Kooperation oder Untergang

TRIER. Müssen einige Dörfer und Gemeinden im Kreis Trier-Saarburg dichtmachen, weil in einigen Jahrzehnten keine Menschen mehr dort wohnen? Über die Auswirkungen des demografischen Wandels und des Bevölkerungsrückgangs auf die Gemeinden im Kreis Trier-Saarburg hielt Professor Harald Spehl einen Vortrag in der Sparkasse Trier.

"Ich muss an dieser Stelle einmal einhaken, das wird mir alles zu positiv", schaltete sich Professor Harald Spehl in die Diskussion ein, die sich an seinen Vortrag anschloss. Denn eben waren die anderen Diskussionsteilnehmer dabei, die Vorzüge ihrer Dörfer mit ihrem aktiven Dorfleben und ihrer guten Infrastruktur zu loben und zu betonen, wie lebenswert das Leben doch in den schönen Dörfern sei. Und dass mit diesen Vorzügen die Zukunft ihrer Dörfer gesichert sei. "Aber es wird Verlierer geben", betonte Spehl. Denn im Zeichen der zurückgehenden Bevölkerung könnten nun mal nicht alle Dörfer gewinnen. Die Bevölkerungsentwicklung im Kreis Trier-Saarburg bis 2050 hatte er in seinem Vortrag umrissen. Für Trier-Saarburg ergibt das Modell, dass die Bevölkerung bis 2050 um 15 bis 20 Prozent zurückgeht. Mit Blick auf diese Zahlen sieht Spehl die Gefahr eines kommunalen Wettbewerbs um Einwohner heraufziehen. Mit dem Rückgang wird auch die Auslastung von Infrastruktureinrichtungen in der Fläche zurückgehen, so dass sich die Frage stellt, was aus den Kindergärten oder aus den Schulen wird, die einfach zu wenige Kinder haben. Risiko enormer Fehlinvestitionen

In diesem Sinne warnte er davor, daran festzuhalten, dass alle Gemeinden die gleiche Infrastruktur anstreben, das berge das Risiko enormer Fehlinvestitionen. "Es werden nicht alle alles haben können, wir müssen vielmehr sicher stellen, dass alle wenigstens etwas haben", sagte Spehl. Denn die gleiche Ausstattung für die Ortsgemeinden führe zu einer Minimalausstattung für alle. Eher müsse man versuchen, vorsichtig zu zentralisieren, denn wenn man nicht selbst beginne, werde es später von anderen aus der Ferne durchgesetzt. Gemeinden müssen künftig kooperieren

Damit schnitt er ein Thema an, das bei vielen der anwesenden Gemeindechefs für großes Stirnrunzeln sorgte: Kooperationen. Etwa, dass nicht mehr jede Gemeinde ihre eigene Feuerwehr - die "heilige Kuh vieler Ortsgemeinden" - oder ihr eigenes Bürgerhaus haben könne. Die Gemeinden müssten in Zukunft auch verzichten und zusammenarbeiten. Als Beispiel aus der Praxis diente in der anschließenden Podiumsdiskussion Mathilde Müller, Ortsbürgermeisterin der Hochwald-Gemeinde Hinzert-Pölert, die in beiden Ortsteilen ein eigenes Bürgerhaus und eine eigene Feuerwehr hat. Sie lobte das gute und aktive Dorfleben, das viel zur Attraktivität des Ortes beitrage. Winfried Manns, VG-Bürgermeister aus Konz und Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Städte- und Gemeindebunds, hält es aber für falsch, nur noch in die größeren Orte zu investieren, ein gewisser Wettbewerb zwischen den Gemeinden sei nicht schlecht. Joachim Maierhofer von der Kreisverwaltung Trier-Saarburg glaubt aber nicht, dass ein Wettbewerb zwischen den Kommunen zielführend ist. Ein wichtiger Aspekt kam noch aus dem Publikum: Es sei wichtig, auch die Bürger mitzunehmen, denn in den Köpfen müsste sich auch ein Wandel vollziehen. Landrat Günther Schartz forderte die Gemeindechefs auf, "die Entwicklung zu gestalten und ihr nicht hinterherzurennen". In seinem Fazit betonte der Moderator, TV-Redakteur Dieter Lintz, dass auf den Kreis viel größere Veränderungen zukämen, als mancher wahrhaben will. Dass aber Panik so wenig angebracht sei wie Ignorieren und Beharren auf dem Bestehenden. Schließlich liege es an den Funktionsträgern in den Gemeinden, den Wandel zu gestalten.

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