Krabbelkinder nehmen Abschied

Pluwig · "Als dreifache Oma muss ich auch meinen Einsatz bringen", sagt Jenny Müller (56). Nach mehr als einem Vierteljahrhundert ehrenamtlichen Engagements für die Pluwiger Krabbelgruppe zieht sie gemeinsam mit Kollegin Dorothee Maxheim (56) einen Schlussstrich - zumal es ab Sommer Krippenplätze im Kindergarten gibt.

 Zwei Krabbelgruppenmütter und ganz viele Kinder: Dorothee Maxheim (Bildmitte links) und Jenny Müller (Bildmitte rechts) feiern im Johannesberghaus ihren Abschied. TV-Foto: Dorothee Quaré

Zwei Krabbelgruppenmütter und ganz viele Kinder: Dorothee Maxheim (Bildmitte links) und Jenny Müller (Bildmitte rechts) feiern im Johannesberghaus ihren Abschied. TV-Foto: Dorothee Quaré

Pluwig. Auf der Galerie oben im Johannesberghaus herrscht munteres Treiben. Kinder spielen und flitzen mit Bobbycars umher, Mütter unterhalten sich, auf einem Tisch sind Leckereien aufgebaut. Auch die Sektflaschen sind schon geöffnet, denn heute feiert die Krabbelgruppe ihren Abschied. In den 27 Jahren ihres Bestehens ist sie zu einer festen Institution im Ort geworden. "Eines der ersten Krabbelkinder war der Wehrführer von Gusterath, Andreas Förster, heute 29 Jahre alt", sagt Bürgermeister Wolfgang Annen.
Den "Krabbelmüttern" Jenny (Eugenie) Müller und Dorothee Maxheim, die beide berufstätig sind, dankt er für ihren unentgeltlichen Einsatz mit einem Abschiedspräsent. "Auch mein Sohn Eliano war hier", ergänzt er. Heute ist er drei und geht in den Kindergarten schräg gegenüber. Dort werden auch die Krabbelkinder eine neue Heimat finden: Ab Sommer gibt es im Kindergarten eine Gruppe für Kinder ab etwa einem Jahr, ab 2013 sogar zwei große Krippengruppen.
"Die Mamas sollten auch einmal etwas Zeit für sich haben", sagt Kinderpflegerin Jenny Müller über ihre Motivation, eine Krabbelgruppe zu gründen. "Zeitweise hatten wir um die 25 Kinder", erinnert sie sich. "Es kamen viele Kinder von zugezogenen Familien, da sind so manche Freundschaften entstanden."
Dies hat auch Daniela Jakobs aus Pluwig erlebt. "Mein Sohn Fabian, heute knapp zehn, ging sehr gerne in die Gruppe. Am Anfang musste ich mich wegschleichen, aber bald war das kein Thema mehr." Die Idee, in der gewonnenen Zeit Erledigungen zu machen, ließ sich allerdings nicht immer umsetzen. Jakobs lacht: "Meistens haben wir Mütter in der Küche gesessen und uns unterhalten. Das ist doch auch wichtig gewesen!" Die Kinder besuchten später gemeinsam Kindergarten und Schule, auch die Mütter blieben in Kontakt: "Noch heute treffen wir uns, sieben oder acht Frauen, und gehen zusammen essen."
Vor rund zwölf Jahren als Gruppenleiterin dazugestoßen ist Dorothee Maxheim. "Ich kenne Jenny aus Kindertagen, wir haben beide in Morscheid im gleichen Haus gewohnt", sagt sie. Die gelernte Industriekauffrau unterstützte ihre Freundin gerne - jeden Mittwochnachmittag, zwei Stunden lang. Mit den Kindern aus Pluwig und Umgebung wurde etwa ein Stuhlkreis gemacht, gemeinsam gesun gen, gespielt und gegessen, auch einmal gebacken. "Wir haben Geburtstage gefeiert, Ostern und Nikolaus und zu den Jahreszeiten gesun gen", sagt Jenny Müller. "Die Kinder haben so Sozialverhalten gelernt, anderen zuzuhören und Spielsachen zu teilen."
Der eine Euro "Tee- und Gebäckgeld" pro Kind ermöglichte auch die eine oder andere Anschaffung. Die Spielsachen der Krabbelgruppe haben die beiden Leiterinnen nun verkauft. Spenden kamen hinzu, so dass Jenny Müller und Dorothee Maxheim quasi als ihr Abschiedsgeschenk dem Kindergarten 100 Euro überreichen konnten.

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