Krach um feministisches Gremium

Trier · Die Wiedereinsetzung des Autonomen Feministischen Frauen- und Lesbenreferats an der Uni Trier ist gescheitert. Offiziell sollen unterschiedliche Interpretationen der Wahl-Modalitäten schuld an dem vorläufigen Aus sein. Doch unter der Oberfläche brodelt ein Konflikt über den Begriff Feminismus.

Trier. Es kracht gewaltig im Studierendenparlament (Stupa) der Universität Trier. Grund ist die gescheiterte Wiedereinsetzung des Autonomen Feministischen Frauen- und Lesbenreferats. Reine Formsache, sollte man meinen, denn alle Referate müssen zu Beginn einer Legislaturperiode neu eingesetzt werden. Und das betroffene Referat ist seit Jahren eines der aktivsten der Uni. Beständig organisieren die Mitglieder Veranstaltungen, darunter so bekannte wie die Kulturtage Homosella und den Christopher Street Day.
Doch es kam anders: Über die Frage, ob es für die Wiedereinsetzung eine Mehrheit der anwesenden Stupa-Mitglieder oder der Stupa-Mitglieder insgesamt bedarf, entspann sich Streit, die Fronten verhärteten sich. Ergebnis: Das Referat ist de facto abgesetzt. Die Referatsmitglieder beharren darauf, dass eine Mehrheit der Anwesenden ausreiche, diese wäre vorhanden gewesen. Die Opposition sieht das anders und besteht auf einer Mehrheit aller Mitglieder.
Bei genauerem Hinhören kristallisiert sich heraus, dass es neben der Frage nach der richtigen Mehrheit um einen tieferliegenden Streitpunkt geht: Einer der Hauptgründe, weshalb die aus mehreren Parteien bestehende Opposition gegen die Wiedereinsetzung des Referats stimmte, war das im Titel enthaltene Wort "feministisch". Um diesen Begriff ranken sich seit Gründung des Referats Diskussionen. Kritiker werfen den Referentinnen vor, sich nur nach den Belangen von Frauen zu richten, unabhängig davon, ob diese im Einzelfall im Recht seien.
Fronten sind verhärtet


"Für uns ist das ein negativer Feminismusbegriff, der da in Kombination mit einem ideologisch links gerichteten Allgemeinen Studierenden-Ausschuss gelebt wird", erklärt Cathrine Becker, Stupa-Mitglied und Landesvorsitzende des CDU-nahen Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS).
Dieser Standpunkt der Opposition ist für Mitglieder des Referats nicht nachvollziehbar: "Feminismus kommt ursprünglich vom lateinischen femina, was zu deutsch Frau bedeutet, und bezeichnet damit die Bestrebungen, sich mit Belangen von Frauen zu beschäftigen", heißt es in der Mitteilung des Referats.
Hauptreferentin Miriam Ehlen sagt: "Die gegnerischen Parteien sehen die tatsächliche Problematik nicht nur in den Begriffen, sondern in unserem Referat generell. Sie haben sich mit unserer Arbeit inhaltlich noch gar nicht befasst."
Sie und ihre Mitstreiterinnen wollen, sollte das Referat offiziell wieder eingesetzt werden, an dem Namen festhalten.
Die Opposition hat Beschwerde beim Präsidenten der Universität Trier, Professor Michael Jäckel, eingelegt. Beide Seiten lassen von Anwälten Gutachten erstellen, um herauszufinden, wie die Abstimmung rechtlich korrekt abzulaufen hat.
Die endgültige Entscheidung unter Einbeziehung aller Gutachten und juristischer Einschätzungen wird dann beim Präsidenten liegen. Die Beteiligten rechnen in Kürze damit.Extra

Zur Koalition (für die Einrichtung des Frauen- und Lesbenreferats) gehören: Juso-Hochschulgruppe (30,7 Prozent der Stimmen bei der Wahl zum Studierendenparlament), Linke Liste (5,51 Prozent), Grüner Campus (22,7 Prozent). Zur Opposition (gegen die Einrichtung des Referats) gehören: Alternative Unabhängige Studierendenliste (AUS!, 17,82 Prozent), ULI-LHG (Unabhängige Liberale Initiative - Liberale Hochschulgruppe, 8,81 Prozent), RCDS (Ring Christlich-Demokratischer Studenten, 14,84 Prozent). jasa

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