Kreis gibt Straßen an Gemeinden ab

Trier · Der Landkreis Trier-Saarburg möchte einen Teil seiner Kreisstraßen loswerden. Zehn Strecken werden nun nach und nach abgestuft. Bei weiteren 30 ist der Landesbetrieb Mobilität ebenfalls der Meinung, dass diese nicht mehr vom Kreis unterhalten werden müssten.

 Der Kreis will Geld sparen. Deshalb wird er auch die Straße nach Geizenburg an die Ortsgemeinde Pluwig übertragen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Der Kreis will Geld sparen. Deshalb wird er auch die Straße nach Geizenburg an die Ortsgemeinde Pluwig übertragen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Dem Autofahrer ist es vom Grundsatz her erst einmal völlig egal, ob er über eine Bundes-, eine Landes-, eine Kreis-, oder eine Gemeindestraße fährt. Hauptsache die Straße ist in einem guten Zustand. Zwar sind auch Kreistagsmitglieder zum überwiegenden Teil Autofahrer. Gleichwohl möchten sie, dass es weniger Kreisstraßen gibt. Denn damit spart der Kreis mittelfristig Geld.
Im Auftrag des Kreises hat der Landesbetrieb Mobilität sich alle Kreisstraßen angeschaut und eine Liste erstellt. Die enthält 40 Strecken im gesamten Landkreis, die eigentlich keine Kreisstraßen sein müssten. Die dienen per Definition dem zwischen- und überörtlichen Verkehr innerhalb eines Landkreises und sollten auch von genügend vielen Fahrzeugen genutzt werden.
Das ist beispielsweise bei den Straßen zwischen der Domäne Serrig und Serrig sowie zwischen der Burg Ramstein und Kordel sicher nicht der Fall. Trotzdem sind diese beiden sowie 28 andere Verbindungen nicht auf der Streichliste, über die der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung abgestimmt hat (siehe Grafik). Das nicht alle Verbindungen abgestuft werden, hat meist damit zu tun, dass die Ortsgemeinden nicht einverstanden waren mit der Abstufung.Ortsgemeinden übernehmen


Im ersten Schritt kostet die Abstufung Geld. Denn die Abstufung bedeutet nicht, dass die Strecke gesperrt und zu einem Wirtschaftsweg zurückgebaut wird. Normalerweise übernehmen die Ortsgemeinden die abgestuften Straßen. Doch nur dann, wenn die Strecke in einem halbwegs anständigen Zustand ist. Deshalb wurde beispielsweise die Kreisstraße 62 von der K 63 bis nach Schöndorf-Lonzenburg auf rund zwei Kilometern Länge ausgebaut. Das ist jene Straße, die nach Ansicht von Bürgern aufgrund der Arbeiten nun zu schmal geworden ist (der TV berichtete).
Abseits dieser Probleme gibt es inzwischen eine Vereinbarung mit der Ortsgemeinde, dass diese die Straße übernimmt. Umgesetzt ist die Abstufung bereits bei der rund 500 Meter langen Ortsdurchfahrt Longuich.
Weitere Straßen werden peu à peu folgen. Und auch in der Kreistagssitzung wurde deutlich, dass jenseits der zehn Straßen weitere Abstufungen ins Auge gefasst werden.Noch 459 Kilometer Kreisstraße


Und was hat der Kreis von diesem Abstufen? Mit jedem Kilometer Straße weniger sinkt der Aufwand bei der Kreisverwaltung. Das spart Personalkosten. Zudem muss der Landkreis auf Dauer gesehen weniger Geld für die Unterhaltung der Straßen ausgeben. Denn für den Winterdienst oder Mäharbeiten sind dann die Gemeinden zuständig.
Sobald alle bisher vom Kreistag geplanten Abstufungen umgesetzt sind, gehören dem Landkreis rund 11,5 Kilometer weniger Straße als bisher. Nach Auskunft des LBM gab es am Jahresbeginn 459 Kilometer Kreisstraße.Meinung

Ein mutiger Zwischenschritt
Dass zu wenig Geld da ist, um alle Kreisstraßen in einem ordnungsgemäßen Zustand zu halten, ist eine Binsenweisheit. Nicht nur im Landkreis Trier-Saarburg. Anders als in vielen Nachbarkreisen beschränken sich die Kreistagsmitglieder jedoch nicht aufs Jammern über die fehlende Finanzausstattung. Nein, die Kommunalpolitiker schlagen den richtigen Weg ein. Sie trennen sich von Kreisstraßen. Die Entscheidung für die Abstufung ist ein mutiger Zwischenschritt auf dem Weg zu einer neuen Verkehrsinfrastruktur. Wie diese Struktur aussehen soll, weiß jedoch niemand. Und das wird die nächste und größere Herausforderung sein. Fest steht, dass alle Straßen auf Dauer nicht mehr unterhalten werden können und, dass deshalb Verbindungen gekappt werden müssen. Spätestens dann wird es ernst werden und wird es laute Proteste geben. h.jansen@volksfreund.deExtra

K 27: K 24 bis K 26 Lorich, ein Kilometer lang, Übernahme mit Ortsgemeinde Newel abgesprochen; K 44: Hentern - Bahnhof Zerf, 1,26 Kilometer lang, Abstufung nach Ausbau oder nach Abstandszahlung an Ortsgemeinde; K 53: Pluwiger Hammer - Pluwig-Geizenburg, 1,1 Kilometer lang, Abstufung nach Abstandzahlung an Ortsgemeinde; K 55: K 54 - Lampaden-Geisemerich; 1,21 Kilometer lang, Abstufung nach Ausbau oder nach Abstandszahlung an Ortsgemeinde; K 62: K 63 - Schöndorf-Lonzenburg, zwei Kilometer lang, Abstufung vermutlich ab 2018; K 67: Ortsdurchfahrt Osburg, 816 Meter lang, Abstufung vermutlich nach 2018; K 79: Ortsdurchfahrt Kenn, 1125 Meter lang, Abstufung vermutlich 2018; K 81: Ortsdurchfahrt Longuich, 498 Meter lang, abgestuft seit 1. Januar 2013; K 140: Ortsdurchfahrt Kasel, ein Kilometer lang, Abstufung vermutlich bis 2018; K 148: L 137 - Konz-Hamm, 355 Meter lang, Abstufung nach Ausbau oder nach Zahlung einer Abstandssumme an Stadt Konz. har

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort