Meinung Mehr als eine bloße Posse

Trier · Eins ist offensichtlich: Den Rosianern und auch der Stadtverwaltung wäre es am liebsten gewesen, dass möglichst schnell Gras wächst über diese peinliche Geschichte. Das zarte Grün, das sich seit Mitte Mai bereits entwickelt hat, wird mit diesem Artikel wieder abgemäht.

Kommentar zu Krawall am Kornmarkt: Mehr als eine Posse
Foto: TV/Klaus Kimmling

Weil es um mehr geht als einen Schwank über halbprominente Trierer im besten Mannesalter, die mitten in der Innenstadt in eine offenbar ziemlich handgreifliche Gemengelage mit den Ordnungshütern geraten.

Die Posse wirft allgemeine Fragen auf.

Wer sich beim Kommunalen Vollzugsdienst der Stadt Trier – der im vergangenen Jahr dringend Personal gesucht hat – bewirbt, muss keine besondere Ausbildung haben. Je nachdem, ob man die Umschulung in Teil- oder Vollzeit absolviert, dauert es zwischen sechs Wochen und sechs Monaten, bis man Uniform, Schlagstock und Handschellen tragen darf. Doch reicht eine solche Schnellausbildung wirklich aus, um heikle Situationen zu klären?

Und warum kocht die Stadtverwaltung die Sache klein? Als beim Hauptbahnhof elf junge Menschen den Corona-Regeln durch einfaches, aber damals verbotenes, Zusammenstehen in einer Gruppe trotzten, wurden pro Beteiligtem 1000 Euro Strafe verhängt – und die Sache gegenüber der Presse kundgetan.

Aber wenn bekannte, ausgewachsene Trierer die Corona-Verordnung ignorieren und mit den Ordnungskräften in Streit geraten – da wird der Deckel draufgehalten. Keinen Satz hat die Stadtverwaltung – und übrigens auch nicht die Polizei – dazu von sich aus herausgegeben.

Erst durch die Nachfrage des TV ist die Sache nun bekannt geworden. Bewerten die Behörden die Persönlichkeitsrechte von jungen Menschen, die vorm Hauptbahnhof stehen, etwa anders als die von Unternehmern und Trierer Halbprominenz?

c.wolff@volksfreund.de

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