Kreis genehmigt Erweiterung: Natursteinwerken gelingt der Durchbruch

Langsur-Mesenich · Die Kreisverwaltung hat die Genehmigung zur Erweiterung des Kalk- und Dolomitsteinbruchs in Mesenich auf 42 Hektar erteilt. Weitere 17 Hektar dürfen in vier Abschnitten ausgebeutet werden. Die Bürgerinitiative, die Schäden für Mensch und Natur befürchtet, will nächste Woche entscheiden, ob sie Widerspruch einlegt.

Langsur-Mesenich. Die Natursteinwerke Mesenich (NSM) dürfen ihren Kalk- und Dolomitsteinbruch, der oberhalb von Langsur-Mesenich liegt, erweitern. Die Kreisverwaltung hat gestern nach umfangreichen Verfahren und Untersuchungen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung erteilt. Damit ist die Zukunft des Steinbruchs mit seinen 36 Mitarbeitern voraussichtlich bis zum Jahr 2050 gesichert.
Die Erweiterung war in großen Teilen der Bevölkerung auf Widerstand gestoßen. Die "Bürgerinitiative Naturschutz und Landschaftspflege in Mesenich/Sauer" (Bims) bekämpft das Projekt, weil sie erhebliche Beeinträchtigungen für Anwohner und Umwelt befürchtet. Unter anderem hat sie Schäden an Mesenicher Häusern dokumentiert, die durch Sprengungen im Steinbruch verursacht worden sein sollen (der TV berichtete).
Laut Kreisverwaltung ist der Firma NSM die Genehmigung erteilt worden, weil "durch die Steinbrucherweiterung keine Gefahren, erhebliche Nachteile oder Belästigungen für die Allgemeinheit zu erwarten sind". Belange des Natur- und Artenschutzrechts seien berücksichtigt worden. Im Verfahrensverlauf konnten Privatpersonen, Behörden und Naturschutzverbände ihre Bedenken und Anregungen vorbringen. Der Betreiber legte Gutachten zu Staubbelästigung, Lärm, Geologie, Erschütterungen und Artenschutz vor. Auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung wurde vorgenommen. Der Bescheid der Kreisverwaltung wird nun öffentlich bekanntgemacht und kann beim Kreis und bei der Verbandsgemeindeverwaltung Trier-Land eingesehen werden.
Er und seine Mitarbeiter seien erleichtert, sagt NSM-Geschäftsführer Mario Lübbers. Das Verfahren sei bis zum Schluss eine Hängepartie gewesen. NSM habe alle Auflagen des Kreises erfüllt und die geforderten Gutachten erstellen lassen. Lübbers: "Jetzt sollte endlich wieder Frieden im Dorf einkehren. Wir werden jedenfalls alles daransetzen, die Belastungen beim Abbau so gering wie möglich zu halten."
Für Bims-Sprecher Peter Bruns ist das letzte Wort über die Erweiterung noch nicht gesprochen. "Wir werden den Bescheid jetzt analysieren und unserem Anwalt vorlegen." Über einen möglichen Widerspruch soll nach einer Mitgliederversammlung von Bims am Mittwoch kommender Woche entschieden werden. Über den Widerspruch gegen die Teilgenehmigung des Kreises zu Rodungsarbeiten im Abbauabschnitt eins ist laut Bruns noch nicht entschieden worden.
Die Gemeinde Langsur hatte sich nicht grundsätzlich gegen eine Erweiterung ausgesprochen, sie wollte aber den am nächsten an der Hangkante zum Ort liegenden Abbauabschnitt IV verhindern. Der wurde allerdings nun mitgenehmigt. Die Ausbeutung soll chronologisch erfolgen, also von eins bis vier, wobei es nach Einschätzung von Mario Lübbers noch mindestens 30 Jahre dauern wird, bis die letzte Ausbaustufe an die Reihe kommt.Meinung

Was zu erwarten war
Dass die Kreisverwaltung einer Erweiterung des Steinbruchs zustimmen würde, war zu erwarten. Für ein Scheitern boten die Ergebnisse der technischen Gutachten und der Prüfungen zum Arten- und Naturschutz in der Tat auch kaum stichhaltige Angriffspunkte. Und wenn der Kreis Auflagen gemacht hat, um die Auswirkungen des Abbaus zu minimieren, dann hat der Betreiber keine Kosten und Mühen gescheut, diese zu erfüllen. Für NSM steht ja auch viel auf dem Spiel: Mehr als fünf Millionen Kubikmeter Dolomitgestein liegen in der Erde und sichern die Existenz des Betriebes für fast 40 Jahre. Dennoch werden die Projektgegner die Flinte nicht ins Korn werfen und weiter rechtlich gegen die Erweiterung vorgehen. Der Frust dürfte tief sitzen, denn weder die Bims noch die Gemeinde haben ihr Minimalziel erreicht, nämlich den Abbauabschnitt vier zu verhindern. Die Anwohner müssen sich nun darauf verlassen, dass die Experten Recht haben und ihnen vom Berg kein Unheil droht. a.follmann@volksfreund.deExtra

 Durchbruch von der Zufahrtsstraße des Steinbruchs zum gerade erst genehmigten neuen Abbaugelände. TV-Foto: Albert Follmann

Durchbruch von der Zufahrtsstraße des Steinbruchs zum gerade erst genehmigten neuen Abbaugelände. TV-Foto: Albert Follmann

1969: Beginn Förderung Dolomitgestein. 1984: Erster Antrag auf Erweiterung. Weitere folgen 1991, 2001 und 2006. Bisher genehmigt: 25 Hektar Abbaufläche. 2008: NSM informiert über Absicht, um 17 Hektar zu erweitern. 2. Februar 2010: NSM beantragt Raumordnungsverfahren. 31. März 2010: Unterschriftenliste von 273 Bürgern gegen die Erweiterung. 13. April 2010: Bürgerinitiative Bims wird gegründet. 22. April 2010: NSM stellt Bürgern das Projekt vor. Oktober 2010: Kreis erlässt raumplanerischen Entscheid mit Auflagen: Emissionen (Staub, Lärm, Erschütterungen) sind so weit wie möglich zu reduzieren. 7. März 2011: Erörterungstermin im Kreishaus. 9. Mai 2012: Kreis erteilt immissionsschutzrechtliche Genehmigung. In Kürze: 14 Tage Offenlegung dieser Genehmigung; anschließend beginnt die vierwöchige Widerspruchsfrist. alf

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