Krebsangst: Anwohner kämpfen gegen Mobilfunkmast in Waldrach

Waldrach · Ihr Funkmast macht krank. Das glauben Bürger in Waldrach (Kreis Trier-Saarburg) und fordern einen anderen Standort. Messungen am vergangenen Montag in zwei Häusern haben ergeben, dass die Strahlungsgrenzwerte eingehalten werden.

 Der umstrittene Funkmast in Waldrach liegt mitten in einem Wohngebiet.

Der umstrittene Funkmast in Waldrach liegt mitten in einem Wohngebiet.

Foto: Albert Follmann

Mit seinen 30 Metern überragt der Mobilfunkmast in der Thommer Straße in Waldrach seine Umgebung um Längen. Das Teil steht schief, das sieht man mit bloßem Auge. Dass er umstürzen könnte, ist allerdings für die Leute, die ringsherum wohnen, das geringste Problem. Für sie ist viel gefährlicher, was man nicht sieht: Welche Strahlung geht wirklich von dem Funkmast der Deutschen Telekom aus?

Messung in zwei Häusern

Wolfgang Bick und andere Nachbarn sind davon überzeugt, dass die elektromagnetischen Wellen für mehrere Krebserkrankungen im Umfeld verantwortlich sind. Bick wohnt gleich unterhalb des Mastes, seine Frau ist vor zehn Jahren an Krebs gestorben. "Ich weiß von sechs Krebsfällen hier, zwei Nachbarn sind gestorben", sagt Rentner Bick. Beharrlich hat er bei Behörden darauf gedrungen, dass in seinem Wohnhaus amtlicherseits gemessen wird.

Unterstützt wurde er von Bernhard Busch, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ruwer, und der Gemeinde Waldrach. Busch hatte bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord um eine Messung nachgesucht. Am vergangenen Montag rückte nun der Trupp des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) an und stellte Messgeräte in Bicks Haus auf. Die ausführliche Auswertung der Messungen stehe noch aus, bemerkt die SGD auf Anfrage unserer Zeitung, aber es stehe bereits fest, dass "die Grenzwerte für die zulässigen Feldstärken wesentlich unterschritten sind …"

Bick zweifelt daran: "Es gibt oft Schwankungen beim Fernsehempfang, irgendwas kann da nicht stimmen." Auch in einem anderen Privathaus hat das LUWG gemessen. Die Besitzerin will ihren Namen nicht nennen. Auch sie hat gesundheitliche Probleme. Längere Aufenthalte in der Nähe des Funkmastes lassen bei ihr die Lymphknoten anschwellen. Mittlerweile lebt sie überwiegend in einer Wohnung in Trier. Eine Expertise, die sie bei einem Trierer Techniker in Auftrag gegeben hat, kommt zu einem anderen Ergebnis als die Behördenmessung: "Der Strahlungsgrenzwert war deutlich überschritten", berichtet die Frau dem TV.

Auch Bicks Nachbar Hans-Karl Weber traut dem Braten nicht. "Mich interessiert die Gesamtabstrahlung", sagt der frühere Telekom-Techniker. Zu den vier Handy-Anbietern D1, Vodafone, E plus und O2 seien inzwischen einige Richtfunkstrecken und UMTS-Frequenzen hinzugekommen. Die SGD räumt das ein. Spekulationen, dass in Waldrach auch Antennen für den Feuerwehr- und Polizeifunk "Tetra" angebracht worden sind, bestätigt die Behörde nicht. Davon sei ihr nichts bekannt. Kritiker bemängeln, dass Tetra-Stationen immer senden und sich damit die Grundlast der Dauerbestrahlung erhöht. Es bestehe eine erhöhte Gesundheitsgefährdung.

Zuletzt war im Jahr 2001 im Umfeld des Mastes gemessen worden. Ergebnis damals: Der Grenzwert wird um mehr als den Faktor 100 unterschritten. Eine Versetzung des Mastes hat der Betreiber, die Deutsche Funkturm GmbH, verworfen. Begründung: Die von der Gemeinde genannten Standorte seien für den Funkbetrieb nicht geeignet.

Extra:
Die Nutzung moderner Kommunikationstechnik hat dazu geführt, dass Menschen fast überall einer elektromagnetischen Strahlung ausgesetzt sind. Neben den nachgewiesenen gesundheitlichen Risiken durch hochfrequente elektromagnetische Felder gibt es einzelne Hinweise auf mögliche biologische Wirkungen der hochfrequenten Strahlung bei geringen Feldintensitäten. Das Bundesamt für Strahlenschutz weist auf seiner Internetseite ( www.bfs.de ) auf geeignete Vorsorgemaßnahmen hin. So soll das Festnetztelefon genutzt werden, wenn man die Wahl zwischen Festnetz und Handy hat. Telefonate mit dem Handy sollen möglichst kurz gehalten werden. Zum Gebrauch von Smartphones: Telefonieren sollte man möglichst mit Headset, Surfen im Internet und E-Mails abrufen sollte man nur bei gutem Empfang oder über WLAN. Bei WLAN ist die Sendeleistung oft niedriger als bei UMTS, GSM oder LTE. Quelle: BFS

Meinung: Ein anderer Standort muss her!

Es hat was von "Täglich grüßt das Murmeltier …" Anwohner haben Angst vor dem Waldracher Mast und fordern Messungen. Und die Behörden messen und wiegeln ab: Was wollt ihr denn, ist doch alles im grünen Bereich!
Die entscheidende Frage ist: Was sind die Messungen wert? Und ist die Einhaltung des gesetzlichen Grenzwerts eine Garantie dafür, dass niemand krank wird? Diese Fragen wird man den Waldrach wohl nie zur Zufriedenheit beantworten. Die vernünftigste Lösung wäre, den Mast zu versetzen. Dass aus technischen Gründen kein Alternativstandort möglich sein soll, klingt unglaubwürdig.
a.follmann@volksfreund.de

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