Krebsvorsorge rettet 1700 Frauen in der Region Trier das Leben (Video)

Trier/Wittlich · Die Zahl der Brustkrebserkrankungen in der Region steigt. Deshalb werden Untersuchungen immer wichtiger. Die Bilanz nach zehn Jahren Mammographie-Screening macht Mut.

 Dr. Günther Sigmund und Judith Metzdorf begutachten im Rahmen der Mammographie-Vorsorgeuntersuchung die digitale Aufnahme einer auffälligen Brust.

Dr. Günther Sigmund und Judith Metzdorf begutachten im Rahmen der Mammographie-Vorsorgeuntersuchung die digitale Aufnahme einer auffälligen Brust.

Foto: Rainer Neubert

Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Die Deutsche Krebshilfe schätzt die Zahl der Neuerkrankungen im Jahr auf 75?000. Agnes Colling aus Bitburg ist eine davon. "Ich bin sicher, dass mir im Frühjahr die Routineuntersuchung beim Mammographie-Screening das Leben gerettet hat", sagt die 59-Jährige. Seit zehn Jahren gibt es dieses flächendeckende Vorsorgeangebot in der Region Trier. Für Frauen ab 50, die alle zwei Jahre dazu eingeladen werden, übernehmen die Krankenkassen die Kosten.

Dr. Günther Sigmund leitet das Mammographie-Zentrum im Mutterhaus Trier, das gemeinsam mit dem Screening-Zentrum Wittlich auch die Regionen Eifel, Mosel und Hunsrück abdeckt. Sigmund ist vom Erfolg des Programms überzeugt. "Seit dem Beginn im Jahr 2007 haben wir mithilfe des standardisierten Screenings in der Region 1723 Karzinome meist frühzeitig entdeckt." Die Beteiligung von etwa der Hälfte der eingeladenen Frauen über 50 sei gut. "Wir haben eine sehr hohe Entdeckungsquote."

In der Radiologie-Praxis im St.-Elisabeth-Krankenhaus Wittlich verantwortet Dr. Günther Reinheimer das Screening-Programm. Drei Monate im Jahr macht sich sein Team zusätzlich zum stationären Angebot mit einer mobilen Röntgeneinheit, dem Mammamobil, auf Vorsorgetour - zum Beispiel in den Raum Prüm. "Dort nehmen sogar 70 Prozent der eingeladenen Frauen das wohnortnahe Vorsorgeangebot in Anspruch", freut sich der Radiologe.

Etwa fünf von 100 untersuchten Frauen werden laut Statistik noch einmal zu einer Nachsorgeuntersuchung eingeladen. Eine davon muss wegen eines Tumors oder eines Krebsvorstadiums operiert werden. Das belegt die wissenschaftliche Langzeitstudie zu dem Vorsorgeprogramm, das auch vom Berufsverband der Frauenärzte und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfohlen wird.
Die mentale Belastung kann auch bei den vier der fünf erneut einbestellten Frauen groß sein, bei denen sich der Krebsverdacht nicht bestätigt. Deshalb und weil auch Tumore im Frühstadium entfernt werden, die möglicherweise niemals ausgebrochen wären, gab es immer wieder Kritik an dem Programm.

Ralf Stiegelmann, Abteilungsleiter Mammographie-Screening bei der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz, widerspricht den Kritikern: "Es ist die einzige Methode, mit der effektiv Brustkrebs erkannt werden kann." Ultraschalluntersuchungen seien in gewissen Fällen zwar obligatorisch, könnten aber das Screening nicht ersetzen.
"Es gibt keine perfekte Methode, um wirklich alle Tumore zu erkennen", räumt Radiologe Günther Sigmund ein. "Allerdings beurteilen beim Screening immer mindestens zwei geschulte und jährlich geprüfte Ärzte die Untersuchungsbefunde. Wir werden in fünf Jahren auch statistisch belegen können, dass durch diese Vorsorgeform die Sterblichkeit bei Brustkrebs verringert wird."

Auch die Landesregierung steht hinter dem Programm. "Es ist Baustein eines umfassenden Konzepts im Kampf gegen den Brustkrebs", sagt Gesundheitministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. "Zum Gesamtkonzept gehören Prävention, Früherkennung, Behandlung, einschließlich der psychoonkologischen Versorgung, Nachsorge und Rehabilitation sowie nicht zuletzt die Selbsthilfe."

In Bezug auf das Mammographie-Screening ist es ungemein wichtig, Patientinnen bezüglich der Möglichkeiten und Grenzen dieser Diagnostik umfassend zu informieren und aufzuklären. "Nur so versetzen wir sie in die Lage, Risiken und Chancen eines Screenings richtig einzuschätzen und folglich gut abgewogene Entscheidungen für ihre Gesundheit zu treffen. Im Rahmen des Einladungs- und Erinnerungswesens der Zentralstelle Mammographie-Screening erfolgt eine erste Information der Frauen. Die umfassende Information der Frauen muss aber zwingend auch in den entsprechenden Screening-Zentren geschehen. Dabei kommt den Ärztinnen und Ärzten eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe zu teil."

Die Geschichte eine Patientin und weitere Hintergründe finden Sie <strong>hier

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