Kriegsschiffe auf der Mosel Geschichte zum Sehen und Anfassen
Zum zwölften Mal zeichnete die Universität Trier eine herausragende Forscherpersönlichkeit im Bereich der Altertumswissenschaften mit dem mit 1500 Euro dotierten "Ausonius-Preis" aus. Preisträger in diesem Jahr ist Professor Rainer Wiegels (Universität Osnabrück) aus Buchenbach bei Freiburg. Rund 100 geladene Gäste wohnten dem Festakt in den Trierer Viehmarkt-Thermen bei. Römische Geschichte zum Anfassen bot sich gestern zahlreichen Besuchern im ältesten Weinort Deutschlands Neumagen-Dhron. Das Zusammentreffen von gleich zwei Nachbauten historischer Schiffe aus der Römerzeit bedeutete einen historischen Leckerbissen im Hafenbecken des Weinortes.
Trier. Eröffnet wurde die Preisverleihung von Gastgeber Thomas Metz (Generaldirektion Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz), der die Wichtigkeit der Forschung am Beispiel der Viehmarkt-Thermen festmachte: "Sie sitzen hier nicht in einem Gebäude, sondern in den Fundamenten. Selbst die Spezialisten wissen nicht, was hier genau gewesen ist." Dekanin Professor Helga Schnabel-Schüle (Uni-Fachbereich III) wählte in ihrer Begrüßungsansprache Verse von Felix Dahm über den antiken Dichter und Preisnamensträger "Au sonius" und dessen bekannten Werk "Mosella". Vor der offiziellen Preisüberreichung durch Universitäts-Vizepräsident Professor Wolfgang Klooß bedankte sich Professor Christoph Schäfer (Fachbereich III, Alte Geschichte) bei den ungezählten Personen, die es ermöglicht haben, als besonderen Höhepunkt parallel zur Preisverleihung das rekonstruierte römische Kriegsschiff "Victoria" nach Trier zu holen, dessen Rekonstruktionen, Testfahrten und Ergebnisse in der Ausstellung in den Viehmarkt-Thermen erläutert werden.
Die diesjährige Preisverleihung steht in engem Zusammenhang mit einer der größten archäologischen Ausstellungen zur Varusschlacht, die in Deutschland bislang gezeigt wurden. Die Schirmherrschaft über die derzeit in Haltern am See, Kalkriese und Detmold laufende Schau "Imperium Konflikt Mythos. 2000 Jahre Varusschlacht", hat unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel übernommen. Preisträger Professor Rainer Wiegels gilt als Spezialist für die Erforschung dieser Schlacht, die auch als "Schlacht im Teutoburger Wald" oder "Hermannsschlacht" bekannt ist. Mit seinem Festvortrag "Schon so lange wird Germanien besiegt! - Rom, ein gescheiterter Sieger?" bedankte sich Wiegels für die Auszeichnung. "Dieser Preis ist für mich eine große Ehre. Er erfüllt mich mit Stolz und Freude."
Als renommierter Fachmann erforschte Wiegels ebenso die römischen Provinzen und Inschriften Germaniens. Wiegels hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die aktuelle Diskussion um den Ort der Varusschlacht eine solide wissenschaftliche Basis hat. Von 1980 bis 2008 war er Professor für Alte Geschichte an der Universität Osnabrück. Studiert hat er die Fächer Geschichte, Latein, Wissenschaftliche Politik, Philosophie und Provinzialrömische Archäologie. 1968 machte er das Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Geschichte, Latein und wissenschaftliche Politik. In der Folge war er wissenschaftlich an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Bochum und Basel tätig. Er promovierte 1971 bei Herbert Nesselhauf an der Uni Freiburg im Fach Alte Geschichte über das Thema "Die römischen Senatoren und Ritter aus den hispanischen Provinzen bei Diokletian" (Prosopographie und Herkunft). Die Habilitation erfolgte 1976 ebenfalls in Freiburg.
Neumagen-Dhron. (KiK) Die erste gemeinsame Fahrt zweier Römerschiffe seit der Antike war ein Höhepunkt, der zahlreiche Besucher an die Mosel lockte. Während die nachgebaute und im Jahr 9 n. Chr. als Kriegsschiff fungierende "Victoria" per Muskelkraft von Trier nach Neumagen-Dhron gerudert wurde, konnten die Mannen des Weinschiffes "Stella Noviomagi" auf die Hilfe eines eingebauten Motors zurückgreifen.
Bei der "Victoria" handelt es sich um den originalgetreuen Nachbau des zweitausend Jahre alten Kriegsschiffes. 16 Meter lang, knapp drei Meter breit und vier Tonnen Gewicht lauten die Eckdaten des nachgebauten Zeitzeugen. Es macht derzeit im Rahmen der Ausstellung "Imperium Konflikt 2000 Jahre Varusschlacht" Station in Trier. Die "Stella Noviomagi" wird seit geraumer Zeit als Ausflugsboot genutzt und erfreut sich seither wachsender Beliebtheit. Etwa zwei Stunden mussten die Besucher warten, bis sich der Weg der beiden Schiffe endlich direkt vor dem Hafen kreuzte.
Zeitraubend: Mast musste abgebaut werden

Der diesjährige Ausonius-Preis geht an Professor Rainer Wiegels (Dritter von links). Mit im Bild: Universitätspräsident Peter Schwenkmetzger, Vizepräsident Professor Wolfgang Klooß, Dekanin Professor Helga Schnabel-Schüle, Generaldirektor Thomas Metz (Burgen, Schlösser, Altertümer in Rheinland-Pfalz) und Professor Christoph Schäfer (von links). TV-Foto: Anja Fait
Die Mannschaft der Victoria (Studenten der Universität Trier) mussten ihren acht Meter hohen Mast abbauen, weil sie sonst nicht unter der Moselbrücke hätten durchfahren können: Das brauchte Zeit. Riesenapplaus kam auf, als sie dann endlich bei schwül-heißen Temperaturen in Sicht kamen. Die wartenden Besucher konnten sehr gut nachvollziehen, wie es den Ruderern ob der heißen Temperaturen zumute gewesen sein muss, schließlich trieb ihnen allein das Warten in brütender Hitze schon die Schweißperlen auf die Stirn.
Etwas entspannter ging es derweil auf der "Stella Noviomagi" zu. Im Gegensatz nämlich zu ihren schwitzenden Kollegen auf der "Victoria" konnten diese Mannschaft den eingebauten Motor zur Hilfe nehmen - und auch vom Platzangebot her waren die "Ruderer" des Weinschiffes klar im Vorteil. Eine herrliche Kulisse auf der Stella boten die Teilnehmer der römischen Fußgruppe Neumagen-Dhron - in Begleitung der Weinkönigin Christina II. und des Ortsbürgermeisters Willi Herres. Nach einer kurzen Rast und dem Mastaufbau auf der "Victoria" hatten die Besucher dann Gelegenheit, den Nachbau genau unter die Lupe zu nehmen - Geschichte zum Anfassen.