Kriegsbeil am Zurlaubener Ufer begraben Busfahrer-Streik zum Moselfest

Nach einem ergebnislosen Gespräch mit Arbeitgeber-Vertretern hat die Gewerkschaft Verdi erneut Warnstreiks von Busfahrern angekündigt - auch während des Moselfests an diesem Wochenende. Am Zurlaubener Ufer herrscht wieder Friede. Die Moselfest-Veranstalter MGV Zurlauben und KG Wieweler und Gastronom Jörg Pfeifer, der eine Parallelveranstaltung organisiert, haben bei einem von OB Jensen einberufenen "Krisengipfel" ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit betont.

 Keine Geduld mehr: Busfahrer. TV-Foto: Archiv/Markus Hormes

Keine Geduld mehr: Busfahrer. TV-Foto: Archiv/Markus Hormes

Trier. Der Tarifkonflikt des privaten Transport- und Verkehrsgewerbes spitzt sich zu. Schon am 22. Juni hatten rund 50 Fahrer der SWT Stadtbus GmbH in Trier ganztägig gestreikt. Gerade noch rechtzeitig vor dem Trierer Altstadtfest einigten sich die Tarifparteien auf eine erste Gesprächsrunde am 6. Juli. So konnte der Zusatz-Fahrplan während der Großveranstaltung eingehalten werden (der TV berichtete).

Das Gespräch endete jedoch ergebnislos. "Die Arbeitgeber wollen zuerst über den Manteltarifvertrag verhandeln und erst dann über Löhne und Gehälter", sagte Verdi-Sprecher Bernd Oleynik am Dienstag dem TV. "Das ist mit uns nicht zu machen. Deshalb werden wir wieder streiken."

Konkret betroffen ist das Trierer Moselfest Zurlauben, das vom 10. bis 13. Juli dauert. An welchen Tagen und wie lange die Mitarbeiter der SWT Stadtbus GmbH streiken sollen, hält sich Verdi noch offen. Diesmal will die Gewerkschaft auch die Muttergesellschaft SWT (öffentlicher Dienst) zu einem Solidaritätsstreik aufrufen. Für diese rund 80 Fahrer gilt offiziell Friedenspflicht, da der Tarifvertrag Nahverkehr erst Ende 2009 ausläuft.

Priorität auf Schüler und Berufstätige



Verdi beruft sich jedoch auf ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts, nach dem solche Unterstützungsstreiks zulässig sind, soweit dabei die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt.

"Wir lassen dies derzeit rechtlich prüfen", sagte Stadtbus-Betriebsleiter Frank Birkhäuer. Die Verdi-Forderung bedeute durchschnittlich über elf Prozent mehr Lohn, was völlig überzogen sei.

Birkhäuer: "Ohne Solidaritätsstreik können wir den Zusatz-Fahrplan weitgehend einhalten. Wenn aber alle streiken, müssen wir die Prioritäten tagsüber bei unseren treuesten Kunden setzen - den Schülern und Berufstätigen." Trier-Nord. (rm.) OB Klaus Jensen fackelte nicht lange. Am Dienstag, als der TV-Artikel über den Zurlauben-Zoff erschien, bat er die Moselfest-Widersacher zu einem Vermittlungsgespräch: Auf der einen Seite Vertreter des Festausschusses von MGV Zurlauben und KG Wieweler, auf der anderen Gastronom Jörg Pfeifer (47), der eine eigene Veranstaltung am Zurlaubener Ufer parallel zum Moselfest organisiert. Mit am Tisch: Ordnungsamt und Rechtsamt. Resultat nach einstündiger Diskussion: erstaunliche Harmonie und die allseitig erklärte Bereitschaft, gemeinsam ein schönes Moselfest hinzubekommen. "Es ist alles geklärt", bilanzierte ein erleichtertes Stadtoberhaupt.

Die Veranstaltervereine zogen ihren Einspruch gegen Pfeifers Parallelfest zurück und distanzieren sich von "Trittbrettfahrer"-Vorwürfen; Pfeifer beteiligt sich an den Kosten fürs Feuerwerk und lässt die von ihm angemietete 700-Quadratmeter-Wiese mit in den umzäunten und von Sicherheitskräften bewachten Festbereich einbeziehen. Damit ist er nun Teil des Moselfests, bietet aber ein eigenes Programm für "Ü-40-Publikum". Auf Pfeifers Bühne spielen die Bands The Rats (Freitag), Rustlers (Samstag) und Bonanza (Montag). Im Gegensatz zur Hauptbühne am Fuß des Uferdamms (Programm in der morgigen TV-Ausgabe) dürfen bei ihm die Bands am Wochenende nur bis 24 Uhr und am Montag bis 23 Uhr spielen. Pfeifer will auch in den kommenden Jahren beim Moselfest mit von der Partie sein.

Außen vor bleibt die Kirmes an der Kabinenbahn, die seit Jahren kein offizieller Bestandteil des Moselfests mehr ist. Dort wird es lediglich Fahrgeschäfte und Getränkestände geben. "Bei uns treten keine Bands auf", stellt Kerstin Sonnier (31) von der Schausteller-Familie Sonnier klar.

Meinung

Brandherd neu entflammt

Das Trierer Altstadtfest mit seinem Zusatz-Bedarf an Busfahrten war ein gutes Druckmittel für die Gewerkschaft. Das Einlenken der Arbeitgeber kam auch Verdi zu pass, denn ein Streik ausgerechnet zu diesem Anlass hätte die Fahrer erhebliche Sympathien bei den Fahrgästen gekostet.Der Frieden im Arbeitskampf war erwartungsgemäß nur von kurzer Dauer. Der Brandherd ist schon wieder entflammt. Und diesmal scheint es wirklich ernst zu werden. Ein Solidaritätsstreik der Fahrer aus dem öffentlichen Dienst würde die Situation noch verschärfen. Dann bliebe den Stadtwerken nur noch die Option übrig, kurzfristig verstärkt Auftragsunternehmen (private Busfirmen) einzusetzen. Die Konzentration auf die Fahrten tagsüber ist als Notplan nachvollziehbar. Würde am Freitag gestreikt, wofür einiges spricht, wären Schüler am letzten Schultag und Berufstätige am Werktag betroffen. Da müssten Festbesucher leider zurückstehen. m.hormes@volksfreund.de

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