Kunst Das Besondere an Gras und Federn

Trier · Gemeinsam mit der Künstlerin Anna Bulanda-Pantalacci hat die Trierer Kulturstiftung die neuen Kulturaktien vorgestellt. Sie sollen scheinbar Unscheinbares in den Blick nehmen.

 Das sind sie, die Trierer Kulturaktien 2019. Andreas Ammer, Vorsitzender des Stiftungsvorstands, Künstlerin Anna Bulanda-Pantalacci und Vorstand Bärbel Schulte präsentieren die Motive dieses Jahres.

Das sind sie, die Trierer Kulturaktien 2019. Andreas Ammer, Vorsitzender des Stiftungsvorstands, Künstlerin Anna Bulanda-Pantalacci und Vorstand Bärbel Schulte präsentieren die Motive dieses Jahres.

Foto: TV/Trierer Kulturstiftung

Die vermeintlich banale Pflanzenart Gras kann ebenso Unkraut auf dem Feld wie Rasen auf dem Golfplatz sein, kann Asphalt aufbrechen, am Mauerwerk wurzeln, im kargen Sand am Strand gedeihen. Wird der einzelne Grashalm noch übersehen, so beeindruckt er in der Masse als natürliche Wiese oder disziplinierter Rasen. Faszinierend sei die Wandlungsfähigkeit, die Überlebenskraft unter allen klimatischen Bedingungen, das Gedeihen der unscheinbaren Gewächse in schier endloser Vielfalt zwischen Widerstandskraft und Ergebenheit.

Aus diesen verschiedenen Blickwinkeln hat wahrscheinlich selten jemand Gras betrachtet. Und genau aus diesem Grund hat die Trierer Künstlerin Anna Bulanda-Pantalacci dieses Motiv für die 100-Euro-Kulturaktie ausgewählt.

Bulanda-Pantalacci ist laut der Trierer Kulturstiftung, mit der sie die Kulturaktien 2019 vorstellt, eine Künstlerin der leisen Töne, „die scheinbar unbedeutende Dinge zeichnet, sie wertschätzt und damit aus der Selbstverständlichkeit heraushebt.“ Für die 100-Euro-Kulturaktie hat sie vier Zeichnungen aus Trier, Liège, Luxemburg und Metz ausgewählt und zum gemeinsamen Werk arrangiert – eine Reminiszenz an die Großregion im Herzen von Europa. Auch dieser Gedanke ist ihr wichtig. „Die Internationalität und Interkulturalität ist ein fester Teil meiner Lebensphilosophie, die sich aus meiner Familiengeschichte, Mehrsprachigkeit und Toleranz gegenüber Kultur und Religionen herauskristallisiert hat. Meine große Hoffnung ist, dass mein Wirken dazu beitragen kann, dass die Menschen tolerant, respektvoll und friedlich miteinander leben“, sagt die gebürtige Polin, die seit 42 Jahren in ihrer Wahlheimat Trier lebt und arbeitet (siehe Info).

 Die Kulturaktien sind inzwischen laut der Kulturstiftung zu begehrten Sammelobjekten geworden. Die zwei neuen Werke erweitern die Sammlung zeitgenössischer Kunst Trierer Künstler auf nun 28 Motive. Mit dem Erlös der auf jeweils 250 limitierten, handsignierten auf Büttenpapier gedruckten Exemplare im Wert von 50 beziehungsweise 100 Euro fördert die Bürgerstiftung generationsübergreifend Kultur und kulturelle Bildung in Trier.

Alle Künstler ermöglichten mit ihren Werken eine ganz persönliche Sicht auf Trier und dies stets mit eindrucksvollen, hochwertigen Motiven, sagt Vorstandsvorsitzender Andreas Ammer.

Das Motiv der 50-Euro-Kulturaktie soll ein Appell für Wertschätzung, Respekt und den achtsamen Umgang mit der Natur sein. Bulanda-Pantalacci liebt und sammelt Vögel, nimmt oft gefundene Federn mit nach Hause. Filigran gezeichnete Flügel tauchen in vielen ihrer Bilder auf – oft verbunden mit Orten, die sie besonders berührt haben. Ein solcher Ort ist für sie der Palastgarten. Dort habe sie ein schweres, schmiedeeisernes Tor entdeckt, auf dem sich einzelne Federn niedergelassen hätten. Diese kontrastierende Ästhetik von Tor und Federn, „von letztem Nebel in der aufgehenden Sonne“ hat sie mit harmonischen Grün- und Brauntönen in ein lichtdurchflutetes Bild komponiert. Ein beinahe verspielt nach oben geöffneter eiserner Bogen verbindet die starren Stäbe des Tores, scheint die fliegenden Federn aufnehmen zu wollen. Die Künstlerin versteht das Motiv „Flügel Freiheit Palastgarten“ als Einladung, die Gedanken fliegen zu lassen, als Symbol für die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur.

Informationen zur Trierer Kulturaktie
unter www.kulturstiftung-trier.de

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