Kunst, die vom Fahrrad fällt

Trier · Einmal kräftig in die Pedale getreten, in der Hand eingerollte Kunst auf Papier. Dann ein beherzter Wurf - und schon hat das Kunstwerk einen neuen Besitzer. Die Aktion Papergirl Trier geht Mitte August in eine neue Runde. Den Auftakt macht eine Ausstellung am Samstag.

 Garantiert gratis: Die gerollte Kunst wird in der Trierer Fußgängerzone an Passanten übergeben. Foto: Karol Krupinski

Garantiert gratis: Die gerollte Kunst wird in der Trierer Fußgängerzone an Passanten übergeben. Foto: Karol Krupinski

Trier. Was einfach und spontan klingt, braucht viel Planung. Das Projekt Papergirl, das aus der Idee einer Berliner Studentin entstand, spannt sich über die ganze Welt. Vancouver, Hamburg, Trier - überall steigen Menschen auf ihre Fahrräder, um im Stile der amerikanischen Zeitungszusteller, den Paperboys, Kunstwerke unter die Leute zu bringen.
Wer das Glück hat, zufällig eins der zusammengerollten Kunstwerke zu fangen, kann sich freuen. Von Kinderbildern über High-End-Fotografien ist alles dabei.
Schon vergangenes Jahr und im Jahr davor fand die Aktion in Trier statt. Die Reaktionen der ausgewählten Passanten reichten von Freude über Erstaunen zu Skepsis. Einige hatten Angst, zur Kasse gebeten zu werden. "Alles gratis", werden die Papergirls sicherlich auch in diesem Jahr öfter entgegnen dürfen.
Inzwischen gesellt sich zu dem Gründer der Trierer Aktion, Mario Schmidt, ein vierköpfiges Team. Auf verschiedenen Veranstaltungen wie dem DesignMarkt haben sie Kunst entgegengenommen und dafür geworben, selbst zum Künstler zu werden.
Vor der Verteilaktion hat das Team Papergirl eine Ausstellung aller eingegangenen Werke geplant. Diese sind am Samstag, 9. August, bei hong&friends in der Saarstraße 27a zu sehen. "Wir wollen es jedem, der will, ermöglichen, seiner Kunst eine Plattform zu bieten", sagt Michaela Faber. Die Kommunikationsdesignerin hat sich etwas Besonderes ausgedacht: Sie hat innerhalb der vergangenen Monate 1000 Origami-Kraniche aus bunten Papierbögen angefertigt, die über den Köpfen der Ausstellungsbesucher in allen Regenbogenfarben schillern sollen. Nach einer japanischen Legende werde dem, der 1000 Kraniche anfertige, ein Wunsch von den Göttern erfüllt, sagt sie. Faber will die Kraniche nach der Ausstellung zusammen mit den Kunstwerken verteilen. "Ich will damit ein Gespür für die Haptik vermitteln und dass Papier auch dreidimensional eingesetzt werden kann."
Im Rahmen des Projekts hat Papergirl Trier die Kunst des Kranichfaltens auch schon weitergegeben. Am schönsten, so Faber, sei es gewesen, Kinder zu beobachten, die so lange an ihren Faltkünsten arbeiten wollten, bis sie das perfekte Origami-Tier in den Händen hielten. "Können wir heute Abend basteln statt fernsehen?", habe ein Kind seine Eltern gefragt. Für solche Momente arbeitet das Team Papergirl: Kunsthandwerk auch abseits von Museen und Galerien greifbar für jeden machen.
Wann die Papierbögen und Kraniche ihren Weg in neue Hände finden, ist noch streng geheim. Je nach Wetterlage werden die gut 20 Papierboten ihre Fahrräder zwischen dem 15. und dem 17. August besteigen, um Passanten zwischen Mosel und Innenstadt mit Kunst zu versorgen.
Mehr Informationen unter <%LINK auto="true" href="http://www.papergirl-trier.de" class="more" text="www.papergirl-trier.de"%>

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