Kunst und Wahrnehmung verschmelzen

Trier · Schnüre wie bei einer Lichtschranke, ein Luftballon, der nicht platzt und viel interaktive Kunst. Beim "Festival der Kunst und der Wissenschaft" haben die Besucher am Freitag und Samstag Kunstwerke selbst "erlebt" und ihre Wahrnehmung geschärft.

 Psychologisches Experiment zum Thema „Veränderungsblindheit“. Besucher Jean-Pierre Pröl aus Trier schaut sich das mal genauer an. TV-Foto: Friedemann Vetter

Psychologisches Experiment zum Thema „Veränderungsblindheit“. Besucher Jean-Pierre Pröl aus Trier schaut sich das mal genauer an. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Herunterhängende Stofffetzen, der Boden ist mit leeren Papieren gespickt, auf dem sich die Besucher zeichnerisch verewigen können. In einem anderen Raum sind kreuz und quer Schnüre gespannt - die Besucher kriechen durch das Zimmer und setzen vorsichtig einen Fuß vor den anderen, um sich nicht in den Schnüren zu verfangen. Am anderen Ende des Raumes wird die Bachelorarbeit des Berliner Künstlers Mathias Neumann ausgestellt, der sich mit Synästhesie beschäftigt - die Verbindung von zwei Bereichen der menschlichen Wahrnehmung. Dadurch ist es Menschen zum Beispiel möglich, ein "warmes Grün" oder farbige Wochentage zu sehen. "Hier wird man zum Nachdenken angeregt", so Besucherin Luisa Stemper (21) aus Trier.
Kunst zum Anfassen - unter diesem Motto fand am Freitag und Samstag im alten Posthof am Kornmarkt das "Festival der Kunst und Wissenschaft statt". Auf zwei Etagen wurden die Hallen des alten Posthofes am Trier-er Kornmarkt zur Vernissage und Ausstellung umfunktioniert. Im Zentrum des Kunst-Festivals stand die Wahrnehmung, die laut Initiatorin Monika Dorniak in der "heutigen Zeit immer mehr vernachlässigt wird". Begehbare, interaktive Kunstwerke für etwa 130 Besucher.
"Das war alles sehr kurzfristig und spontan - das gibt dem Gesamtkunstwerk eine ganz besondere Ausstrahlung", sagte Elisa Damm, Modedesign-Studentin an der Fachhochschule Trier, die zusammen mit Thielo Seidel (studiert Medien und Kommunikation an der Universtät Saarbrücken) einen Raum gestaltet hat, in dem ein Mensch trampelt und stampft, an den Wänden Kleider hängen und im Hintergrund ein schwirrender Vogelschwarm an die Wand projiziert wird.
In einem anderen Raum rotierte ein Band, das von einem Lichtstrahl angestrahlt wurde, dadurch wurden Kreise, Ellipsen oder andere Formen erzeugt: der "Sinus-Raum". Jeder Raum zeigte die Eigenheiten des Designs von Modedesignern, Kommunikationsdesignern oder auch die Experimente der Psychologen, die ineinander verschmolzen. "Man kann sich hier gut auf die Dinge einlassen und seine Wahrnehmung fokussieren", sagte Besucher Pawel Paluchowski (28), der in Trier studiert hat und nun in London lebt.
"Wir sind alle traurig, dass es schon vorbei ist. Ich bin mit dem Verlauf der Veranstaltung aber sehr zufrieden", sagte Dorniak nach der Veranstaltung. Es gäbe aber bereits Nachfragen von weiteren Künstlern, die an einer Zusammenarbeit mit Dorniak und ihrem Team interessiert sind - weitere Veranstaltungen dieser Art sind in Trier in nächster Zeit also durchaus vorstellbar.

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