Kontrastreiches Doppel

TRIER. Kunst im Caféhaus: Die frisch renovierte Steipe fungiert bis zum 15. Februar als Ausstellungsfläche für die Fotografien von Richard Krings und Eva Sonne-Krings. In einem spannenden Dialog zeugen die rund 60 Arbeiten von unterschiedlichen Perspektiven, Vorlieben und Realisierungen des Erlebten.

"Eine Stadt ist immer so gut wie das Engagement ihrer Bürger", stellt Klaus Jensen, langjähriger Freund des Paares Krings, in seiner Begrüßung fest. In diesem Punkt scheinen die engagierten Eheleute ein Glücksfall für Trier zu sein. Beide langjährig im Lehrerberuf auf Bildungsmission, widmen sie sich nun verstärkt ihrem kulturellen Interesse und verwandeln persönliche Eindrücke in künstlerische. Ungewöhnliche Perspektiven

So deklariert auch Jugendfreund Jensen die beiden ohne Zögern als "Künstler", was sie mit heftigem Kopfschütteln humorvoll von sich weisen. Ohne die Exponate nun unbedingt in die Endlosdebatte über den Kunstbegriff stürzen zu müssen, begibt man sich besser unbedarft auf die Bilderreise - und kommt in den Genuss einer Ländertour von Litauen über Polen und Luxemburg nach Italien. Es eröffnen sich ungewöhnliche Perspektiven von Paris, Brüssel, Luxemburg, Venedig, Mainz, Köln, Hermeskeil, Völklingen und Trier. Faszinierend, wie sich die Arbeiten der beiden Fotografen aus Leidenschaft unterscheiden, was Krings & Krings mit dem Motto zu ihrer Ausstellung bestätigen: "Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht das Gleiche." Während die gebürtig aus Solingen stammende Eva Sonne-Krings eine absolute Vorliebe für das Ergründen der Formen, Farben und Beschaffenheit von Materialien hegt und diesen sehr nah mit dem Objektiv zu Leibe rückt, ist ihr Mann Richard eher von den lebendigen Leibern fasziniert. Sein bevorzugtes Thema sind Menschen in sozialen Kontexten. Hier spielt er gerne mit Kontrasten. Zwei übereinander hängende Portraits, mit einem Maximum an Unterschieden: eine hellhäutige Frau mit schlohweißen Haaren, ihr Pendant: eine farbige Frau. Einzige Gemeinsamkeit der beiden ist ihr Blick in die Ferne. Ergreifende Nähe schafft Sonne-Krings mit ihren Oldtimer-Studien, in denen sie erstmals auf die Raffinessen digitaler Bildbearbeitung setzt und siegt. Cadillac-Kotflügel erreichen Kunststatus. Erhellend für das männliche Geschlecht ist die Möglichkeit, Autos einmal mit Frauenaugen wahrnehmen zu können. Ähnlich spannend wirken die Stufenspiralen des Treppenportals im Trierer Kasino, die sich, Schnecken gleich, in die verschiedenen Bildebenen schrauben.Gegen dogmatischen Schwarz-Weiß-Purismus

Eine verblüffende Wirkung erreicht Richard Krings' Aufnahme des Brüsseler Palais de Justice, dessen Säulen aussehen, als habe er sie mit Tusche nachgezeichnet. "Mitnichten", verneint er jegliche Nachbearbeitung und erklärt, dass allein die vom Standort abhängige Lichttemperatur solche Strukturwirkungen zaubern kann. Nicht nur die Fotografie-Stile des Ehepaares sind unterschiedlichen Schubladen zuzuordnen. Mit einem Kunstgriff in die Kommode kommt die Abendgarderobe in perfekter Komplementärfarbigkeit daher: sie in warm-oranger Seidenbluse, er im mauve-farbenen Jackett. Auch hier scheint das Motto der Gemeinschaftsausstellung Programm zu sein: "Farbe, Formen, Kontraste" - gemeinsam gegen den dogmatischen Schwarz-Weiß-Purismus. Die Ausstellung ist bis zum 15. Februar sehen.

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