Kreuzzüge
Die Kreuzzüge des Mittelalters wurden nur vordergründig aus religiösen Motiven geführt, im Hintergrund standen politische und wirtschaftliche Interessen. Den Kreuzzüglern ging es um die Durchsetzung ihrer Ideologie. Präsident Bush steht in der Tradition der mittelalterlichen Kreuzzüge. Er gibt vor, im Namen von Freiheit und Demokratie, ja sogar im Auftrag Gottes zu handeln. Letzten Endes geht es ihm um die Ideologie der amerikanischen Vorrangstellung und um die Interessen der Öllobby. Was können wir gegen die neuzeitliche Kreuzzugsideologie tun? Informieren und aufklären, demonstrieren und ihre Scheinheiligkeit aufdecken. Als Christen können wir darüber hinaus für den Frieden beten und uns aus dem Wort Gottes Wege zum Frieden zeigen lassen. Vor allem sollten wir prüfen, wo wir Kreuzzüge gegen Menschen führen, die anders leben und lieben als wir. Wir machen unsere eigene Anschauung zum Maß aller Dinge, und wer ihr nicht zustimmt, den bewerfen wir mit Verdächtigungen, Vorurteilen und Ketzerhüten. Auch wenn solches Tun und Reden religiös begründet wird, auf Gott und die Liebe Christi kann man sich dabei nicht berufen. Jesus ging es nicht um Macht und Herrschaft, sondern um Verstehen, Annehmen und um ein Leben in Würde und Toleranz. Widersprechen wir dem amerikanischen Präsidenten, und überprüfen wir uns selbstkritisch. Wir können Menschen verletzen und das Recht auf ihre eigene Lebensführung bestreiten, ohne eine Waffe in die Hand zu nehmen. Leider. Das Eintreten für den wahren Glauben - was das auch immer sei - für Moral und Ordnung erweist sich nicht selten als Feigenblatt für die Durchsetzung der eigenen Glaubens- und Lebensansicht. Zur Rechtfertigung der politischen und privaten Kreuzzüge können wir uns jedenfalls nicht auf Gott berufen. Das sollten wir von dem Mann lernen, der sich für alle Welt hat ans Kreuz schlagen lassen. Heinz Schröter, Pfarrer