"Komm, lass uns einen Überfall machen"

Trier · Die Gerichtsverhandlung um den bewaffneten Überfall auf die Aral-Tankstelle in der Trierer Ostallee spitzt sich zu. Der 23-jährige Angeklagte soll den Raub vom 14. Dezember zugegeben haben, behauptet ein Zeuge. Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen.

 Tatort Ostallee: Diese Tankstelle haben im Dezember 2011 zwei Männer überfallen. Einer der Täter soll ein 23-jähriger Trierer sein, der sich derzeit vor dem Landgericht Trier verantworten muss. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Tatort Ostallee: Diese Tankstelle haben im Dezember 2011 zwei Männer überfallen. Einer der Täter soll ein 23-jähriger Trierer sein, der sich derzeit vor dem Landgericht Trier verantworten muss. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Die Dritte Große Strafkammer des Landgerichts Trier kennt den jungen Mann, der in Handschellen in den Saal geführt wird, sehr gut. Nur einen Tag zuvor hat er sich als Angeklagter wegen einer Serie von Metalldiebstählen verantwortet (TV vom Dienstag). Diesmal sagt der 24-Jährige allerdings als Zeuge aus im Prozess um den Überfall auf die Tankstelle in der Trierer Ostallee. Zwei Männer haben dabei am 14. Dezember die Kassiererin bedroht und 615 Euro erbeutet.
Beamte fangen Brief ab


Der 24-jährige Zeuge schildert, wie er den späteren Angeklagten, den er gut kennt, in der Justizvollzugsanstalt Trier getroffen hat. Durch das Fenster seiner Zelle habe er den 23-Jährigen bei dessen Einzelhofgang gefragt, warum er einsitze. "Daraufhin hat er gesagt, dass er die Tankstelle überfallen hat, dass noch jemand dabei war und auch eine Waffe im Spiel war." Die Polizei könne ihm nichts anhaben, da 15 Zeugen ihn entlasteten, soll der 23-Jährige gesagt haben.
Dieses Erlebnis schilderte der Zeuge in einem Brief an seine Freundin. Weil Vollzugsbeamte den Brief abfingen, erfuhr die Staatsanwaltschaft davon und befragte den Zeugen. "Ich habe dann von meinem Anwalt gehört, dass ich Strafmilderung für meinen Fall bekommen kann, wenn ich in dem Tankstellenfall aussage", erklärt der 24-Jährige.
Schon im Vorfeld soll der 23-jährige ihn mehrfach aufgefordert haben: "Komm, lass uns einen Überfall mit deinem Auto machen." Das habe er aber immer entschieden abgelehnt.
Der damalige Zellengenosse des Zeugen erinnert sich zwar an das besagte Gespräch zwischen den beiden: "Ich habe gerade ferngesehen, als sie durchs Fenster miteinander gesprochen haben." Sein Zellengenosse habe ihm aber nichts von einem Geständnis des 23-Jährigen erzählt.
Und noch ein Täter


Ein 19-jähriger Zeuge bestätigt, was der Stiefbruder des Angeklagten am ersten Verhandlungstag ausgesagt hat: Ein junger Bekannter aus Trier habe sich selbst am Telefon als Täter geoutet. Das hätten insgesamt sechs Leute bei einer Geburtstagsparty über Lautsprecher am Handy mitgehört. Es steht also ein weiteres angebliches Geständnis im Raum von einem anderen "Täter". Dieser junge Mann soll beim dritten Verhandlungstag am 27. Juni dazu Stellung nehmen.
Auch das Rätselraten um die Aufnahmen der Überwachungskamera geht weiter. Darauf will ein Zeuge den Angeklagten trotz Sturmhaube "100-prozentig" wiedererkannt haben. Vor Gericht relativiert der Zeuge: "Es könnte auch sein Bruder sein."

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