Kulturschützer aus Leidenschaft

Als Narkosearzt im Elisabeth-Krankenhaus Trier durfte Bernhard Gies keine Fehler machen - das Leben der Patienten lag oft in seinen Händen. Heute übernimmt Gies Verantwortung für die Kultur in der Region.

 Früher im Operationssaal, heute in der Pflege von Kulturgütern aktiv: Ex-Chefarzt Bernhard Gies. TV-Foto: Julian Emmert

Früher im Operationssaal, heute in der Pflege von Kulturgütern aktiv: Ex-Chefarzt Bernhard Gies. TV-Foto: Julian Emmert

Trier. Die Bücher im Regal sind nach Größe und Sachgebieten sortiert. Auf dem Sofatisch liegen Zeitschriften und Taschenbücher säuberlich gestapelt. Dahinter sitzt Bernard Gies, ehemaliger Chefarzt der Anästhesie-Abteilung des Elisabeth-Krankenhauses Trier, in einem Sessel. Die Einrichtung ist geordnet wie ein Operationstisch. Dies ist kein Zufall: Denn mit Ordnung sicherte Bernard Gies das Leben seiner Patienten.

Als Narkosearzt war es seine Aufgabe, Patienten vor der Operation zu betäuben und nach dem Eingriff wieder zurückzuholen. Ein Job mit Risiko: "Bekommt der Patient während der Narkose nicht genug Sauerstoff, bleiben Schäden im Gehirn zurück", erklärt Gies.

Eine Gratwanderung, die klare Organisation benötigt. "Nur wenn man geordnet vorgeht, kann man die Kontrolle über den Patienten behalten und Fehler reduzieren", sagt Gies.

Seine Jugend verbrachte er in Trier. Nach dem Studium kehrte er vor 32 Jahren in seine Heimat zurück und wurde Chefarzt im Elisabeth-Krankenhaus. Verantwortungsbewusstsein war für Gies immer oberstes Prinzip. "Als Arzt darf man nie vergessen, dass der Patient ein Mensch ist und keine Ware", stellt Gies fest. Deshalb besuchte Gies jeden seiner Patienten vor und nach jeder Operation persönlich.

Auch im Ruhestand übernimmt der 71-jährige Vater von zwei erwachsenen Kindern Verantwortung. Diesmal jedoch sind Kultur und Denkmalpflege sozusagen seine Patienten.

Als Vorsitzender des Fördervereins Schloss Malberg im Eifelkreis Bitburg-Prüm setzt er sich dafür ein, dass das alte Gemäuer restauriert wird. Die Motivation ist vielfältig: "Ich möchte das Schloss als Kulturgut für spätere Generationen erhalten. Zudem soll es die Region für den Tourismus interessanter machen."

Doch auch die Verbundenheit zur Eifel treibt Gies an. "Die Natur und die Eifler selbst sind mir wichtig", sagt er und blickt an die Wand. Dort hängen Schwarz-Weiß-Fotos und Gemälde. Sein Engagement für die Kultur ist nicht zufällig. Sie ist sein Hobby: Er ist Fotograf, liebt Literatur und klassische Musik.

Sieht er die Kultur in Gefahr, geht der ehemalige Chefarzt zur Verteidigung über. In den 80er Jahren stemmte sich Gies erfolgreich in einer Bürgerinitiative gegen die Errichtung eines Ferienparks im Weisshauswald. "Es war gut zu sehen, dass man was bewegen kann", sagt er. Position bezieht er auch regelmäßig in Leserbriefen im TV. Er sucht die öffentliche Diskussion. "Ich bin nicht streitsüchtig. Es geht mir um die Sache. Dabei suche ich stets den Kompromiss", betont der Mediziner.

Nach der Schule wollte Gies Pilot werden. Daraus wurde nichts. Als Hobby blieb das Segelfliegen: "Das Gefühl der Freiheit und die Natureindrücke faszinieren mich." Er flog, bis ein Unfall passierte: Beim Landeanflug verlor er einen Meter über dem Boden die Kontrolle. Er blieb unverletzt. "Der Unfall bewirkte ein Umdenken", sagt Gies mit nachdenklicher Stimme, "es war zu gefährlich. Ich hatte Familie und damit Verantwortung."

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