August 2017 Kurz nach 10 war alles gelaufen: Kampfmittelräumer entschärfen Fliegerbombe in Trier-Ehrang

Trier · Die in Trier-Ehrang gefundene Fliegerbombe ist am Sonntagmorgen kurz nach 10 Uhr, schneller als erwartet, entschärft worden. Rund 800 Anwohner können wieder zurück in ihre Wohnungen.

 Kurt Mazzucco hat die Bombe entschärft. Er sagt, dass der Kampfmittelräumdienst selbst überrascht war, dass die Entschärfung so schnell ging.Der Experte bezeichnet die Bombe als ?hundsgewöhnlich?, allerdings sei sie stark deformiert gewesen. Die Bombe wird nun nach Koblenz in einen Bunker gebracht und dort endgültig vernichtet.

Kurt Mazzucco hat die Bombe entschärft. Er sagt, dass der Kampfmittelräumdienst selbst überrascht war, dass die Entschärfung so schnell ging.Der Experte bezeichnet die Bombe als ?hundsgewöhnlich?, allerdings sei sie stark deformiert gewesen. Die Bombe wird nun nach Koblenz in einen Bunker gebracht und dort endgültig vernichtet.

Foto: Rebecca Schaal
 Ruckzuck war die Bombe entschärft und für den Abtransport vorbereitet.

Ruckzuck war die Bombe entschärft und für den Abtransport vorbereitet.

Foto: Rebecca Schaal
August 2017: Kurz nach 10 war alles gelaufen: Kampfmittelräumer entschärfen Fliegerbombe in Trier-Ehrang
Foto: Friedemann Vetter

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Der Mann im Overall steht neben dem rostigen Gebilde, das in einer vergangenen Ära ein Instrument der Zerstörung war. Es ist jetzt harmlos. Kurt Mazzucco hat die Bombe entschärft, so wie schon viele davor. Wie immer sieht man ihm nichts an.

"Es war eine völlig normale Bombe", sagt der verantwortliche Feuerwerker des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz. 30 Minuten hätte die Entschärfung laut Plan dauern sollen, am Ende waren es nur fünf. "Wir waren selbst überrascht, wie schnell es dann doch ging", sagt Mazzucco. "Der Zünder ließ sich ganz leicht lösen." Um kurz nach zehn ist die Aktion beendet.

Mazzucco macht diesen Job seit 1993 und hat laut eigener Aussage die Sprengkörper nie gezählt, zu deren Entsorgung er entscheidend beigetragen hat. Auch in Trier. Im Sommer 2016 war Mazzucco in der Trierer Neustraße im Einsatz, damals musste die komplette Trierer Innenstadt geräumt werden. Dieses Mal ist es die Heinestraße in Trier-Ehrang.

Zwei Stunden vorher: Für mehr als 800 Menschen klingelt der Wecker am Sonntagmorgen früh. Sie leben in einem Radius von 300 Metern um den Fundort der Bombe und müssen deshalb ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Ein Großeinsatz für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste.

Die heiße Phase der Evakuierung beginnt um 8 Uhr, zwei Stunden vor der geplanten Entschärfung. Feuerwehrleute gehen durch alle Straßen und klingeln an jedem Haus. Die Anwohner sind durch Handzettel vorgewarnt. Sieben Ehranger Straßenzüge werden komplett geräumt, vier weitere teilweise. Es ist kein einfacher Job für die Feuerwehrleute, denn es ist immer möglich, dass ein Anwohner sein Heim nicht verlassen will.

Feuerwehr- und Ordnungsdezernent Thomas Schmitt (CDU) ist ebenfalls vor Ort. "Wenn sich jemand tatsächlich weigert, dann informieren wir die Polizei." Diese kann, wenn alle Überzeugungsarbeit nichts hilft, den Anwohner auch körperlich zwingen, mitzukommen. Aber dazu kommt es am Sonntag nicht, sagt Schmitt.."Mir ist kein solcher Fall bekannt."

Ältere oder pflegebedürftige Menschen werden von den Rettungsdiensten abgeholt. Wer keine Familie oder Freunde in der Nähe hat, bei denen er unterkommen kann, findet im Friedrich-Spee-Gymnasium am Mäusheckerweg eine Unterkunft der Stadt Trier, die ab acht Uhr am Sonntag geöffnet ist. Einsatzkräfte der Malteser kümmern sich um die Menschen, es gibt Kaffee, Tee und Zuspruch. Einsatzleiter Ralf Lerch ist mit neun Helfern vor Ort. "Es läuft alles gut", sagt er um halb neun. "Die Leute sind ruhig und gefasst."

Auch Ehrangs Ortsvorsteher Thiébaut Puel schaut vorbei. "Wir hatten noch Glück", sagt er. "In einer Woche ist Ehranger Markt. Wäre die Bombe dann aufgetaucht, hätten wir alles absagen müssen."

Die Evakuierung läuft problemlos, sagt Michael Budinger von der Berufsfeuerwehr Trier gegen neun Uhr. "Wir haben die Lage im Griff." Noch eine Stunde bis zur Entschärfung. Im Mäusheckerweg werden mittlerweile 50 Menschen betreut, darunter auch eine junge Familie mit lebhaften Kindern und einem Hund. Die Kinder beschließen spontan, ihre mitgebrachten Knabbereien mit allen Wartenden zu teilen. Der Hund kämpft mit einem Luftballon.

Cornelia Junk gehört zu den Anwohnern, die ihre Wohnung verlassen müssen. "Ich war früher ehrenamtlich für die Malteser aktiv und kenne deshalb die Situation", sagt sie. "Jetzt bin ich selbst betroffen." Helga Spindler, ebenfalls Anwohnerin, ergänzt: "Es ist schon ein komisches Gefühl, weil die Bombe so nahe ist." Sie werde bei ihrer Tochter Zuflucht suchen. "Man kriegt schon ein bisschen Panik, wenn man unmittelbar davor wohnt", sagt Mechthild Heimes.
Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) besucht ebenfalls die Notunterkunft am Mäusheckerweg. "Ich bin sehr beeindruckt, mit welcher Professionalität die Einsatzkräfte hier vorgehen und mit welcher Ruhe und Disziplin die Anwohner die notwendige Entschärfung unterstützen", sagt er. Bomben im Trierer Boden - ein ständig aktuelles Thema. "In Neubaugebieten wird schon systematisch nach Sprengkörpern gesucht, aber im bereits vorhandenen Baubestand ist das sehr schwierig", sagt Triers Verwaltungschef. Die Römerstadt war in den letzten Jahren oft betroffen.

Dann ist es soweit. Um genau 9.57 Uhr meldet die Feuerwehr, dass der gesamte Gefahrenbereich 300 Meter um die Bombe herum komplett geräumt ist. Die Bahn erhält das Signal, den Zugverkehr zwischen Trier und Koblenz sowie zwischen Trier und Köln in diesem Bereich zu stoppen. Der Bombenexperte Kurt Mazzucco macht sich an die Arbeit, die schließlich nur wenige Minuten dauert.

Um fünf nach zehn beginnt in Ehrang die Rückkehr zur Normalität. Alle Sperrungen werden sofort aufgehoben, die Anwohner dürfen in ihre Wohnungen und Häuser zurück. "Wir sind sehr erleichtert", sagt eine ältere Anwohnerin und bedankt sich bei den Maltesern für "die tolle Betreuung". Und die Bombe? "Die kommt nach Koblenz in den Bunker und wird dann vernichtet", sagt Mazzucco.

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