Kurze Beine, lange Wege

Trier · Weil's in ihrer eigenen Schule immer noch schimmelt, werden die Grundschulkinder aus Trier-Ost auch im kommenden Schuljahr weiter in Kürenz unterrichtet. Ein Ende des Provisoriums ist nicht absehbar. Aber es gibt neue Fakten.

 Kinder der Egbert-Grundschule auf dem Weg zur ehemaligen Grundschule Kürenz. Weil ihr Gebäude an der Olewiger Straße sanierungsbedürftig und mit Schimmel belastet ist, wird auf unbestimmte Zeit am Ausweichstandort in der Soterstraße unterrichtet.

Kinder der Egbert-Grundschule auf dem Weg zur ehemaligen Grundschule Kürenz. Weil ihr Gebäude an der Olewiger Straße sanierungsbedürftig und mit Schimmel belastet ist, wird auf unbestimmte Zeit am Ausweichstandort in der Soterstraße unterrichtet.

Foto: Roland Morgen

Trier. Gut zwei Millionen Euro würde es kosten, die marode Egbert-Grundschule in Trier-Ost wieder so herzurichten, dass dort Unterricht stattfinden könnte. Das hat das vom Stadtrat beauftragte Gutachten ergeben.
Komplett saniert wäre die Schule damit allerdings nicht. Für zwei Millionen Euro könnten lediglich die drei Pavillon-Klassenräume neu gebaut und das Hauptgebäude instand gesetzt werden. Neue Fenster und die Erneuerung von Toiletten, Dach, Elektrik und Heizung oder gar eine energetische Sanierung inklusive Neubau einer Turnhalle würde nach einer alten, groben Schätzung der Stadt mindestens rund 3,3 Millionen Euro kosten. Wie ein kompletter Neubau zu Buche schlagen würde, ist bislang nicht berechnet worden.
Auf Grundlage des Gutachtens erarbeitet Schuldezernentin Angelika Birk nun einen Vorschlag, wie es nach ihrer Vorstellung in der Sache weitergehen soll. Eine Beschlussvorlage dazu will sie im Herbst dem Stadtrat vorlegen. Welche Richtung die Schuldezernentin dabei vorgeben will, ist unbekannt.Weiter Unterricht in Kürenz


Solange die Egbert-Grundschule marode ist, werden die Grundschüler aus Trier-Ost weiter in der Kürenzer Grundschule unterrichtet. Das Gebäude stand nach dem Umzug des Kürenzer Schulbetriebs in die Grundschule Ambrosius in Trier-Nord seit Sommer 2013 leer. Als der Schimmel in der Egbert-Grundschule im vergangenen Oktober entdeckt wurde, reaktivierte das Schulamt kurzerhand das Kürenzer Gebäude für die Egbert-Kinder.
Im neuen Schuljahr, das nächste Woche beginnt, werden 18 Kinder aus dem Schulbezirk Egbert in Kürenz eingeschult. Fünf weitere i-Dötzchen kommen aus anderen Schulbezirken, werden aber auch in Kürenz eingeschult.Eltern fordern Sanierung


Das Kürenzer Gebäude ist dazu in den Sommerferien aufgerüstet worden: Beim Brandschutz wurde nachgebessert und zuvor geteilte Räume wurden wieder zu großen Klassenräumen umgebaut. Weil die Zeit für die Umbauten in den Sommerferien knapp war, musste die in den großen Ferien übliche, sorgfältige Grundreinigung entfallen. "Diese wird aber in den Herbstferien nachgeholt", verspricht der städtische Pressesprecher Ralf Frühauf.
Der Schulelternbeirat der Egbert-Grundschule ist mit der Situation unzufrieden. "Der Stadtrat hatte sich im März 2013 dafür ausgesprochen, dass die Egbert-Grundschule im Bestand erhalten bleiben soll, der desolate Bauzustand war damals schon genaustens bekannt", sagt Schulelternsprecher Michael Düro.
Im aktuellen Gutachten werde zudem mehrfach darauf hingewiesen, dass die Ursachen für den derzeitigen Zustand des Schulgebäudes jahrelang fehlende Instandhaltungsarbeiten seien. Stadtverwaltung und Stadtrat dürften die Sanierung der Egbert-Grundschule nicht weiter hinauszögern, fordert Düro. "Es besteht Handlungsbedarf! Die Sanierung der Schule ist dringlich: Die feuchte Jahreszeit steht bevor, die unzureichende Dachentwässerung in Kombination mit fehlender Lüftung und Beheizung des Gebäudes werden die Bauschäden schnell vergrößern."Meinung

