KOLUMNE

Es geht doch nichts über einen stattlichen Weihnachtsbaum. Mal ehrlich: Er ist es doch, der mit seinem funkelnden Kerzen-, Kugel- und Lametta-Kleid die festliche Stimmung erst so richtig ins Heim bringt und unser Herz mit Freude erfüllt.

Doch bis es so weit ist, ist er mein Feind, der Baum. Denn vor der Freude kommt der Frust. Hat man nach langer Suche endlich einen gut gewachsenen Tannenbaum erstanden, hat er - und das ist bei den schönsten Exemplaren grundsätzlich der Fall - einen dicken Stumpf. Und das bedeutet: erst einmal mit dem Beil zuspitzen, bis der Stamm in den Weihnachtsbaumständer passt. Das ist bei mir ein älteres Modell, an dem rundherum drei lange Flügelschrauben befestigt sind. Dreht man diese zu, bohren sie sich in die Rinde und fixieren den Stamm in der Senkrechten - rein theoretisch. In der Praxis geht das aber so: Stamm einführen, mit der einen Hand Baum gerade halten, mit der anderen Hand Schrauben eins, zwei und drei anziehen, Baum loslassen - Baum gerät in Schieflage; Baum erneut gerade halten, Schraube eins und drei fester anziehen, Schraube zwei leicht lockern - wieder schief. Diese Druck-Gegendruck-Ausgleichs-Prozedur geht meist so lange, bis ich das Justieren leid und des Haltens müde bin und entscheide: Ich lass' es gut sein, das Teil steht einigermaßen im Lot. Und sollte die liebe Verwandtschaft diesmal an Heiligabend mal wieder lästern ("Meine ich nur, oder steht der Baum etwas schepp?"), muss sie mit Geschenk-Entzug rechnen. Denn auf meinen Freund, den Weihnachtsbaum, lasse ich nichts kommen. Albert Follmann

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