Kühles Grab für Meisterbrief

TRIER. Handarbeit groß geschrieben: Über 70 Kunsthandwerker, unter ihnen Töpferer, Korbflechter, Glasbläser und Schmuckdesigner, zeigten an der Porta Nigra ihr Können. Vertreter der Handwerkskammer protestierten gegen die geplante Lockerung der Handwerksordnung.

 Spaß für die ganze Familie: Beim Handwerkermarkt an der Porta Nigra konnten Eltern und Kinder ihr Geschick im Hämmern von Kupfer erproben.Foto: Andrea Wanek

Spaß für die ganze Familie: Beim Handwerkermarkt an der Porta Nigra konnten Eltern und Kinder ihr Geschick im Hämmern von Kupfer erproben.Foto: Andrea Wanek

Der Kunsthandwerkermarkt begann mit einer Demo: In einem Sarg trugen Handwerker aus der Region bei der Eröffnung vor den Augen von Kammer-Präsident Hans-Josef Jänschke und Oberbürgermeister Helmut Schröer den Meisterbrief symbolisch zu Grabe. Mit diesem Akt wollte die Handwerkskammer ihren Missmut über das Vorhaben der Regierung, den Meisterbrief für bestimmte handwerkliche Berufe abzuschaffen, zum Ausdruck bringen. "Meisterliches Können ist zum Markenzeichen des Handwerks geworden - und so soll es auch in Zukunft bleiben", erklärte Hans-Josef Jänschke in seiner Rede. Statt "fragwürdiger Reformen" forderte er "vernünftige und verlässliche Rahmenbedingungen". Auch wenn die Sorgen der Kammer in Form von Plakaten den Handwerkermarkt die ganze Zeit über begleiteten, stand doch schnell wieder das kreative Kunsthandwerk im Mittelpunkt. Über 70 Betriebe boten rund um die Porta Nigra ihre Produkte an und zeigten, wie sie sie herstellen. Einige der Handwerker haben bereits über 20 Mal an dem Markt teilgenommen, drei Betriebe wurden in diesem Jahr für zehn Jahre Veranstaltungstreue ausgezeichnet. Die Kunsthandwerker kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Ob Feinhaarpinsel-Hersteller, Korbflechter, Glasbläser, Töpfer, Schmuckdesigner oder Bonbonhersteller - alle hatten etwas zu zeigen. Kreisel entstanden vor den Augen der Zuschauer, Gravuren wurden angebracht und Porzellan bemalt. "Mir gefällt der Abwechslungsreichtum auf dieser überschaubaren Fläche", sagte eine Besucherin, die sich geduldig mit den anderen Neugierigen durch die Gasse an den Ständen vorbeischob. Neben dem traditionellen Kunsthandwerk waren auch eigenwillige Ideen vertreten. Ein Hersteller etwa bot selbst entworfene "Spitzschnäbel" an, die böse Geister fern halten sollen. Wer nicht nur zuschauen, sondern auch anfassen und ausprobieren wollte, hatte dazu reichlich Gelegenheit. Kinder und Eltern konnten Geschicklichkeitsspiele aus Holz ausprobieren und ihre Hand in eine in Handarbeit gefertigte Handpuppe stecken. Können war ein einem Tisch gefragt, an dem Kupfer zum Bearbeiten bereit lag. Ganze Familien erprobten ihr Geschick, hämmerten und schliffen das goldbraune Metall. Wer nach den Sinneseindrücken essentielle Bedürfnisse verspürte, musste den Markt nicht verlassen. Die Innungen der Fleischer, Bäcker, Weinküfer und die Konditoren tischten auf.

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