Kommunikation statt Konsum

Trier · "Damals war die Welt noch in Ordnung", heißt das Buch von Jean le Mosellan. Darin erzählt der Autor, der in Temmels geboren ist, Geschichten von der Obermosel - von der Arbeit im Wingert, von dörflichen Festen und interessanten Persönlichkeiten.

Trier. "Am Fluss", "Spätsommerabend beim Maien", "Die Kirmes naht" und "Dorftreffs: Bei Keimatches un an der Bockegass" heißen einige der 19 Kapitel des Buchs von Jean le Mosellan. In "Damals war die Welt noch in Ordnung - Geschichten von der Obermosel" erzählt der Autor auf 160 Seiten vom beschaulichen, oft harten, aber auch vergnüglichen und immer kommunikativen Leben im Temmels der 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Jean le Mosellan - hinter dem Pseudonym verbirgt sich der in Temmels geborene Hans Zimmermann - schildert die Arbeit der Bauern und Winzer, die Frühschoppen in den Dorfkneipen, die Feste im Jahreslauf - und Dorf-Originale wie den Ex-Fremdenlegionär Jo. Zum Leben an der Obermosel dazu gehörten auch Ausflüge ins benachbarte Luxemburg, etwa nach Grevenmacher, das mit weltoffenem Flair und Konsum- und Luxusgütern lockte. Ich wollte, dass mir und anderen Menschen diese Zeit damals nicht verloren geht", sagt Zimmermann. "Ich versuche, kaleidoskopartig das soziale Leben der damaligen Zeit wiederzugeben - so, wie ich es in Erinnerung habe." Die tiefen Einblicke heißt nicht jeder gut: Nach der Veröffentlichung des Buches habe er zwei Unterlassungsklagen erhalten, berichtet Zimmermann. Eine davon sei bereits abgeschmettert worden.
Seine ersten 19 Jahre hat der 1948 geborene Zimmermann in Temmels verbracht. "Meine Abstammung aus einer moselländischen Winzer- und Bauernfamilie, unser moselfränkischer Dialekt und der Moselwein haben mich für immer geprägt", sagt er rückblickend. Der pensionierte Lehrer lebt heute in Saarbrücken, wo er 30 Jahre an einem Gymnasium tätig war. "Das Moselland ist meine erste und ursprüngliche Heimat", betont er. Die Mentalität der Menschen der Region sieht er als geprägt vom keltisch-römischen Erbe und der Nähe zu Frankreich.
Der Titel "Damals war die Welt noch in Ordnung" stehe für eine lebendige Gesprächskultur, die heute mehr und mehr verloren gehe, sagt Zimmermann. Das Leben an sich sei damals härter gewesen. "Doch es gab eine natürliche Solidarität unter den Menschen, und die Kommunikation stimmte." Aufgrund des Mangels an Unterhaltungsangeboten habe man sich Geschichten erzählt und das Gespräch gepflegt. Jetzt kann diese Geschichten jeder Leser gemeinsam mit dem "Tamilsern" erleben: Ein Feuerwehrfest vorbereiten, eine Winzerhochzeit feiern, am Dorftratsch teilhaben und sich für Errungenschaften wie ein chromblitzendes Motorrad der Marke Horex 500 begeistern. DQ
Extra

Das Buch Damals war die Welt noch in Ordnung enthält Fotos und Zeichnungen von Arnold Kirch. Es ist im Verlag Merziger Druckerei erschienen, kostet 25 Euro und ist in Trier in der Mayerschen Buchhandlung Interbook erhältlich. Lesungen von Hans Zimmermann sind am 2. März im Annahof am See in Blieskastel-Niederwürzbach und am 9. März in Perl im Probierkeller von Helmut Herber, jeweils um 19 Uhr. DQ

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort