Geschichte Schwerpunktthema im Kreisjahrbuch: Die gar nicht Goldenen Zwanziger

Trier · Heimatgeschichte statt Gedichte: Das neue Kreisjahrbuch widmet sich nicht nur der Weimarer Republik.

 Die Autoren des Trier-Saarburger Jahrbuchs gemeinsam mit Landrat Günther Schartz.

Die Autoren des Trier-Saarburger Jahrbuchs gemeinsam mit Landrat Günther Schartz.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Harald Jansen

Die Serie Babylon Berlin erzählt die Geschichte von Menschen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Es war eine Zeit des Neuanfangs, des Umbruchs. Es waren unsichere Zeiten. Für die Serienhelden genauso wie für die Menschen in den damaligen Landkreisen Saarburg und Trier. Das Kreisjahrbuch widmet sich im Titelthema der Zeit der Weimarer Republik.

Anders als in der Serie hatten viele Menschen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wenig Grund zum Tanzen. Wie Barbara Weiter-Matysiak aufzeigt, brachen beispielsweise für Betriebe über Nacht wichtige Absatzgebiete weg. Das Saargebiet, Elsaß-Lothringen, Luxemburg, Eupen-Malmedy waren plötzlich wegen der Zollschranken unendlich weit entfernt. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, sagt Landrat Günther Schartz bei der Vorstellung des Jahrbuchs.

Was Weiter-Matysiak noch berichtet, ist eine Tatsache, die bis heute noch für internationale Verwandtschaften sorgt. So wuchs die Bevölkerung im Kreisgebiet innerhalb von Wochen schlagartig an, da Deutsche ihre alte Heimat verlassen mussten. Ende 1921 waren beispielsweise im Landkreis Trier 1358 Menschen von öffentlicher Fürsorge abhängig, die zuvor in Elsaß-Lothringen gelebt hatten und die nicht die französische Staatsbürgerschaft annehmen wollten.

 Dieses Aufarbeiten der Geschichte ist für Schartz einer der Gründe, warum das Jahrbuch sich für den Schulunterricht eigne. In den Beiträgen werde zwar deutlich, wie weit man heute von Weimarer Verhältnissen entfernt sei. Es werde jedoch auch deutlich, „welche Problematik vom Populismus unterschiedlicher Couleur ausgeht, der die Unsicherheit von Menschen aufnimmt“, schreibt Schartz im Vorwort. Breiten Raum nehmen neben den Berichten über das Geschehen im Kreis und in den Verbandsgemeinden wieder Aufsätze wie der von Günther Heidt über den Freudenburger Bürgerkrieg, Christof Krieger über die einzige Weinkönigin der Westmark oder Heinz Ganz-Ohlig über die Romika bei Gusterath ein. Und wer wissen möchte, warum der heutige Konzer Stadtteil Karthaus heißt und nicht Merzlich, sollte den letzten Abschnitt auf Seite 334 lesen.

Das Kreisjahrbuch kostet 7,50 Euro und ist erhältlich im Buchhandel sowie im Kreishaus in Trier.

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