Kompetenter Charakter

TRIER. Großer Bahnhof für einen außergewöhnlichen Bänker: Rund 170 geladene Gäste kamen zur Verabschiedung von Direktor Gert Burscheid (62), der sich nach 46 Berufsjahren in Sparkassen-Diensten, davon 22 Jahre als Vorstandsmitglied der Sparkasse Trier, in den Ruhestand verabschiedete.

"Ach deshalb lachen Sie. Ich dachte schon, es wäre wegen mir", atmete Dieter Mühlenhoff auf, als er den Grund für die kollektive Heiterkeit ausmachte. Hinter dem Rücken von Redner Mühlenhoff erschienen auf einer Leinwand Bilder einer ungewöhnlichen Bänkerkarriere. Eines davon das Foto aus der Bewerbung, mit der Gert Burscheid sein Glück bei der damaligen Kreissparkasse Trier versuchte. Das war anno 1957, und der Banklehrling in spe hätte gute Chancen auf einen vorderen Platz im Buddy-Holly-Ähnlichkeitswettbewerb gehabt. Des Mertesdorfers Glück war auch das der Sparkasse: Dass die fusionierte "Bank der Trierer", die weit mehr als 100 000 Kunden in Stadt und Landkreis betreut, heute so gut dastehe, habe nicht zuletzt mit dem außerordentlich erfolgreichen Wirken Burscheids zu tun, lobte Mühlenhoff. Auch OB Helmut Schröer würdigte Leistung und Person des 62-Jährigen, schilderte ihn als personifizierte Sparkasse, als d e n Mittelstands-Mann, der große Verdienste um die regionale Wirtschaft habe, - und als liebenswerten Menschen. Auch Personalrats-Vize Stefan Weibler zollte dem frisch gebackenen Ruheständler hohe Anerkennung. Burscheids legendäre Definition von Betriebsklima ("Wo ich bin, ist Betrieb. Und Klima schafft das auch.") führe eher in die Irre. In Wirklichkeit sei er ein äußerst vorbildlicher, charaktervoller Chef mit einer leider immer seltener anzutreffenden Kompetenz im Umgang mit Mitarbeitern bis hin zur Putzfrau: "Er hat jedem Respekt gezollt. Er hat sich die Mühe gemacht, die oft gescheut wird, die sich aber motivierend auswirkt und deshalb lohnt." Norbert Wahl, Chef des Sparkassen- und Giroverbandes Rheinland-Pfalz, brachte die geballten Elogen auf den Punkt: "Sie können stolz auf sich sein."38 rote Rosen für Gattin Ulla

Den Abschied erlebte Gert Burscheid in der Theodor-Heuss-Allee an der Stelle, wo er im Oktober 1957 (im alten Gebäude der Kreissparkasse Trier) seine Lehre begonnen hatte, "in Knickerbockern und nicht der leisesten Ahnung, wohin mich mein Berufsweg führen würde". Er nutzte die Gelegenheit, selber ausgiebig Dank zu sagen: Kollegen, Weggefährten, den Sparkassen-Gremien - und allen voran seiner Frau Ulla: "Sie hat mir stets den Rücken freigehalten für meine beruflichen und ehrenamtlichen Verpflichtungen." Passend dazu überreichte er "dem personifizierten Geheimnis meines Erfolges" einen Strauß aus 38 langstieligen roten Rosen als Symbol für 38 gute Ehejahre. Einen ebenfalls sehr passenden Beitrag zu einer stimmungsvollen Abschiedsfeier leisteten das Odeon Jazz Quartett und die Swinging Voices mit Schlagern à la Comedian Harmonists.

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