Meinung Falsche Prioritäten bei Grundschulen Egbert und Trier-Quint Grundschule Quint: Wo bleibt die Bildungsgerechtigkeit?

Trier · Solange eine Schule in einem so desolaten Zustand ist wie die Grundschule Quint, dürfen Stadt und Land nicht fünf Millionen Euro – und wahrscheinlich werden es mehr – ausgeben für den Neubau einer Schule, deren Betrieb vor etlichen Jahren in einem komplett sanierten, für die Nutzung hergerichteten und ausreichend großen Ausweichgebäude gut untergebracht wurde.

 Die Grundschule in Trier-Quint wurde in den 1960er Jahren gebaut, das Gebäude ist mittlerweile in einem erbärmlichen Zustand.

Die Grundschule in Trier-Quint wurde in den 1960er Jahren gebaut, das Gebäude ist mittlerweile in einem erbärmlichen Zustand.

Foto: TV/Klaus Kimmling

Den Neubau der Egbert-Grundschule in Trier-Ost haben an vorderster Front die Grünen durchgesetzt – die in diesem Stadtteil bei Wahlen regelmäßig ihre besten Ergebnisse einfahren. Die CDU – damals noch im Bündnis mit den Grünen im Stadtrat – stieg trotz Skepsis mit ins Boot und so war die Mehrheit für den Neubau gesichert (der im Übrigen zu klein für den geplanten Ganztagsbetrieb sein wird).
Aber warum Egbert neu bauen, wenn dann kein Geld und keine Ressourcen da sind, um die Grundschule Quint in einen akzeptablen Zustand zu versetzen? Schul-Sanierungsprojekte dürfe man „nicht gegeneinander ausspielen“, weisen die Egbert-Befürworter diese Frage regelmäßig zurück. Aber was bedeutet denn „nicht gegeneinander ausspielen“ überhaupt? Dass Chancen- und Bildungsgerechtigkeit für Kinder unterschiedlicher Stadtteile keine Rolle spielen bei der Entscheidung, wo Investitionen dringender notwendig sind? Nein, „nicht gegeneinander ausspielen“ ist bloß ein Totschlagargument, um sich wegzuducken und weil es keine nachvollziehbare Antwort auf diese Frage gibt.
Auch, dass es für die Egbert-Schule bereits eine Förderzusage des Landes gibt, zieht nicht. Erstens gäbe es diesen Zuschuss auch für die Sanierung der Quinter Schule – das hat die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion bereits signalisiert. Und zweitens: Wenn der Egbert-Neubau wirklich notwendig ist, dann wird das Land auch später noch zu seiner Zusage stehen – wie so viele andere Bauprojekte zuvor auch nicht ihre Förderfähigkeit verloren haben, nur weil sie aufgeschoben wurden.
Die Wahrheit ist: Die Entscheidung, die Egbert-Schule neu zu bauen und die Quinter Grundschule unter den Tisch fallen zu lassen, hat nur politische Gründe. Die Grünen haben bei der Kommunalwahl 2014 Klientelpolitik für ihre Stammwählerschaft im Ost-Viertel gemacht. Gleichzeitig sind die Eltern im chicen, von gut verdienenden Akademikern geprägten Gartenfeld äußerst wehrhaft. Die dortige Elternschaft weiß, wie man seine Rechte einfordert und welche Hebel man dafür umlegen muss. Deswegen wäre es an der Egbert-Schule auch niemals vorgekommen, dass monatelang der Unterricht in einer ersten Klasse ausfällt – die Eltern wären Sturm gelaufen. Aber mit Ehrang und Quint kann man ja offenbar auch das machen. Es ist ein Skandal.
c.wolff@volksfreund.de