Kritische Situationen

Zur Berichterstattung über die Geschichte der Bürgerinitiative "Rettet den Weißhauswald":

Die begeisterte Erinnerung an die Bürgerbewegung "Rettet den Weißhauswald" bedarf eines Nachtrags. Nachdem alle Beteiligten nach Hause gegangen waren und die Stadt sich schmollend zurückgezogen hatte, blieb das unbenutzbare Weißhaus zurück mit der Aufschrift: "Ban krott erklärung des Stadtrats".

Das Vorhaben, gegen das sich der Protest richtete, hat der damalige Regierungspräsident Julius Saxler zu Recht unter Berufung auf die Moseltalschutzverordnung abgelehnt, was sich die Stadt hätte ersparen können. Ihr zugute zu halten war allerdings, dass sie sich damals erneut intensiv um eine Lösung für das Weißhaus bemühte, nachdem ein Interessent, der das Weißhaus zusammen mit einem Drehturm-Restaurant wiederherstellen wollte, seine Option zurückgegeben hatte. Betriebswirtschaftlich war die neue Idee der Stadt in Verbindung mit einem Hotel durchaus vernünftig, aber in dieser sensiblen Umgebung nicht vertretbar.

Nach den beiden Fehlschlägen nahm die Geschichte einen anderen Verlauf, zunächst allerdings zu optimistisch in der Erwartung, dass viele Teilnehmer der Bürgerbewegung bereit wären, sich an der Wiederherstellung des Weißhauses zu beteiligen. Am Ende waren es nur knapp fünf Prozent. Den Löwenanteil der Finanzierung brachten die Stadtsparkasse, die Kreissparkasse und die Volksbank sowie die Familie Nikolaus Koch auf.

Nach Baubeginn kam es aufgrund einer rückwirkend geänderten Handhabung von Bauherrengemeinschaften angesichts der zu erwartenden geringen Erträge zu einer kritischen Situation. Danach hätten steuerlich nicht Bauherren, sondern Liebhaber das Weißhaus wiederhergestellt. Entsprechend sollte also das Bauschild geändert werden: "Hier baut die Liebhabergemeinschaft Weißhaus". Das konnte verhindert werden.

Nur gemeinsam mit der Wiederherstellung des Weißhauses war der Weißhauswald zu retten. So ist die Geschichte ein Lehrstück angesichts gegenwärtiger Überlegungen um mehr Bürgerbeteiligungen.

Karlheinz Steinlein, Trier

WEISSHAUSWALD

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