Konzentriert bis in die Augenlider

TRIER. Partygänger treffen auf Frühaufsteher: Wenn Busfahrer Uwe Press morgens um fünf Uhr seine erste Fahrt durch Trier startet, beginnt für manche Fahrgäste erst die Nachtruhe, während sie für andere seit kurzem beendet ist.

Es ist ein windiger und nasser Morgen, an dem Uwe Press seinen Bus durch die Dunkelheit steuert. "Rein in den warmen Bus", werden sich so manche Fahrgäste denken, die um fünf Uhr in Euren an der Haltestelle warten. Während der Fahrt schließt eine junge Frau noch einmal die Augenlider, bevor der Tag richtig beginnt. "Morgens früh ist die Stimmung im Bus sehr ruhig. Die Leute kehren in sich", weiß Uwe Press aus Erfahrung. Dass jemand seine Haltestelle verschläft, erlebt er des Öfteren: "Der muss dann nochmal mit retour fahren."Weckzeit: 3.15 Uhr

Die Straßenreinigung ist noch mit dem Säubern der Gehwege beschäftigt, als Press durch die Innenstadt in Richtung Hauptbahnhof fährt. Vor dem "Forum" in der Hindenburgstraße stauen sich Taxis, die auf Nachtschwärmer warten. So mancher Partygänger nutzt um diese Uhrzeit auch den Bus von Press, um in Richtung Bett zu fahren. Am Bahnhof dann steigt das Gros der Fahrgäste ein, die der Busfahrer zur Arbeit ins Industriegebiet Zewen bringen wird. Eine chinesische Studentin, die sich in der Frühschicht ein paar Euro verdient, hält sich mit Musik wach. "Wenn sich hier Kollegen treffen, dann wird sich im Bus morgens auch ein bisschen unterhalten", erzählt Press, der in diesem Monat zehnmal in der Frühschicht arbeiten wird. Er ist um diese Uhrzeit schon putzmunter und fährt am liebsten so zeitig am Morgen: "So schiebe ich meine Freizeit nicht vor mir her und habe einen besseren Tagesrhythmus." Für ihn hat der Wecker wohl früher geklingelt als für seine Fahrgäste. "Ich bin heute um 3.15 Uhr aufgestanden", erzählt er. Doch müde sei er nicht: "Wenn ich fahre, bin ich so konzentriert, dass ich das gar nicht merke." Mehrere Linien wird er heute bedienen. Das zeigt ihm seine Kurskarte an - ein Formular, das sich jeder Busfahrer vor Fahrtbeginn in der Leitstelle im Busdepot der Stadtwerke Trier (SWT) abholt. Von dort aus, dem Industriegebiet Zewen, startet Press seinen Dienst. Einen Blick auf das Schwarze Brett, das Umleitungen ankündigt, einen Plausch mit den Kollegen im Pausenraum und einen Check des Busses hat er bereits hinter sich, als er um zehn vor fünf Uhr den Zündschlüssel dreht. In der Leitstelle sitzt um diese Zeit bereits seit knapp zwei Stunden Disponent Jürgen Schneider. Der Streudienst für die Höhenlagen ist bereits alarmiert. Nun kommen nach und nach die etwa 70 Busfahrer der Frühschicht in die Leitstelle, um die Kurskarte abzuholen. "Der erste war um vier Uhr hier. Dann geht es Schlag auf Schlag", sagt Jürgen Schneider. An ein Nickerchen ist nicht zu denken. "Wenn ein Gast etwas im Bus vergisst oder der Fahrer ein Problem mit dem Bus hat - das kommt alles hier bei mir an", erzählt er. Auf einem Bildschirm sieht er, ob die Busse Verspätung haben und ein Fahrzeug zwischengeschaltet werden muss. Press ist an diesem Morgen pünktlich. Kein Wunder, denn der Berufsverkehr hat noch nicht begonnen, als er um sechs Uhr nach der ersten Fahrt einen kurzen Zwischenstopp im Busdepot einlegt. Bald wird er die ersten Schüler zum Unterricht bringen: "Und die sind um diese Uhrzeit schon richtig munter." Seine letzte Fahrt wird er um 15 Uhr beenden und dann nach Hause fahren, erzählt er: "Wenn ich mich dann hinsetze, werde ich schon merken, wie müde ich bin."

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