Kostenfalle Hotel-Fernseher

TRIER. Die Hotellerie sieht rot. Die Abgaben und Gebühren für die Hotelfernseher auf den Zimmern werden immer höher. Ein Haus mit 100 Zimmern zahlt mittlerweile 17 000 Euro im Jahr, eine Erhöhung um 3000 Euro steht bevor. Das ärgert die Hoteliers ebenso wie ihre Gäste, auf deren Rechnungen diese Kosten letztendlich landen.

Fernsehen im Hotel muss bezahlbar bleiben - hinter dieser Forderung des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes stehen auch Hoteliers aus Trier. "Das versteht doch kein Mensch mehr", sagt Heinz Haag vom Eurener Hof. "Man blickt kaum noch durch, was und an wen man alles zahlen muss." Haags Vier-Sterne-Haus hat 86 Zimmer. Ein Fernseher auf dem Hotelzimmer ist ab drei Sternen Pflicht. Für jedes einzelne Gerät muss Haag jeweils 75 Prozent der monatlichen Rundfunkgebühr in Höhe von 17,03 Euro an die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) zahlen. 86-mal zahlen für eine Leistung - doch dabei bleibt es nicht, denn Fernseher und Radios in Bars, Restaurants oder anderen öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten eines Hotels sind zusätzlich voll gebührenpflichtig. "Und damit fängt die Gebührenspirale erst an", sagt Haag im Gespräch mit dem TV. Denn die GEZ ist nicht die einzige Gesellschaft, die einen Hotelier zur Kasse bittet. "Zu den Rundfunkgebühren kommen die Urheberrechtsgebühren", erklärt Dieter Reiss vom Dienstleistungszentrum Trier des Hotel- und Gaststättenverbands Rheinland. "Und hier endet die Logik endgültig." Die Verwertungsgesellschaft (VG) Media vertritt unter anderem 30 private Fernsehsender und erhebt Gebühren für die Weitersendung von privaten Fernsehprogrammen. Reiss erklärt, was das für ein Hotel bedeutet: "Die VG Media erhob 2005 erstmalig vom gesamten deutschen Beherbergungsgewerbe eine urheberrechtliche Nutzungsgebühr für die Kabel-Weiterleitung von Programmsignalen auf Hotelzimmer." Die Hotels sollen demnach nicht nur - wie jeder Privathaushalt auch - den Kabelnetzbetreiber bezahlen, sondern auch Gebühren für die Weiterleitung der Kabelsignale auf die einzelnen Hotelzimmer drauflegen. Die Kosten sind mit 6,80 Euro pro Jahr und Fernseher zwar im Vergleich mit der GEZ relativ gering, doch das beruhigt die Hoteliers keineswegs. "Schwachsinn", sagt Haag. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband führt zur Zeit einen Musterprozess gegen die VG Media.Verband führt Musterprozess

Damit ist der Kampf mit den Urheberrechten immer noch nicht beendet. Die Gesellschaft für musikalische Aufführungen (Gema) vertritt Komponisten, Textautoren und Musikverleger und kassiert für die Weitersendung von Musik - beispielsweise als akustische Untermalung im Restaurant. Genau dafür verlangt auch die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) Gebühren. Es bleibt nicht bei Musik: Die Zentralstelle für die Wiedergabe von Fernsehsendungen (ZWF) vertritt Filmurheber und -hersteller und stellt die Weitersendung von Filmen in Rechnung. "Das heißt ganz einfach, dass Gema, GVL, VG Media und ZWF Gebühren für den selben technischen Vorgang kassieren", erklärt Helmut Scheuering, Vorsitzender im Kreisverband Trier-Saarburg des Hotel- und Gaststättenverbands Rheinland. Die Verwertungsgesellschaft (VG) Wort und der Nachrichtensender CNN, der für die Sendung seines Programms gesondert zur Kasse bitten will, haben bereits weitere Forderungen angemeldet. "Die Hotellerie wird sich mit allen Mitteln gegen diesen Griff in ihre Taschen wehren", sagt Fritz G. Dreesen, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes.

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