Kostproben mit Fecht-Dummies

TRIER. Hintergrundwissen über Theater-Neuinszenierungen erwerben, dabei auf Tuchfühlung mit den Akteuren sein: Dazu dienen die Theater-Cafés. Die Einrichtung aus der Ära Heinz Lukas-Kindermann fand am Sonntag erstmalig unter der neuen Intendanz statt.

Das Gesicht des Theatercafés hat sich verändert. In Teilen ähnelte die Matinee über "Cyrano de Bergerac" am Sonntag einer flotten Show mit jungen, lockeren Kandidaten. Geblieben ist die Informationsflut, die durchaus Lust aufs Theater macht. Farblich aufgepeppt zeigen sich jetzt Entrée und Foyer, die Theke ist mit poppigen Neonröhren aufgemotzt. Moderator und Dramaturg Peter Oppermann mischt sich unters Volk, wechselt flott die Standorte und befragt in profimäßiger Showmaster-Manier seine Gäste. Schließlich soll in Zukunft auch das jüngere Publikum vom Theatercafé gefesselt sein - die Zusammenarbeit mit Schulen ist geplant. Im Vordergrund stehen am Sonntagvormittag die Schauspieler Michael Ophelders, Alexander Ourth, Jan Brunhoeber, Claudia Felix und Angelika Schmid, die bis auf letztere alle neu am Trierer Theater sind. Frisch von der Schauspielschule, hat Claudia Felix ihr erstes festes Engagement. "Ich freue mich darauf, den Facettenreichtum meiner Rolle als Roxane zeigen zu können", sagt die junge Frau. Auch Ophelders, der den Cyrano mimt, sammelt wie die anderen erste Sympathiepunkte. Alle waren sie schon an der Porta Nigra oder in der Umgebung, versichern sie, Stadt und Kneipen gefallen ihnen. Das Publikum vernimmt's mit Freude. Doch Publikumsgunst entsteht ohnehin, als die Akteure ihr Handwerk zeigen, andeutungsweise fechten und Kostproben des rund 100 Jahre alten Stücks abliefern. Auch Intendant Gerhard Weber kommt zu Wort. Er hat zur Eröffnung der neuen Spielzeit die Tragikomödie "Cyrano de Bergerac" inszeniert. Persönliche Geschichten wie die des Schauspielers Alexander Ourth, dessen Vater Luxemburger war, wechseln sich ab mit der Demonstration von "Fecht-Dummies".Cyrano ist eine historische Figur

A propos Fechten: Nicht nur Cyrano war ein Fechtliebhaber. Immerhin hat es Intendant Weber bis zur niedersächsischen Fechtmeisterschaft gebracht, verrät er. Etwa 70 Gäste lauschen aufmerksam den Ausführungen. Bis auf ein paar männliche Einzelexemplare machen überwiegend "reife" Frauen das Publikum aus, die in den Genuss einer fast zweistündigen Veranstaltung kommen. Im Kern der Tragikomödie handelt es sich um eine Dreierbeziehung. Der unansehnliche, weil mit einer unförmigen Nase ausgestattete, Cyrano ist in Roxane verliebt, die wiederum von Christian angebetet wird. Christian ist intellektuell nicht in der Lage, Roxane Liebesbriefe zu schreiben - Cyrano wird sein Ghostwriter. Erst viele Jahre nach Christians Tod erkennt Roxane, wer der eigentliche Urheber der Briefe ist. Savinien de Cyrano de Bergerac ist eine historische Figur des 17. Jahrhunderts, die fiktive Briefe und Gedichte schrieb. Edmond de Rostand griff diese Person auf, die Uraufführung war 1897 in Paris. Der Fünfakter verdeutlicht gesellschaftliche Konflikte, hat aber auch komische Komponenten. Es werden prachtvolle Kostüme zu sehen sein, mittels der Drehbühne sollen die vielen Ortswechsel im Stück bewerkstelligt werden. Das neue Theatercafé habe ihr genauso gut gefallen wie das frühere, meinte eine Besucherin abschließend. Der Schwung mit der neuen Truppe sei aber spürbar. Am kommenden Samstag, 2. Oktober, ist um 19.30 Uhr Premiere im Großen Haus des Theater Trier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort