Kommentar Der Sanierungsfall wäre für Trier ein Glücksfall

Trier · Die Einzelhändler alleine können die Folgen der Corona-Krise für die Trierer Innenstadt nicht heilen. Der Sanierungsfall wäre für die City ein Glücksfall, meint TV-Chefreporter Rainer Neubert in seinem Kommentar

 Beton statt Pflaster „ziert“ die Fleischstraße. Nicht nur leer stehende Ladenlokale nagen an der Attraktivität der Trierer Innenstadt. Die Ausweisung als Sanierungsgebiet würde helfen, die Fußgängerzone baulich aufzuwerten.

Beton statt Pflaster „ziert“ die Fleischstraße. Nicht nur leer stehende Ladenlokale nagen an der Attraktivität der Trierer Innenstadt. Die Ausweisung als Sanierungsgebiet würde helfen, die Fußgängerzone baulich aufzuwerten.

Foto: Roland Morgen

Einzelhandel, Gastronomie und erlebbare Geschichte sind die Pfunde, mit denen Trier in der Vergangenheit wuchern konnte. Touristen und Kunden kamen in Scharen. Der zunehmende Online-Handel und die Konkurrenz der attraktiver werdenden kleineren Städte im Umland hatten es aber schon vor der Corona-Krise notwendig gemacht, mit besonderen Aktionen für das Erlebnis Innenstadt zu werben. „Trier spielt!“ und andere Events der City Initiative sind Beispiele dafür. Doch die Virus-Pandemie und die notwendigen Maßnahmen zu deren Bekämpfung haben wie ein Brandbeschleuniger gewirkt.

Der Online-Handel ist explodiert, viele Ladenlokale stehen inzwischen leer oder beherbergen nur leidlich ertragbare Zwischennutzungen. Die nun nicht mehr nur in den Nachtstunden oft wenig belebte Innenstadt muss sich wandeln. Es geht um mehr Aufenthaltsqualität. Aus reinen Einkaufsstraßen müssen wieder lebens- und liebenswerte Orte werden.

Dass es so kommen könnte, hatten die für Stadtentwicklung Verantwortlichen bei der Stadt bereits vor Jahren erkannt und Konzepte verfasst. Diese waren Blaupausen für Förderprojekte von Bund und Land. 

Der Optimismus, bei „Smart Cities“ den Zuschlag zu bekommen, hat sich leider zerschlagen. Knapp, denn von 94 Bewerbungen landete Trier unter den besten 40. Den Zuschlag bekamen 28. Das sollte Mut machen, es bei der angekündigten 4. Staffel noch einmal zu versuchen. Da bei Förderprojekten von Bund und Land mehrere Eisen aus Trier im Feuer lagen, gibt es aber auch unabhängig davon Hoffnung.

Der Sanierungsfall wäre ein Glücksfall für Trier. Mit der Städtebauförderung von Bund und Land könnte das Geld fließen, das seit Jahrzehnten für die bauliche Aufwertung der Innenstadt fehlt. Eine einheitliche Pflasterung der Fußgängerzone, mehr Wasser und grüne Inseln für heiße Sommer, Sitzmöglichkeiten und ein Porta Nigra-Vorplatz, der dem Weltkulturdenkmal angemessen ist, könnten so realisiert werden.

Von den Förderprogrammen profitieren würden auch die Hauseigentümer. Manches Haus könnte am Ende mehr bieten als eine schöne Fassade und die Nutzung nur im Erdgeschoss. Schönes Wohnen in Simeon-, Brot- und Fleischstraße. Noch ist das eine Vision. Sie könnte Wirklichkeit werden.

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