Nagelprobe für neuen Stadtchef
Zwei Millionen in die pure Instandsetzung der Egbert-Grundschule zu stecken, ohne Fenster, Dach, Dämmung und Heizung zu erneuern, wäre eine nicht zu verantwortende Investition. Komplettsanierung oder Neubau wären nachhaltig - aber ebenfalls unverantwortlich. Denn genau wie auf Landesebene ist die Zahl der ABC-Schützen auch in Trier in den vergangenen 15 Jahren gesunken. In Olewig steht die Grundschule halb leer. Zusätzlich könnte das reaktivierte Schulgebäude in Kürenz, das erst vor einigen Jahren saniert wurde, weiter genutzt werden. Die Forderung der Egbert-Eltern, mit der Sanierung "ihrer" Grundschule müsse noch in diesem Jahr begonnen werden, ist vor diesem Szenario nicht nur blauäugig. Was stimmt: Die Bauschäden der Egbert-Schule sind nur so groß geworden, weil jahrelang die Instandhaltung vernachlässigt wurde. Das fühlt sich ungerecht an, kann aber nicht das Argument dafür sein, die Schule nun gegen alle Vernunft erhalten zu wollen. Ob Schuldezernentin Angelika Birk das Aus für die Egbert-Schule wird durchsetzen können? Nicht nur die Eltern und der Stadtradt, sondern auch der neue Oberbürgermeister oder die neue Oberbürgermeisterin könnten ihr das schwer machen. Denn die Entscheidung wird eine der ersten sein, die das neue Stadtoberhaupt mit fällen muss. Rückgrat wird dafür nötig sein. c.wolff@volksfreund.deExtra

Die Zahl der Trierer i-Dötzchen ist in den vergangenen 15 Jahren zurückgegangen. Gab es zum Schuljahr 1998/99 noch 944 ABC-Schützen in Trier, waren es fünf Jahre später, im Schuljahr 03/04, noch 911. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl stabilisiert: Schuljahr 04/05: 801 Erstklässler, Schuljahr 05/06: 763 Erstklässler, Schuljahr 06/07: 754 Erstklässler, Schuljahr 07/08: 776 Erstklässler, Schuljahr 08/09: 749 Erstklässler, Schuljahr 09/10: 795 Erstklässler, Schuljahr 10/11: 726 Erstklässler, Schuljahr 11/12: 805 Erstklässler, Schuljahr 12/13: 781 Erstklässler, Schuljahr 13/14: 731 Erstklässer, Schuljahr 14/15: rund 780 Erstklässler. Auf Landesebene ist die Zahl der ABC-Schützen stark gesunken: 2003 wurden in Rheinland-Pfalz rund 44 900 Kinder in die ersten Klassen eingeschult, im Jahr 2012 waren es noch 32 700. (Quellen: Statistisches Landesamt, Stadtverwaltung Trier) wocExtra

In die Grundschule Tarforst werden nächste Woche 57 ABC-Schützen in drei erste Klassen eingeschult (Vorjahr: 53 Kinder). Die ursprünglich zweizügig geplante Schule hat damit in jeder Jahrgangsstufe drei Klassen, insgesamt also zwölf Klassen. Als Ausweichräume werden derzeit die Aula der Schule und ein Raum im Vereinsgebäude auf dem benachbarten Sportplatz als Klassenzimmer genutzt. Um die Raumnot zu mildern, sollte zum Beginn des Schuljahres 2014/15 ein Anbau mit zwei zusätzlichen Räumen errichtet werden. Der Bau verzögert sich allerdings. "Unmittelbar nach den Sommerferien wird allerdings mit dem Bau begonnen, der voraussichtlich spätestens Ende des Jahres fertig sein soll", berichtet Rathaus-Pressesprecher Ralf Frühauf. Von den 413 000 Euro Baukosten übernimmt das Land 50 000 Euro. woc

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