kolumne Komm doch mal „riewer“

Man sollte es nicht glauben, wie das kleine Wörtchen riewer sich aufmotzt. Als müsste es sich wegen seiner wenigen Buchstaben schämen und sich deshalb gewaltig mit verschiedenen Bedeutungen in den Vordergrund spielen.

 Josef Marx. Foto: Roland Morgen

Josef Marx. Foto: Roland Morgen

Foto: Roland Morgen

Dabei geht es nicht gerade pingelig vor.

Zunächst neutral: riewer gleich rüber. Holl maol dän Dösch riewer. Stell mal den Tisch ein Stück zur Seite. Eisch gien riewer obb die anner Seid vonn der Straoß. Dao krien eisch beim Trud Äbbel, Bieren o Gemies frösch önn de Tud. Ich gehe hinüber auf die andere Straßenseite Frisches einkaufen. Komm schwönn riewer su lanngk ett naoch grien öss. Spring schnell herüber, solange die Ampel noch grün anzeigt. Da differenziert der Trierer nicht nach „hinüber“ und „herüber“. Riewer ist riewer, obb hin oder her. Wofür so kompliziert? Man versteht sich.

Eisch kommen dies Dach maol riewer. Ich schaue in den nächsten Tagen für einen Kurzbesuch bei dir vorbei. Das ist unverbindlich ohne genaue Angabe von Tag oder Woche. Das bedeutet soviel wie: Irgendwann werde ich bei dir mal auftauchen.

Steht jemand bei der Arbeit im Weg, heißt es kurz und bündig: Gie riewer! Stie nött draonfunzelisch ömm Wääsch! Trete zur Seite, lass uns durch! Manches Mal schmückt es sich mit einem zusätzlichen e zu Eriewer! Plaaz gemaach! Ist Eile geboten oder Gefahr im Verzug nur noch Riewer lao! Mach Platz! Dann noch kürzer zu nur Riewer! Das reicht dann.

Josef Marx ist Autor des Trierer Wörterbuches, das im Trier-Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich ist. Gemeinsam mit Horst Schmitt hat er über 12.000 Stichworte Trierisch-Hochdeutsch und Hochdeutsch-Trierisch zusammengetragen.

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