Kultur Für Kinder und Jugendliche: Landesweites Theaterfestival startet heute in Trier

Trier · Sieben Theaterproduktionen aus Rheinland-Pfalz und Hessen - für Kinder und Jugendliche - werden ab heute an drei Orten in Trier gezeigt. Und Theatermacherinnen und Theatermacher tauschen sich aus. Warum das Festival „Kopfüber“ wichtig ist.

 Nach einer Geschichte von Rafik Schami: Das Stück „Albin und Lila“ der KiTZ Theaterkumpanei aus Ludwigshafen schildert das Leben zweier Außenseiter auf einem Bauernhof.

Nach einer Geschichte von Rafik Schami: Das Stück „Albin und Lila“ der KiTZ Theaterkumpanei aus Ludwigshafen schildert das Leben zweier Außenseiter auf einem Bauernhof.

Foto: Horst Dömötör

Ein Brief – damit hat alles angefangen. Oder aufgehört. Wie man es nimmt. Nun ist Jonas in der Schule, um diesen Brief wiederzufinden. Genau dort, wo er zur Schule gegangen ist und darauf gehofft hat, dass Jessica ihn bemerkt. So wird das Klassenzimmerstück von Karen Köhler im Programm für das Theaterfestival „Kopfüber“ angekündigt. Doch so wäre die Geschichte zu simpel, sie geht weiter. Da sind noch ein Freund, ein Bruder, ausländerfeindliche Parolen, ein Boxerehrenwort und ein folgenschwerer Fehler. Ein 65-Minuten-Stück, aufgeführt wird es in einem Klassenraum der Nelson Mandela Realschule plus in Trier.

Doch hauptsächlich findet das Theaterfestival „Kopfüber“ in der Tuchfabrik (Tufa) Trier statt, ein weiterer Spielort ist die Europäische Kunstakademie. „Kopfüber“ verspricht viele Themen und spannende Formate: Schauspiel, Multimedia-Performance, ein märchenhaftes Live-Hörspiel.

Das Festivalformat startete 2019 in Ludwigshafen, weiter ging es 2021 in Neuwied, dazwischen der Beginn der Pandemie, die Kulturelles lange lahmlegte.

Umso wichtiger sei es nun, Kindern und Jugendlichen wieder den Zugang zu kultureller Bildung zu liefern, sagt Heike Mayer-Netscher vom Arbeitskreis (AK) Südwest der internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche e.V. (ASSITEJ ). Der AK Südwest ist ein Zusammenschluss professioneller Kinder- und Jugendtheater in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, mit 68 Akteurinnen und Akteuren, und er begleitet das Festival.

Mayer-Netscher aus Mainz koordiniert „Kopfüber“. Sie sagt über die verschiedenen Theaterproduktionen könnten junge Menschen einen anderen Zugang zu Themen, die sie beschäftigten, bekommen – zu Themen wie Ausgrenzung, Freundschaft, Rechtsradikalismus und Mut, um nur einige zu nennen. Und das Festival hat ein weiteres Ziel. Mehr dazu gleich.

Wie steht die Kinder- und Jugendtheaterszene in Rheinland-Pfalz aktuell da? Neben den vier kommunalen Häusern in Tier, Koblenz, Kaiserslautern und Mainz, die für junges Publikum produzierten, seien es vor allem die Theater und Ensembles aus der Freien Szene, die dafür sorgten, dass auch in ländlichen Räumen Gastspiele für junges Publikum gezeigt würden, sagt Mayer-Netscher. „Wenn auch bei Weitem noch nicht flächendeckend.“ Rund 1500 Vorstellungen für Kinder und Jugendliche der freien Theater gebe es in Rheinland-Pfalz pro Jahr.

Bei dem Festival geht es auch um die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen an Kultur. Denn diese Altersgruppe mache ein Viertel unserer Gesellschaft aus, sagt Mayer-Netscher. Gerade nach den Herausforderungen durch die Pandemie und den Nachteilen, unter denen vor allem Kinder- und Jugendliche im Bildungsbereich zu leiden hatten, sei eine gleichberechtigte kulturelle Teilhabe der jungen Generation von besonderer Bedeutung. Die darstellenden Künste stellten dabei eine besonders sinnliche Form von Kunst dar. Themen der Kinder und Jugendlichen würden aufgegriffen und die Fantasie bekomme idealerweise genug Raum, eigene Welten zu erschaffen, sagt Mayer-Netscher.

Auch denjenigen, die sich für kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen engagieren, den Theatermacherinnen und Theatermachern, bietet das Festival viel Raum, sich auszutauschen und zu diskutieren. Jana Schröder, Geschäftsführerin der Tufa, beschreibt dieses weitere Ziel von „Kopfüber“ auf Anfrage unserer Zeitung so: „Es ist wichtig, zu sehen, was andere außerhalb des eigenen Bereichs machen, miteinander zu reden und sich für die eigene Arbeit anregen zu lassen.“ Das Festival passe hervorragend zum Profil der Tufa, dem kulturellen Schmelztiegel der Stadt, wie sie sagt. Die Tufa biete Kultur für alle.

Vom 15. bis 17. September gilt das besonders für das junge Publikum.

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