Theater Charmant-chaotische Reise in ein unglaubliches Jahrzehnt

Trier · Mit der Komödie „Mode, Murks und Moneten“ ist ein gelungenes, extravagantes 1980er-Jahre-Bühnenexperiment der Schmit-Z-Family in Trier zu sehen.

 Zurück in die 1980er Jahre ging es bei der Premiere der Komödie „Mode, Murks, Moneten“ in der Tuchfabrik in Trier.       

Zurück in die 1980er Jahre ging es bei der Premiere der Komödie „Mode, Murks, Moneten“ in der Tuchfabrik in Trier.  

Foto: Fabian Pütz-Antony

Die Frustration ist aktuell beinahe überall spürbar. Wieder einmal befinden wir uns mit Beginn der Adventszeit in einer unsicheren und chaotischen Periode, deren Ende und Verlauf bis auf Weiteres ungewiss bleiben. Viele Veranstaltungen wurden in letzter Minute abgesagt. Lange stand auch ein gut vorbereitetes Event in der Tuchfabrik auf Messers Schneide: die neue Komödie der Schmit-Z-Family mit dem Titel „Mode, Murks, Moneten“.

„Wir wussten bis zum Tag der Premiere nicht einmal, ob wir auftreten können und sind daher sehr dankbar, heut’ Abend hier oben stehen zu dürfen“, sagte Alexander Rollinger, Produktionsleiter und Kopf der Show, sichtlich erleichtert in seiner Ansprache, kurz bevor es dann tatsächlich losging. Gezittert wurde bis in die letzten Abendstunden. Nach einer kleinen Verspätung für das strenge Einhalten der verschärften 2G-Regel machte sich final dann doch Erleichterung in den Ge­sichtern der schätzungsweise 60 Besucher breit.

Komödie „Mode, Murks und Moneten“ der Schmit-Z-Family in Tufa Trier
Foto: Fabian Pütz-Antony

Der aufwendig und bunt inszenierte Dreiakter stammt aus der Feder von Darsteller Klaas Michel. Er ist in der Rolle der Chefin eines kecken und modebewussten Geschwister-Trios zu sehen. Das Stück spielt in Berlin in den 1980er Jahren: Ein alteingesessenes Haute-Couture-Modehaus steht kurz vor der Pleite. Schon drei Monate lang haben die Näherinnen und weite Teile der Arbeiterschaft keinen vollwertigen Lohn mehr erhalten. Streik liegt in der Luft. Die Stimmung ist aufgeladen und ein schneller Ausweg vorerst nicht in Sicht. Während Chefin Marlene und Designerin Helene von Rüschen-Taft mit ihrer wenig selbstbewussten Assistentin Annika händeringend nach einer Lösung suchen, gehen ihre Kinder Jaz und Jam lieber heimlich ihren privaten Vergnügen nach. Liegt die Lösung des Problems in der Hochzeit der Tochter des Hauses mit dem Sohn des schärfsten Konkurrenten Waldemar Pawlak? Theoretisch möglich, gäbe es da nicht dieses kleine Problem mit der Liebe, der Selbstbestimmung und einer Tatsache. Die vorgesehene Erbin Josephina, genannt Jaz, macht lieber Punk-Musik und treibt sich am Bahnhof Zoo herum, als die Firma ihrer Mutter zu unterstützen. Oder hofft man lieber auf das Erbe der lange abwesenden, mit allen Wassern gewaschenen und schwerreichen Schwester Irene von Rüschen-Taft? Sie taucht plötzlich wieder auf obwohl sie sich jahrelang nicht für die Familie interessiert hat und lieber ihr eigenes opulentes und unabhängiges Leben führt. Kann Marlene trotz der familiären Ressentiments ihre Bedingungen erfüllen? Oder will sie das überhaupt noch? Und was ist mit dem Sohn der Inhaberin, Johannes alias Jam? Kann er die Firma vor dem Konkurs retten, die ihm im Gegensatz zu seiner Schwester viel bedeutet und die er selbst am liebsten an ihrer Stelle erben würde? Oder verfängt er sich in den Intrigen des Konkurrenten, zu dem er – wie sich herausstellt – eine besondere Beziehung pflegt?

Fragen über Fragen, für die die Schmit-Z-Family auf ihre bekannte, charmant-chaotische Weise ein paar amüsante und befriedigende Antworten gefunden hat. Das Stück lässt eintauchen in das unglaubliche Jahrzehnt der 1980er Jahre. Zu erleben ist die Wiederkehr nostalgisch machender Klischees, Songs und Outfits aus der Punk- und Popper-Zeit. Neben dem im Mittelpunkt stehenden Familienkonflikt der Pawlaks und von Rüschen-Tafts spielen auch gesellschaftskritische und politiknahe Themen eine wesentliche Rolle zwischen den Zeilen der circa zweistündigen Aufführung. Etwa die damals schwierigen Lohnarbeitsverhältnisse, fehlende Sicherheit als Arbeiter, Anti­sozialismus, sexuelle Selbst­bestimmung, materialistisches Klassen­denken und die individuelle Freiheit, aber auch Ego, Stolz und Pflicht

In der Tufa ist das Stück unter den derzeitigen Bedingungen am Freitag und Samstag, 3. und 4. Dezember, jeweils um 20 Uhr zu sehen. Tickets gibt es im ­­Schmit-Z, Mustorstraße, oder bei allen Vorverkaufsstellen von Ticket-Regional.

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