Kunst hilft Kindern, im Leben anzukommen

Trier · Sie malen, musizieren und spielen mit Flüchtlingskindern und freuen sich, wenn diese förmlich aufblühen: Elke Reiter vom Kulturlabor Trier bringt jungen Migranten zusammen mit 15 anderen Kindern Kunst näher. Das Projekt ist nun in der Endauswahl des Kinder-zum-Olymp-Wettbewerbs.

Trier. 20 aufgeweckte Flüchtlingskinder rennen auf den Pavillon im Nells Park zu. Sie stürmen hinein, sie toben umher und begutachten alles, was dort steht. Sie sind neugierig, wissbegierig und interessiert. Um diese Kinder kümmert sich Elke Reiter vom Kulturlabor Trier. Zusammen mit weiteren Künstlern möchte sie ihnen die Möglichkeit geben, sich auszuprobieren und kreativ zu werden.
Von Musik bis Töpfern


"Die Flüchtlingskinder sind durchschnittlich sechs Wochen in der Erstaufnahmeeinrichtung in Trier. Ich möchte ihnen Halt geben, sie ankommen lassen. In dieser Zeit versuche ich zu vermeiden, dass sich eine Kunstrichtung im Angebot doppelt. So können sie sich in vielen Bereichen entfalten. Wir hoffen natürlich, dass die Kinder eine Aktivität für sich entdecken." Das Angebot reicht von Musik über Tanz und Theater bis hin zum Malen und Töpfern.
Dazu hat Reiter ein Netzwerk von Künstlern aufgebaut, die sie dabei unterstützen: "Wir sind rund 15 Künstler. Zu Beginn habe ich sie aktiv angesprochen, im Laufe der Zeit haben sich auch welche bei mir gemeldet."
Dorette Polnauer aus Zemmer ist freischaffende Künstlerin und selbst auf Elke Reiter zugegangen: "Ich kannte Elke zuvor nicht und habe über einen befreundeten Künstler vom Projekt erfahren. Einmal im Monat male ich mit den Kindern. Überraschend war, wie die Kunst hilft, die Sprachbarriere zu überwinden."
Heute wird im Pavillon des Nells Park mit Acryl gemalt. "Was ist das?", fragt Reiter und zeigt auf das Bild. "Das ist ein Schmetterling", erklärt sie, und alle Kinder sprechen ohne Aufforderung das Wort nach. So lernen sie spielerisch deutsche Begriffe.
Mit fester Stimme muss Reiter die aktiven Kinder ermahnen, aber lobt gleichzeitig die gemalten Bilder. Ein kleines Mädchen kommt immer wieder stolz zu ihr gelaufen, um ihr Bild zu zeigen. Mit großen Augen schaut es Reiter an und freut sich über ihre Aufmerksamkeit. "Die Kinder sind immer mit Freude dabei. Für mich ist es schön, mit wie viel Einsatz die Kinder ihre Talente entdecken."
Das Angebot startete 2014. Reiter überlegte damals zusammen mit dem Jugendamt, wie sie sich einbringen könnte. Dabei entstand dieses Workshop-Konzept, wie sie erzählt. Seitdem seien rund 3000 Kinder betreut worden. In der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) ist sie zwei Mal in der Woche aktiv, hinzu kommen Aktionen in der Außenstelle der Afa in der Luxemburger Straße und im Jugendzentrum Don Bosco Helenenberg. Die Finanzierung läuft über private Spenden.
Elke Reiters Projekt ist in die Endauswahl des Kinder-zum-Olymp-Wettbewerbs gekommen. Der Wettbewerb ist eine Initiative der Kulturstiftungen der Länder, in dem es um die nachhaltige Förderung kultureller Bildung geht. Gesucht sind länger laufende Projekte, deren Strukturen ein Vorbild für andere Konzepte sein könnten. Der Wettbewerb steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und wird von der Deutsche-Bank-Stiftung gefördert.
Wer sich als Betreuer oder Künstler an Elke Reiters Flüchtlingsworkshops beteiligen möchte, kann sich unter info@kulturlabor-trier.de melden.
Extra

Das Kulturlabor Trier ist eine freie Theaterkompanie und wurde 2010 gegründet. Ziel war es, Kindern und Jugendlichen aus Trier und der Region die Möglichkeit zu bieten, professionell Theater zu spielen. Drei bis fünf Produktionen im Jahr stellt das Kulturlabor zurzeit auf die Beine. Im Jahr 2014 kam das Engagement mit den Flüchtlingskindern hinzu. beh

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