und wenn schlechtes Wetter die Bauarbeiten in der Bonner Straße verzögern sollte, droht womöglich auch noch eine zeitliche Kollision mit der Sanierung der Napoleonbrücke auf der Bitburger Straße (B51). Kein Wunder, dass sich schon jetzt viele Menschen dafür interessieren, wie und wann die Vollsperrung der Bitburger 2011 im Detail ablaufen soll – das geschieht aus purer Angst vor dem vollständigen Verkehrsinfarkt.

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